Samschtig Jatz

Jazz ist so "ume"

Grosses Projekt

Wenn du die in den letzten paar Jahren aufblühende UK-Jazzszene aufmerksam verfolgt hast, bist du ihr bestimmt schon mal über den Weg gelaufen. Die Komponistin und Saxophonistin Cassie Kinoshi hat unter anderem bei KOKOROKO mitgespielt, einer der bekanntesten Bands dieser Szene und hat auch schon mit Nubya Garcia und Sons of Kemet zusammengearbeitet. Bekanntheit hat sie auch mit ihrem Ensemble namens Seed erlangt, vor allem nach der Veröffentlichung von Driftglass vor fünf Jahren.  Die kreative Arbeit der Künstlerin breitet sich über verschiedene Disziplinen wie Film, Tanz, Visual Art und Theater aus.

Nun hat sie ihr neustes Album gratitude veröffentlicht, das neben Seed auch DJ NikNak und das London Contemporary Orchestra featured. Cassie hat DJ NikNak  einst bei einem Jazzfestival kennengelernt und hat schnell gemerkt, dass eine kreative Zusammenarbeit gut möglich ist. Wenn man sich mit Menschen auf einer persönlichen Ebene gut versteht, führt das bei mir zu den besten Ergebnissen, so Kinoshi. 

Cassie Kinoshi hat täglich stundenlang komponiert und hatte gewissermassen den Vorteil, ihre Band sehr gut zu kennen. Es ist eine Umgebung, in der sie sich sehr wohl fühlt und authentischer Sound produzieren kann. Das Vertrauen in die Musik und in die Bandmitglieder von Seed haben es auch ermöglicht, mit dem London Contemporary Orchestra und mit DJ NikNak zusammenzuarbeiten. 

Das Album gratitude ist dafür geschrieben worden, um ihre eigene psychische Gesundheit und ein klares Bewusstsein steuern zu können. Dabei ist sie auch von ihrer Mutter inspiriert worden, die in einem Tagebuch ihre kleinen Freuden wie das Blühen von Blumen notiert. Dadurch ist Cassie Kinoshi bestrebt gewesen, ihre eigene Psyche besser kennenzulernen und das auch in ihre Kompositionen einfliessen zu lassen.





Eine Suite

Niemand anders hat in den letzten paar Jahrzehnten das Cello in der kontemporären Jazzszene so stark geprägt wie Tomeka Reid und hat mit ihrem neusten Album 3+3 einen wichtigen Schritt in ihrem Schaffen erreicht, in dem sie unterschiedliche Ideen und Approaches für Gruppenimprovisation ausdenkt.

Sie hat in Chicago eine klassische Ausbildung absolviert und ist seit den 90er Jahren in der Chicago Impro- Jazzszene aktiv und hat mit unterschiedlichsten Personen zusammengearbeitet, unter anderem mit dem AACM Great Black Music Ensemble.

“I see the whole album as a suite,” 

 “Previously I’d written shorter pieces and felt like I had to write ‘jazz pieces’, and for this album I wanted to write longer forms. I do a lot of free improvisation and wanted to reflect that more on my records. There are tunes on this too, but it’s more open.”

Als klassisch ausgebildete Streicherin war sie zu Beginn wenig begeistert von elektronischer Musik, weil sie einfach den akustischen Klang liebt. Aber bald hat sie bemerkt, dass Elektronik ganz organisch in die Musik eingewoben werden kann. Zunächst hatte sie auch einen grossen Ansporn, ein mit Präparationen verändertes Cello möglichst elektronisch klingen zu lassen und hat sich in diese Techniken vertieft.

Es ist eine wahrliche Freude, der bis jetzt erschienen Single Sauntering With Mr. Brown zuzuhören und das beeindruckende Zusammenspiel der Musikerinnen und Musiker und die wohlbedachten Kompositionen Tomeka Reids mitzuerleben.


 





Kollektive Power

Amirtha Kidambi hat mit ihrem Projekt Elder Ones ihr neustes und drittes Album New Monuments veröffentlicht. Amirtha Kidambi ist Sängerin Harmoniumspielerin und ist in einer südindischen Familie in San Francisco aufgewachsen. So ist sie mit traditioneller indischer Musik und hinduistischen Gesängen und Gebeten bestens vertraut. Diese Sounds bilden auch die Grundlage für ihre gesamte Herangehensweise an die Musik, sowohl klanglich wie auch philosophisch. Aber auch verschiedenste Einflüsse wie R&B und Hip-Hop hatte sie in den 90er Jahren wie ein Schwamm aufgesogen.

Widerstand ist in ihrem neuen Album von zentraler Bedeutung. Schon lange betont sie die wichtige Rolle der Musik im Protestakt und hat sich auch im Sommer 2020 bei Massendemonstrationen nach der Ermordung von George Floyd beteiligt und Konzerte auf der Strasse organisiert. Dort haben sie sich die Werkzeuge und Taktiken angeeignet und verstanden die Kraft der Kollektivität, die gleiche Kraft die Amirtha Kidambi als improvisierende Musikerin spürt. 


 

Guggenmusik-Vibes (also im guten Sinn)

Rumpeljazz ist auf jeden Fall ein Hingucker unter den Genrebezeichnungen welche uns im Jatz begegnen. So bezeichnet nämlich Hochzeitskapelle ihre Musik. Ihre Musik zeigen wir anlässlich ihrer neusten Veröffentlichung der Covers-EP We Dance, mit der ebenfalls in München tätigen Kunstschaffenden Person Enid Valu am Gesang. Trotzdessen dass sich Enid normalerweise lieber hinter Kameras befindet, liefert sie über die trokelnden und leidenschaftlichen Instrumentals auf We Dance sehr rührende und starke Vocals.

Generell ist rührend das perfekte Wort für die Songs auf We Dance. Jedes Cover ist nebst seiner Rolle als Re-Interpretation ebenso stark ein Liebesbrief an seinen Ursprung. Diese Qualität zeigt sich am stärksten auf ihrer Version vom Yo La Tengo Song, Stockholm Syndrom.

Nische in der Nische

Nebst dem, dass die Musik von Hochzeitskapelle verdammt nischig ist, kann man eine Zwiebelschicht tiefer in den Mitgliedern der Hochzeitskapelle 2/3 der legendären deutschen Formation The Notwist finden. Dieses Trio entwickelt ihren Sound seit Jahren massiv weiter. Von experimental Techno bis zu Post-Hardcore Rock lässt sich alles mögliche finden. Absolute mega Empfehlung, vorallem dieser Song, direkt aus Danis' Bibliothek;

Shoutout schweizer Export

Anatole Muster ist ein mega krasser Akkordeon-Virtuoso und Sänger. Ursprünglich aus der Schweiz und jetzt tätig in London, macht er super spassige verdammt energiegeladene diverse Musik. We love it, checks aus.




Playlist

The Messenger - ferris wheel

Cassie Kinoshi's Seed - i

Cassie Kinoshi's Seed - ii

Cassie Kinoshi's Seed - iii sun through my window

Tomeka Reid Quartet - Sauntering With Mr. Brown

Amirtha Kidambi's Elder Ones - Third Space

Tyler Tadlock, George Cartwright - hen (f)

Tyler Tadlock, George Cartwright - hen (d)

Charles Lloyd - Monk's Dance

Hochzeitskapelle - We Dance

Hochzeitskapelle - Silver Rider

The Notwist - This Room

The Notwist - Exist Strategy To Myself

The Notwist – Oh Sweet Fire

Hochzeitskapelle – Stockholm Syndrom

Shabaka ft. Floating Points, Laraaji – I'll Do Whatever You Want

Anatole Muster, Louis Cole – Auntie Mabel

Anatole Muster & ether2006 – girl in my dreams

Joanna Duda Trio – PVSM

Fiona Grond – Alpabzug

Otis Sandsjö – LOOMY

Lionmilk – daily i dream


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