Gspröchsstoff

Boss-Bitches und Umweltschutz

Es gibt den Umweltschutz und den Feminismus. Und dann gibts den Ökofeminismus, der die beiden aktivistischen Denkströmungen zusammenbringt. Grundidee ist, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Ausbeutung der Natur und der Ausbeutung von Frauen*. Es gibt jedoch mehrere Varianten, den Ökofeminismus zu denken. 


Naturalismus

Die naturalistische Variante des Ökofeminismus besagt, dass Frauen natürlicherweise näher bei der Natur seien und daher ein besseres Verständnis für Umweltschutz aufbringen könnten. Es sei die Aufgabe der Frauen, die Umwelt zu schützen. Diese Position naturalisiert Frauen wieder. Das heisst, Frauen werden als Natur dargestellt, Männer als Vernunft (Ratio). Diese Darstellung wird stark kritisiert, weil versucht wird, über die Natur die Essenz von Weiblichkeit zu definieren und den Frauen die unbezahlte Arbeit des Umweltschutzes zu übertragen. Umweltschutz geht aber alle etwas an. 


Die traditionelle Rolle der Frau

Gerade die Länder des globalen Südens sind vermehrt von den Folgen des Klimawandels betroffen. Das hängt damit zusammen, dass sie weniger Schutzmechanismen haben, dass durch die Abrodung von Wäldern Fluten weniger gestoppt werden, durch Wasserprivatisierung und allgemeine Trockenheit Dürren stärkere Auswirkung haben und dass weniger Kapital für die Überbrückung von Krisen vorhanden ist. In diesen Ländern leiden Frauen am meisten unter Umweltkatastrophen. Sie sind aufgrund der traditionellen Arbeitsteilung, fehlendem Kapital am vulnerabelsten. Es besteht also ein starker Zusammenhang zwischen ökologischen Krisen und dem Leid von Frauen. 


Kapitalismuskritik

Die kapitalismuskritische Variante besagt, dass der Kapitalismus Frauen und Natur als billige Ressource benutzt, um Profit zu generieren. Profit entsteht nach Karl Marx' Theorie durch einen ungleichen Tausch von Gütern. So ein ungleicher Tausch passiert zum Beispiel, wenn typische Frauenberufe wie Care-Arbeit nicht genügend Lohn erhalten oder Natur privatisiert wird, um sie zu verkaufen (Wasserquellen, Kohle, Wald). Das Kapital profitiert also direkt von der Ausbeutung von Natur und Frauen. Die Gleichsetzung von Frau und Natur spielt diesem Ausbeutungsverhältnis zusätzlich in die Hände. Allgemein geht es aber darum, aufzuzeigen, dass der Kapitalismus von Unterdrückung Gewinn schlägt. In diesem Zusammenhang geht es um jede Form von Unterdrückung. Der Ökofeminismus ist in diesem Verständnis deshalb intersektional (alle Formen von Unterdrückung betreffend). 


Im aktuellen Gspröchsstoff hörst du Tatjana, Ramona und Lisa über all diese Themen sprechen. Hör rein! 

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