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Ein älterer, weisser Mann - gross und schlank mit zerzausten Haaren, zerrissenen Jeans und einer schweren Lederjacke über der Schulter - so kann man sich einen Punk in etwa vorstellen. Die Punk-Bewegung hat jedoch in der Vergangenheit einen grossen Wandel durchlebt. In dieser Ausgabe von Queertopia sind wir der queeren Geschichte des Punks auf den Grund gegangen.
Schon Shakespeare mochte Punks nicht
Tatsächlich existiert das Wort "Punk" schon seit Shakespeare. Damals galt es als Bezeichnung für eine Person, die ihren Körper verkauft. Erst in den 1930er Jahren wurde das Wort dann spezifisch auf queere Personen angewandt.
Als queer-sein in den USA noch strafbar war, fingen in den 50er und 60er Jahren inhaftierte Queers an, sich selbst als Punk zu bezeichnen. Diese Personen versteckten trotz der Angst im Gefängnis zu landen und sozial im Abseits zu stehen, ihre Identität nicht und waren somit "stolz" darauf ein Punk zu sein. Ein Gedanke, der heute noch fest in der Punk-Bewegung verankert ist.
Wie du mir, so ich dir
In den frühen 70ern fingen dann queere, meist people of colour, sich in Gruppen und Bands zusammenzutun. Ihre Wut liessen sie an Instrumenten aus - auf der Bühne konnten sie sich entfalten.
Vaginal Davis, eine der wichtigsten Punks aus der Queercoreszene in LA
Lange bevor die Sex Pistols auch nur einen Songs veröffentlicht hatten, haben Bands wie Noise Addiction aus den USA den Sound des Punk definiert.
Gegen Ende der 70er Jahre und allerspätestens in den 80ern, ging die Punk-Bewegung um die Welt. Damit verbunden war, dass immer mehr toxische Männlichkeit in die Szene floss. Queere Personen und andere marginalisierte Gruppen wurden immer mehr aus ihrem eigenen Umfeld verdrängt. Für die "anderen" Punks waren sie zu queer und für die Queers zu Punk. Also musste eine Neuorientierung geschehen.
Eine Revolution innerhalb einer Revolution
Die Lösung war, dass eine "neue" Bewegung gegründet wurde. Anfangs noch mit viel Fantasie, wenn es darum ging, wie gross und toll die Szene sei. Queercore, oder damals "Homocore" entstand. Wichtig dafür waren sogenannte "Zines", also Magazine, die mit einfachen Mitteln hergestellt werden konnten. Wie genau der Begriff "Homocore" in einem Zine zustande kam, hörst du im Podcast.
Im Queercore war es dann umso wichtiger alles, was passierte zu dokumentieren, damit die Bewegung nicht versandete. Deshalb gibt es aus dieser Zeit zahlreiche Videoclips, und Aufnahmen von Partys und sonstigen "Alltagsstörenden" Aktionen.
Heute gibt es weltweit eine kleine, aber feine Queercore-Bewegung. Dank der Arbeit von Personen wie Vaginal Davis und zahlreichen Bands, Gruppen und Zines ging die Geschichte des Punks nicht Verloren und kann heute noch weiterleben. Junge Queers, die sich in der Punk-Szene bewegen erfahren durch ein paar wenige Klicks, dass Punk eben nicht von paar unglücklichen britischen Jungs erfunden wurde. Einen musikalischen Einblick in Punk und Queercore von damals, wie auch heute, hörst du im Podcast. Dort erfährst du auch, was der Musiker Little Richard mit der Punk-Bewegung am Hut hat.
Playlist
Childbirth – Since When are you Gay?
G!rlband – You Don’t Know I Know
G.L.O.S.S. – Trans Day of Revenge
The Muslims – Fuck The Cistem
Pure Hell – Noise Addiction
Nervous Gender – Monsters
Fifth Column – Deppresionaire
GLEN MEADMORE - No Money No Honey
Tribe 8 - Lezbophobia
The Apostles – Fucking Queer
Gum Disease – Scum
Shooting Daggers – Missandra
Limp Wrist – They Tell Me