30. Juni. Der letzte Tag des Pride Month nahmen wir zum Anlass, das Rampenlicht auf drei Künstlerinnen abseits der Heteronormativität zu beleuchten. Menschen, welche sich Zeit ihres Lebens selbstbewusst gegen gesellschaftliche Dogmen, Hass und Unterdrückung gestellt haben und große Beiträge für die Sichtbarkeit queerer Menschen in der Musik geleistet haben.
Die Suche nach Jackie Shane
Die erste Hälfte der Sendung war ganz Jackie Shane gewidmet. Geboren im Zeitalter von Jim Crow in den Südstaaten, war sie täglich mit Rassismus konfrontiert. Entgegen dem bei ihrer Geburt zugeschriebenen männlichen Geschlecht ging Jackie schon früh geschminkt zur Schule. Unterstützt wurde sie im Ausleben ihrer Geschlechtsidentität von ihrer Mutter und Großmutter. Im Tennessee der 50er Jahre erlebte sie die frühe Entwicklung des Rock ’n’ Roll hautnah mit. Als Sessionmusikerin war sie in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre auf zahlreichen Liedern zu hören. Ende des Jahrzehnts trat sie einem Wanderzirkus bei, um aus den Südstaaten zu entkommen.
Für kurze Zeit ließ sie sich dann in Montreal nieder, wo sie einem Konzert des Trompeters Frank Motley beiwohnte. Der Musiker beeindruckte Jackie mit seinem Geheimtrick, zwei Trompeten gleichzeitig zu spielen. Frank Motley und Jackie Shane schlossen sich zusammen und zogen nach Toronto, wo sie schon bald zu lokalen Stars wurden. Jackie eröffnete schon bald Konzerte für Marvin Gaye oder auch für Etta James, welche Shane als eine der talentiertesten Performerinnen aller Zeiten bezeichnete.
Nach zehn Jahren im Showbusiness verschwand Jackie von der Bildfläche. Fast 40 Jahre wusste die Öffentlichkeit nichts von ihr, bis plötzlich altes Songmaterial von ihr auf dem Markt erschien. Müde vom Leben im Rampenlicht zog sich Jackie zurück in ihre Heimat in Tennessee, um sich um ihre Mutter zu kümmern. Die Geschichte von Jackie Shane, einer der ersten schwarzen Transpersonen im Musikbusiness, wird in der Dokumentation „Any Other Way: The Jackie Shane Story“ von Michael Mabbott und Lucah Rosenberg-Lee behandelt.
Wie Coccinelle Geschichte schrieb
Im Jahr 1931 kam Coccinelle oder auch Jacqueline Charlotte Dufresnoy in Paris zur Welt. Schauspielerin, Sängerin und transgender Aktivistin. In den 50er Jahren gab sie in einem Cabaret in Paris ihr Bühnendebüt. Als erste Frau in Europa hatte sie Ende der 50er Jahren ihre Geschlechtsangleichung durch eine Operation in Marokko. Danach wurde sie schnell zu einer Mediensensation. Ihr Aussehen und ihre Shows erinnerten an prominente Sexsymbole aus der damaligen Zeit. Coccinelle setzte sich für die Rechte und Gleichstellung von transgender Personen ein. Unter anderem gründete sie eine Organisation namens "Devenir Femme", deren Ziel es war, dass Menschen, die eine Transition anstrebten, eine seelische und praktische Unterstützung haben. Ihre Namensänderung sowie auch ihre Ehe als Transfrau in der 60er wurden offiziell vom französischen Staat anerkannt.
Coccinelle verstarb im Alter von 75 Jahren. Zu ihren Ehren wurde im Pigalle Viertel in Paris eine Strasse nach ihr benannt: die Promenade Coccinelle. Eine Premiere für eine Transfrau in einer europäischen Stadt.
Ein Weg des Findens von Janis Ian
Die musikalische Karriere von Janis Ian begann bereits sehr früh. Bereits vor ihrem ersten Lebensjahr fing sie an zu sprechen, mit zwei Jahren wollte sie Klavier spielen lernen und mit zehn Jahren kam dann noch die Gitarre dazu. Janis Ian kam 1951 in New York zur Welt. Sie ist Sängerin, Songwriterin und zweifache Grammy Gewinnerin. In ihrer Karriere brachte sie über 20 Alben raus und spielte teilweise bis zu 300 Konzerte pro Jahr. Nachdem ihre Ehe mit ihrem Mann Anfang der 80er Jahre zu Ende ging, nahm ihr Leben viele neue Richtungen an. Sie zog von Los Angeles in die Südstaaten nach Tennesse um, sie machte längere Zeit keine Musik und zog sich eher zurück. In de 90ern veröffentlichte sie ihr Comeback-Album und outete sich öffentlich als lesbisch. Zudem gründete sie ihr eigenes Label "Rude Girl Records". Ein paar Jahre später heiratete sie ihre Frau, mit der sie bis heute zusammen ist. Auch heute ist sie noch immer musikalisch aktiv und veröffentlichte zum Beispiel 2022 ein weiteres Album.
Playlist
Jackie Shane - Sticks and Stones
Jackie Shane - Any Other Way
Jackie Shane - In My Tenement
Jackie Shane - Comin' Down
Jackie Shane - Money (That's What I Want)
Jackie Shane - I've Really Got the Blues
Jackie Shane - Send Me Some Lovin'
Jackie Shane - Walking the Dog
Jackie Shane - New Way of Lovin'
Jackie Shane - Cruel Cruel World
Jackie Shane - Dual Trumpet Bounce - Live
Jackie Shane - High Heel Sneakers - Live
Jackie Shane - Money (That's What I Want) - Live
Jackie Shane - Raindrops - Live
Jackie Shane - You're the One (That I Need) - Live
Jackie Shane - Any Other Way - Live
Coccinelle – Prends-moi ou laisse-moi
Coccinelle – Tu t’fous de moi
Coccinelle – Chercher la femme
Coccinelle – L'amour à fleur de coeur
Coccinelle – La fin d’un...
Coccinelle – C'est beau un homme
Coccinelle - La vie mondaine
Coccinelle - New York New York
Coccinelle - Je cherche un milliardaire
Coccinelle - Avec mon p'tit faux-cul
Janis Ian - Stars
Janis Ian - Fly too high
Janis Ian - At Seventeen
Janis Ian - Society's Child
Janis Ian - Lover's Lullaby
Janis Ian - Evening Star