Pamir

WAS ZUM FICK IST NU PUNK

Wenn mir per Reels neue Musik aufgezwungen wird, drücke ich diese meistens innerhalb zwei Sekunden weg. Getarnt als seltsame 3D Katzenanimation konnte sich jedoch das kanadische „Nu-Punk“ Trio No Waves so in meinen Feed schmuggeln, dass ich mir direkt den dazugehörigen Song Missing All und somit die gesamte POSTCARD EP reinziehen musste.


Bestehend aus Sam Sussman, Angel Park Vela und Cyril Marvin Musgni, konnten No Waves mit dieser EP ihre vielversprechende Band auch auf große Bühnen zerren. So spielten sie neben Death From Above 1979 und Golfer auch für die legendären NOFX, die ebenfalls in dieser Pamir Sendung aufgrund ihrer kürzlichen Auflösung geehrt wurden.
Weg mit dem cleanen, langweiligen Rock Sound der letzten Dekade. Diese Jungs haben gecheckt, wie Punk Rock heute klingen kann, ohne dass es nach ödem Recycling der letzten 30 Jahre klingt. Gross dazu beizutragen hat die unüblich übersteuernde Produktion, die mich schon fast an den Produktionsstil einiger japanischen Bands erinnert.

Bild via https://www.instagram.com/p/C_ydH0mJJL1/?img_index=3

Missing All kickt einen direkt mit schallenden Drums und kompromisslosem Chord Strumming in die 18-minütige EP. Klar, textlich ist ein Breakup Song jetzt nicht die Welt, trotzdem stören die putzigen Teenie Stories überhaupt nicht, denn Sam Sussman schafft es mit seinem off-key Gegröle eine gelungene pathetische Gesangsperformance an den Tag zu legen.
Der Switch vom schnellen Missing All zum Halfbeat in Hometown macht zum Bouncen zumute. „In your hometown everyone walks by“ - Dieser Moment ist so ikonisch, dass ich es nicht fassen kann, wie der Song noch nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen hat.
Die Band zeigt ihre Vielseitigkeit mit dem vierten Song Dagny, der mit seinen Shoegaze-artigen Leadguitar einen, für No Waves, ungewöhnlich langsamen Liebessong an den Tag liegt. Banger after Banger - bis hin zum letzten Song Ugly Wind - und alle schlagen dir mit Energie nur so in die Fresse.
Hach, heute schwärme ich vielleicht etwas zu viel, aber No Waves beweisen, dass der echte Rock ’n’ Roll nicht tot ist. Und, dass er vielleicht nur ein Reel von uns versteckt bleibt.

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