Krass Politic

Im Winter ohne Dach über dem Kopf?

In Luzern leben zwischen 40 und 60 Personen ohne festen Wohnsitz oder einem Dach über dem Kopf. Adrian Klaus, der Betriebsleiter der GasseChuchi K+A von der Kirchlichen Gassenarbeit Luzern, klärt uns über dessen Finanzierung auf, erzählt aus dem «Chuchi-Alltag» und sagt uns, wie wir Randständigen helfen können.

Die GasseChuchi

Die Kirchliche Gassenarbeit führt neben der GasseChuchi K+A (kurz für Konsum und Anlaufstelle) unter anderem auch eine Sozialberatung und Einkommensverwaltung, eine Seelsorge, ein Drugchecking und die aufsuchende Sozialarbeit, welche auf den Strassen Luzerns aktiv ist. In der GasseChuchi K+A können Suchtkranke und andere Randständige ihre Drogen in einem sauberen und sicheren Umfeld konsumieren, eine warme Mahlzeit geniessen, medizinische Versorgung in Anspruch nehmen oder Duschen. Die Chuchi ist aber auch Ort für soziale Interaktion innerhalb der Szene und im Winter ein warmer Raum für Unterhaltungen. Rund 95% der Menschen die hier ein und aus gehen sind selber suchtkrank, ähnliches gilt wahrscheinlich auch für die Anzahl der obdachlosen Menschen.

Polizeiarbeit: Repression oder Prävention?

Dadurch entstehen auch regelmässig Konflikte und Reibungen mit der Polizei, die einen anderen Teil der Arbeit die Gassechuchi übernimmt, jedoch an den selben Problemen arbeiten. Beide haben nämlich auch den Auftrag der Entlastung des öffentlichen Raums. Die Polizeipräsenz, auch um die Gassechuchi, hat sich seit dem Anstieg an Crackkonsum in Luzern verstärkt. Teilweise berichten Betroffene von starker Repression und Schikane, andererseits wird auch von viel Verständnis und Mitgefühl berichtet. 

Die Finanzierungsfrage

Die Angebote der kirchlichen Gassenarbeit werden zu einem Teil von der öffentlichen Hand finanziert, sind aber auch zu einem grossen Teil von der Kirche und privaten Spenden abhängig. Dass das nicht zwangsweise so sein muss, zeigen Beispiele von anderen Städten, bei denen die Abhängigkeit von privaten Spenden viel geringer ist. Dort werden solche Organisationen und Vereine teilweise auch stärker in den politischen Prozess einbezogen. Adrian Klaus erzählt uns im Interview hierzu von seinen Erfahrungen aus Zürich.




Kleiner Medientipp: Die Gasseziitig der Kirchlichen Gassenarbeit erzählt vom Leben auf der Strasse und wird von Betroffenen und Menschen, die in der Szene arbeiten, geschrieben. Im Archiv kannst du die alten Ausgaben nachlesen - am Besten kaufst du dir aber gleich ein neues Exemplar von einer Verkäufer*in und tust dabei gleich etwas gutes.




Zu wenig Notschlafbetten

Gerade in der kalten Jahreszeit spitzt sich die Situation für Menschen ohne festen Wohnsitz zu. Die meisten von Ihnen finden zwar ein Dach über dem Kopf, das gilt aber nicht für alle. Entlastung bieten sollte hier beispielsweise die Notschlafstelle in Luzern, die letzten Winter zum ersten mal Menschen abweisen musste, weil es zu wenig Plätze gab. In diesem Jahr wurde dieser Punkt aber bisher nicht erreicht. Diese Situation spiegelt sich auch an anderen Stellen wieder. Dazu kommt der sowieso schon knappe Wohnraum und die Notwohnungen der Stadt, die teilweise in sehr schlechtem Zustand sind, wie diverse Medien berichteten. Aufgrund dessen wird im grossen Stadtrat eine Interpellaton behandelt, die von der Stadtregierung Antworten zu diversen Fragen rund um Obdachlosigkeit und der Anzahl Notschlafbetten in Luzern verlangte. Der Stadtrat nimmt die unbefriedigende Situation zur Kenntnis und möchte die Probleme lösen. Die Frage der Finanzierung stellt sich aber auch hier.



Bist du oder jemand in deinem Umfeld von Obdachlosigkeit betroffen?

GasseChuchi - K+A: Geissensteinring 24, Postfach 4352, 6002 Luzern, T 041 252 26 40, gassechuchi@gassenarbeit.ch

Notschlafstelle: Zihlmattweg 4, 6005 Luzern, T 041 202 03 10, notschlafstelle@jobdach.ch

Sozialberatung der Katholischen Kirche: Weggismattstrasse 9, 6004 Luzern, T 041 229 90 90, sozialberatung@kathluzern.ch

Sorgentelefon für Jugendliche von Pro Juventute: T 147, beratung@147.ch 

Die dargebotene Hand: T 143

Drugchecking und Suchtprobleme: 

DILU Drogeninformation Luzern: Murbacherstrasse 20, 6003 Luzern, T 079 433 64 64, drogeninformation-luzern@gassenarbeit.ch

Klick, Fachstelle Sucht Region Luzern: Obergrundstrasse 49, 6003 Luzern T 041 249 30 60, info@klick-luzern.ch

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