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Syliphone - La Voix de la Révolution

In den späten 60er Jahren wurde Guinea zur Stimme des Umbruchs in Afrika. Mit Syliphone gründete Präsident Ahmed Sékou Touré das erste staatlich finanzierte Musiklabel des Kontinents. Bis 1984 schufen die Musiker*innen unwiderstehlich tänzerische Klanglandschaften zwischen Tradition und Moderne. Von der Gründung bis zum Kampf um den Erhalt der Syliphone- Archive, widmeten wir uns der Geschichte diese legendären Labels und ihren Musiker*innen. Mehr erfährst du in der vollen Sendung. Hier zum Nachhören.

Der Klang der Unabhängigkeit

Mit der Ausrufung der Fünften Republik Frankreichs gab Staatsoberhaupt Charles de Gaulle den französischen Kolonialgebieten die Wahl, ein Teilstaat in der neu geschaffenen Communauté Francaise zu werden oder vollständige Unabhängigkeit anzustreben. Unter dem Einfluss des charismatischen Gewerkschaftsführers Ahmed Sékou Touré entschied sich Guinea für Letzteres. Sékou Touré wurde Staatsoberhaupt und regierte das Land als Alleinherrscher. Er erkannte die politische Macht der Musik und verstaatlichte die bekannten guineischen Orchester. 1967 gründete er das Label Syliphone, benannt nach seinem Spitznamen Syli, was auf Deutsch "großer Elefant" bedeutet.


Zwischen Propaganda und Authentizität

In der guineischen Hauptstadt Conakry entstanden die Radio Télévision Guinée Studios, in denen auch das neue Staatslabel beheimatet war. Die Studios wurden schnell als "Voix de la Révolution" bekannt, die Stimme der Revolution. Syliphone wurde bald nach seiner Gründung zum Propagandainstrument der Regierung. Die Orchester sangen über gelungene Drei-Jahres-Pläne, die Gefahren des Imperialismus und forderten die Arbeitsamkeit ihrer Zuhörerschaft. Auf musikalischer Ebene wurde das Prinzip der Authenticité umgesetzt, wobei der traditionelle Ursprung der Musik beibehalten werden sollte, ohne die Sensibilität der modernen Welt zu verlieren. Anstelle von uralten guineischen Instrumenten wie dem Ballafon oder der Kora hörte man bei Syliphone vor allem westliche Instrumente.


Die Revolution verstummt

1984 starb Sékou Touré unerwartet bei einer Herzoperation. Seine Regierung genoss nur wenig Rückendeckung vom Volk. Nach einem Staatsstreich kam Lansana Conté an die Macht und löste das staatliche Label Syliphone auf. Im Laufe der Jahre wurden die etwa 7000 Tonspuren in den Archiven des guineischen Rundfunks gelagert, wobei einige bei einem Putschversuch zerstört wurden. 2008, nach dem Ende der Regierung Contés und den darauffolgenden Unruhen im Land, startete die British Library ein Projekt zur Digitalisierung der noch verbliebenen Aufnahmen von Syliphon. Heute sind diese Digitalisate kostenlos auf der Website der British Library verfügbar.


Playlist

Kélétigui et ses Tambourins – La Guinée Moussolou 

Kélétigui et ses Tambourins - Manghoya 

Horoya Band – Touba 

Kébendo Jazz - Soumba 

Bembeya Jazz National – Petit Sékou 

Bembeya Jazz National – Whisky soda 

Horoya Band – Alphabetisation 

Miriam Makeba - Moolouyame 

Balla Et Ses Balladins – Paulette 

Balla Et Ses Balladins - Bambo 

Miriam Makeba – L'Enfant et La Gazelle 

Miriam Makeba – Jeux interdits 

Les Amazones de Guinée - Samba 

Les Amazones de Guinée - Salimou 

Bembeya Jazz National - Introduction 

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