1971 gründeten Leon Huff und Kenneth Gamble das Label Philadelphia International Records und vervollständigten somit neben Stax und Motown die heilige Dreifaltigkeit der US-amerikanischen Soul-Labels. Das Songwriter-/Produzentenduo Gamble and Huff schuf innerhalb kürzester Zeit Anfang der 70er-Jahre einige der unvergesslichsten Soul-Platten aller Zeiten.
Die Klänge von Philadelphia International Records (PIR) unterschieden sich mit ihren geradlinigen, tänzerischen Rhythmen und nachtkluborientierten Ohrwürmern klar von seinen beiden älteren Geschwistern aus Detroit und Memphis. "Soul in a Tuxedo" war ein Ausdruck, der oft verwendet wurde. Ähnlich wie ein maßgeschneiderter Anzug passten sich Gamble und Huff jeweils den entsprechenden Künstlern und ihren Temperamenten und Ausdrucksstärken an, um Songs zu schaffen, die perfekt mit der jeweiligen Person resonierten.
Jump on the Soul Train!
PIR stieg schnell in die Höhe und konnte mit seinen älteren Geschwistern mithalten. Vor allem in der ersten Hälfte der 70er Jahre übte das Label einen enormen kulturellen Einfluss auf die zeitgenössische Musikszene aus. Der Sound von PIR lieferte wichtige Impulse für die spätere Disco-Epidemie, die bald die ganze Welt in ihren Bann zog. Außerdem war es ein Frauen-Trio aus dem Hause PIR, das das Intro für die wohl legendärste Musiksendung der Welt schuf. Zusammen mit MFSB (kurz für Mothers, Fathers, Sisters, Brothers), einem lockeren Zusammenschluss von Sessionmusikern, die für das Label arbeiteten, brachten The Three Degrees den Song "TSOP (The Sound of Philadelphia)" heraus. Dieser Song wurde zum Intro von "Soul Train", der Fernsehsendung von Don Cornelius, in der Künstler (vorwiegend aus der Soul-Szene) vorgestellt wurden und in der Regel ein Set spielten (meistens Playback).
Where Stars are Born
Philadelphia International Musik war auch der Geburtsort zahlreicher Superstars. Teddy Pendergrass zum Beispiel begann als Schlagzeuger bei der Band Harold Melvin and the Blue Notes. Bald fiel er jedoch mit seiner außergewöhnlich liebevollen, aber dennoch kraftvollen Stimme auf. Vom Backgroundsänger rückte er immer weiter in den Vordergrund und übernahm einzelne Leadparts. Als er dann 1976, als die Band den Höhepunkt ihres Erfolges erreicht hatte, seinen Bandkollegen vorschlug, die Band in "Teddy Pendergrass and the Blue Notes" umzubenennen, wurde er aus der Band geworfen. Das war nicht weiter schlimm, da Pendergrass schon bald als Solokünstler großen Erfolg feiern konnte.
Playlist
Billy Paul - Me and Mrs. Jones
Patti LaBelle - If Only You Knew
Dee Dee Sharp Gamble - Nobody Could Take Your Place
Patti LaBelle - Love, Need and Want You
Dee Dee Sharp - O-o-h Child
The O'Jays - Let Me Make Love To You
Harold Melvin & The Blue Notes - The Love I Lost (feat. Teddy Pendergrass)
Jean Carn - Don't Let It Go to Your Head - 12" Version
The Jacksons - Show You the Way to Go
McFadden & Whitehead - Ain't No Stoppin' Us Now
The Philadelphia International All-Stars - Trade Winds
The Philadelphia International All-Stars - Let's Clean Up the Ghetto - 12" Version
Frantique - Getting Serious
Frantique - Strut Your Funky Stuff - 12" Version
MFSB - TSOP (The Sound of Philadelphia) (feat. The Three Degrees)
Patrice Rushen - Remind Me - Remastered
Phyllis Hyman - You Know How to Love Me - 7" Version
Dee Dee Sharp Gamble - Breaking and Entering - 12" Version