Gspröchsstoff

"Bei all diesen Hormonwerten geht das Menschliche verloren" - Transpersonen im Sport

Die Neuseeländerin Laurel Hubbard wird als erste geoutete trans Frau an den Olympischen Spielen diesen Sommer in Tokio teilnehmen. Dafür muss sie folgende Richtlinien des IOC (International Olympic Committee) einhalten:

  • Die Athletin definiert ihre Geschlechtsidentität als weiblich und darf diese während vier Jahren nicht ändern.
  • Die Athletin muss beweisen, dass der Testosteronwert (vereinfacht gesagt «männliches Geschlechtshormon») im Blutserum unter 10 nmol/L während mindestens 12 Monaten vor dem ersten Wettkampf beträgt.
  • Der Testosteronwert im Blutserum muss während der ganzen aktiven Wettkampfzeit unter 10 nmol/L betragen. Tests können durchgeführt werden, im Falle einer Verfehlung kann die Erlaubnis zur Teilnahme für 12 Monate entzogen werden.

Zuschauende, Trainer*innen und Athlet*innen fürchten, dass Hubbard gegenüber ihren Kontrahentinnen einen körperlichen Vorteil haben könnte. Die beiden Gspröchstoff-Gäste Fabienne Peter und Joël Rüegger - beide trans - wagen dies zu bezweifeln. 


Den Körper dank Sport neu kennenlernen

Fabienne Peter ist studierte Mechatronikerin und Pädagogin und sie ist die erste geoutete trans Eishockeyspielerin der Schweiz. Ihre Erfahrungen als trans Sportlerin gibt Fabienne Peter heute in der Arbeitsgruppe Sport des Transgender Network Switzerland sowie im Projekt Swiss Sports History der Universität Luzern weiter. Joël Rüegger ist Informatiker und hat die Ausbildung zum Fitness-Boxtrainer absolviert. Dieser Tätigkeit geht er nun beim Boxclub Viktoria nach. Beide haben durch den Sport ihren Körper akzeptieren gelernt. Während Fabienne durch die Transition an Leistung eingebüsst hat, drehte Joël erst danach so richtig auf. 

In Joëls Boxclub wird ein FLINT*-Boxen angeboten, um für alle (ausser cis-Männer) einen "Safe Space" - einen sicheren Trainingsort - zu gewährleisten, bei dem Respekt im Vordergrund steht. "Gerade während einer Transition beschäftigt dich so viel, da macht ein solcher "Safe Space" absolut Sinn. Allerdings stellt uns dieser auch wieder in einen Sonderecken, was ich persönlich nicht optimal finde", erklärt Joël. Was uns direkt zur Diskussion um die Inklusion von trans Personen in den (Spitzen)Sport zurückbringt. 

Studien über Vor- oder Nachteile bei trans Personen im Sport gibt es so oder so nur wenige. Allerdings gibt es eine Umfrage des TGNS, welches ziemlich deutlich aufzeigt, dass sich trans Personen diskriminiert fühlen. Im Gespräch mit Joël und Fabienne zeigt sich relativ bald: Wir diskutieren hier über viele Grundsätze. Was bedeutet Fairness? Kann Sport überhaupt fair sein? Warum stehen praktisch nur die Vorteile von trans Frauen im Fokus? Wieso spricht kaum wer über trans Männer  oder die Leistungsabnahme bei trans Frauen? Und wieso müssen Fabienne und Joël so vielen gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden?

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