Ein bewegtes Jahr im Intravinyl: 40 Sendungen, Klänge aus rund 20 Ländern und 100 Jahren Musikgeschichte. Wir hoffen, Dich auch im nächsten Jahr begleiten zu dürfen. Jetzt ist es aber Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen. Das Jahres-Best-Of Deiner Lieblingssendung – hier in voller Länge:
Hinter dem Vorhang
Ein besonderes Augenmerk widmeten wir dieses Jahr Klängen aus dem ehemaligen Ostblock. Von der Ukraine bis nach Ungarn begegneten wir kreativen Musiker*innen, die autoritären Regierungen trotzten und unverkennbare Klanglandschaften schufen. In Leningrad (heutiges St. Petersburg) prägten Akvarium mit illegalen Wohnungskonzerten und der Verbreitung von selbstproduzierten Kassetten den sowjetischen Untergrund. Auch in der Ukrainischen SSR bewegte sich ein Grossteil des musikalischen Schaffens im Untergrund. Das Label Shukai bewahrt die heute vergessenen Werke und versucht, das kulturelle Erbe des Landes am Leben zu erhalten.
Non-Metaphorical Decolonization
Auch Klänge aus dem afrikanischen Kontinent begleiteten uns das Jahr hindurch. Musik geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen, Innovation und Widerstand. Zum Beispiel zog es uns nach Khartum, die Hauptstadt des Sudans zwischen dem Blauen und dem Weissen Nil. Die Stadt erlebte in den 70er- und 80er-Jahren eine musikalische Blütezeit, geprägt von hypnotischen Geigenklängen und Synthesizern. Durch die Machtübernahme Omar al-Bashirs 1989 brachte das musikalische Leben fast gänzlich zum Erliegen. Kompilationen wie «Two Niles to Sing a Melody» bewahren dieses reiche Erbe. In Guinea setzte Präsident Ahmed Sékou Touré Musik als Mittel zum «Nationbuilding» ein. Mithilfe des Staatslabels Syliphone verbreitete er seine Vision des neuen, unabhängigen Guinea, frei vom Joch der Kolonialzeit. Zwischen Propaganda und Authentizität entstand ein einmaliger Sound, welcher auch Superstars wie Miriam Makeba nach Guinea lockte.