Queertopia

Wie Queers sich einen Platz im Hip-Hop erkämpften

Hip-Hop ist nicht gerade als queer-freundlichste Szene bekannt. Homophobie, vor allem gegen Männer, ist allgegenwärtig. Doch auch im Hip-Hop gab es seit Anbeginn Queers, die sich einen Platz am Mic erkämpften.

Die 80er: Die Geburtsstunde des Hip-Hops

Eines der ersten queeren Projekte im Hip-Hop war "Age Of Consent". Mit ihrem Track "Fight Back" lieferten sie 1981 den ersten queeren Hip-Hop Protestsong. Age Of Consent widersprach zu seiner Zeit allem, was Hip-Hop verkörperte. Sie waren weiss und schwul. 

Die Gruppe gewann in LA innert kürzester Zeit an Popularität - kommerzieller Erfolg, oder Radio-Play-Time wurde ihnen jedoch verweigert. 1983 haben sie sich nach einer intensiven Tournee durch US-Amerikanische Demonstrationszüge schlussendlich aufgelöst.

Die 90er: Queere Frauen dürfen nun auch ans Mic steppen

Während queeren Männern die Daseinsberechtigung im Hip-Hop noch weitere 10 Jahre verweigert blieb, konnten sich queere Frauen mit der dritten Feminismus-Welle in den USA einen Platz schaffen. Eines der wichtigsten Alben einer queeren Frau aus dieser Zeit ist "Plantation Lullabies" von Meshell Ndegeocello. In ihren Tracks thematisierte sie mehrheitlich das Leben als POC in New York, aber auch ihre bisexuellen Erfahrungen liess sie durch die Zeilen durchsickern.

Das Album war damals so kontrovers, dass es von Radiostationen boykottiert wurde - erst Jahre später wurde ihr von der Hip-Hop-Szene Lob ausgesprochen.

Die 00er Jahre: Je queerer, desto besser

Da queere Menschen in den 00ern von der breiten Masse an Hip-Hop Fans und MC's immer noch nicht akzeptiert wurden, entwickelten sie ihre eigene Szene. Zum ersten Mal tauchte der Begriff "Homo Hop" rund um die Gruppe Deep Dickollective auf.

Gruppen wie Deep Dickollective thematisierten in ihrer Musik fast ausschliesslich die eigene Sexualität und wie sie ihre Lebensrealität beeinflusst, ohne sich selbst zu übersexualisieren. Andere queere Rapper, wie beispielsweise Cazwell, schlugen eine andere Richtung ein und machten queeren Sex zum Hauptthema ihrer Musik.

Cazwell war einer der ersten schwulen Rapper mit kommerziellem Erfolg - der Begriff "Homo Hop" konnte sich dennoch nicht halten und verschwand spätestens in den 10er Jahren.

Die 10er Jahre und heute: Geht's den Queers im Rap gut?

Mit den 10ern bliebt Hip-Hop ein Kräftemessen zwischen hypermaskulinen Dude-Bros's - gleichzeitig entpuppten sich aber die ersten cis het Rapper zumindest als Allies und sprachen sich gegen die Diskriminierung von Queers im Rap aus. Man denke da an Macklemore und Ryan Lewis, oder sogar Kanye West, welcher der erste Superstar-Rapper war, der sich gegen Homophobie in der Rap-Musik aussprach. In dieser Zeit tauchten ebenfalls immer mehr hypermaskuline FINTA* Rapper*innen auf.

Rund um sie entstand eine paradoxe Situation - Während cis-het Rapperinnen wie Nicki Minaj sich hypersexualisiert zeigen mussten, um erfolgreich zu sein, schufen sich queere, hypermaskuline Frauen einen ganz eigenen Raum. Sie waren zwar Frauen, weshalb sie von der Hip-Hop Community diskriminiert wurden - konnten aber gleichzeitig am Kräftemessen der Dude Bro's teilhaben, weil ihre Art sich zu präsentieren gewissermassen mit der der Dude-Bro's übereinstimmt. Ein gutes Beispiel dafür ist Young M.A.

Viele Rapper*innen wie sie sich weder mit den Begriffen "queer", noch "female Rapper" wohl.

Wie es Queers im Hip-Hop momentan geht, bleibt für Queertopia schwer einzuschätzen. Klar ist: Nur wenige schaffen es auch heute noch queer zu sein und nicht ein nur mehrheitlich queeres Publikum anzusprechen. Welche Artists das in den letzten Jahren geschafft haben, und noch mehr geschichtlichen Kontext hörst du in der ganzen Sendung:

Playlist

Dibby Sounds – ED HARDY (L'amour tue lentement)

LILA SOVIA – Wii Golf

Chocolate Remix & Niña Dioz – Aquí Seguimos 

Age Of Consent – Fight Back

Meshell Ndegeocello – I'm Diggin' You (Like an Old Soul Record)

Deep Dickollective – We Out

Young M.A – OOOUUU

Syd – Missing Out 

Bbymutha – glowinthedark! 

Princess Nokia – No Effort 

Dibby Sounds – THUG LIFE 

Ivorrie – Toxic Love

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