Der "Konflikt" ist ein komplett ungleicher: Israel hat nicht nur eine breite internationale Unterstützung unter den westlichen Industrienationen, Israel hat Atomwaffen und eine grosse wirtschaftliche Macht, während auf der anderen Seite Palästinenser*innen de facto keinen Staat haben. Israel kontrolliert auch die Grenzen vom Gazastreifen (ausser einen Grenzübergang) und hält eine Blockade aufrecht. Diese Ungleichheit äussert sich auch in den Zahlen an Toten, Verletzten und Flüchtenden, sie zeigt sich auch in der Menge an Zerstörung. Deshalb kann auch kaum von einem einfachen "Konflikt" gesprochen werden.
Der Kampf gegen die israelische Besatzung und Unterdrückung ist kein antisemitischer Kampf, sondern schlicht ein Widerstandskampf. Antisemitismus und Judenhass sind durchaus ein grosses Problem und eine Tragödie, aber auch ein Problem, welches schon vor der Unterdrückung Palästinas durch Israel existierte (Menschen welche sich hier vom Antisemitismus freikaufen möchten, vergessen hier kurzerhand die Shoah); ein Problem welches schon vor der lächerlichen Gleichsetzung von Israel und dem jüdischen Glauben existierte. Und da Israel nicht alle Jüd*innen repräsentiert oder für diese spricht ist gar im Gegenteil die Identifizierung von Israel mit dem Judentum antisemitisch. Kritik an Israel und der Kampf gegen Israel ist nicht inhärent antisemitisch. Mensch kauft sich nicht vom Antisemitismus frei, in dem dieser durch Islamophobie und Rassismus eintauscht.
Hier auch noch in den Worten der Philosoph*in Judith Butler:
But as Jews, we do say, “Not in our name.” This is the — what the Israeli state is doing, what the Israeli military forces are doing does not represent us. It doesn’t represent our values. And because, as I’ve said, I think what we’re seeing is the implementation of a genocidal plan, according to international legal definitions of genocide, as Jews, it is imperative, ethically, politically, to speak out against genocide, just as it is to speak out against the production of a new class of refugees or the intensification of refugee status for so many Palestinians, who have, in some cases, been refugees since 1948.
In dieser Sendung haben wir mit Malick Manneh von der Gruppe Unilu for Ceasefire gesprochen. Das ist eine Gruppe von Studierenden an der Universität Luzern, welche sich als Reaktion auf den Genozid gründeten, um sich über dieses Thema auszutauschen und sich zu informieren. Weiter haben wir auch mit Maysam Imran Alsous, von Lucerne For The People gesprochen.
Kriegsverbrechen, Genozid und Sprache
Das gezielte Töten von Journalist*innen, das Bombardieren von Krankenhäusern, wie auch das Aufhalten und Zerstören von Hilfsgütern sind alles Kriegsverbrechen, welche die Israelischen Streitkräfte wissentlich verüben. So kam es bereits zu mehreren brutalen Massakern unter anderem auch unter Palästinenser*innen, welche in einer Schlange standen und auf die Verteilung von Gütern, wie beispielsweise Mehl warteten. (Hier noch ein weiterer Link.) Die UN und der Internationale Gerichtshof warnten bereits früh vor einem Völkermord.
Seit dem Oktober starben über 31'000 Palästinenser*innen, davon 13'000 Kinder und weitere 8'000 sind begraben unter Geröll und zerstörten Häusern, wie uns Malick Manneh auch im Interview sagt. Es kann von nichts anderem gesprochen werden als Genozid. Doch das Problem geht weiter zurück als Oktober.
Fragwürdig ist dann auch, wie es sein kann, dass die Medien in ihrer Berichterstattung über diese Ereignisse, diese Situation, den Genozid dermassen entmenschlichend berichten, was uns Maysam Imran Alsous in ihrer Recherche aufzeigt. Eine passive Sprache, die das Abschlachten von Palästinenser*innen als natürliche Gegebenheit darstellt und somit dem Genozid die Steigbügel hält. Wenn Du mehr über das, was gerade geschieht und die Sprache der Berichterstattung über den Genozid mehr erfahren möchtest, hör Dir doch die ganze Sendung unten an:
Natürlich konnten wir hier in dieser Sendung nicht alles thematisieren, was es verdient hätte, thematisiert zu werden. Wir wollten und konnten lediglich nicht mehr stumm bleiben und sahen uns gezwungen, das Thema zu behandeln. Etwas, was wir wohl schon viel früher hätten tun sollen, angesichts der Untaten die noch immer begangen werden.
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Die interviewten Gruppen:
Global South Reading Group Lucerne
Für Spenden und Unterstützung:
Palestine Children Relief Fund
Weitere Informationen: