Album der Woche

Tout Bleu - Otium

13.12.2021
von Jonas Albrecht

Still und heilig sind nun angeblich wieder unsere Nächte. Da lässt sich gut der neuste Beitrag aus dem Schweizer Untergrund reinpflanzen. Das Quartett Tout Bleu um Gitarristin Simone Aubert schickte letzte Woche ein neues Album los in die Welt, dem Untergang entgegen. Besser festklammern daran, es ist vielleicht eine der letzten Möglichkeiten dieses Jahr, sich nicht alleine zu fühlen. Ein Schneebett von Drones, umhüllt von kristallenen Saitenpatterns, kühl zupfend, sachte streichelnd. Oh du Seelige, berühre mich! 

Als ihr Solo Projekt beginnend, lässt sich Simone Aubert (Massicot, Hyperculte und viele andere) inzwischen von Bratsche, Cello und Mellotron bereichern. Die kammermusikalische Intimität trifft hier auf die politische Dringlichkeit der Punklöcher. Stets als klare Absage an den kapitalistischen Exzess der Finanzstadt Genf und die Normierungsprozesse der ländlichen Populärkultur formen Tout Bleu eine Musik, die sich genüsslich Zeit lässt und dem Unpolierten den verdienten Platz einräumt. Otium - lateinisch für Musse, also Zeit, die nach eigenem Wunsch genutzt und gestaltet wird - zeugt von Entschlossenheit und Verspieltheit zugleich. Wenn's dich packt, dann geh doch ruhig wieder mal die Sterne küssen. Mit Otium kannst du gut den Himmel aufreissen und dich selbst darin versenken. 


Otium von Tout Bleu erschien am 10. Dezember 2021 via das Genfer Label Bongo Joe Records



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