Was Jazz ist und was nicht, war schon immer eine schwierige Frage zum Beantworten. Im Verlaufe der Zeit haben etliche Künstler*innen das Genre so weit ausgeweitet, dass zum Teil schwierig zu erklären ist, was genau noch beim Jazz unterzuordnen ist. Die folgenden Beispiele kann man unserer Meinung nach noch in die Schublade des Jazz stecken.
Marie Krüttli - Transparence
Marie Krüttli ist eine Pianistin, welche im Berner Jura geboren wurde und mittlerweile in Berlin lebt. Ihr neustes Album Transparence, ist Mitte März via Intakt Records erschienen und hätte eigentlich schon längst den Weg in unsere Sendung finden müssen. Besser spät als nie: Das Solo-Album vermischt klassische Approaches mit jazzigen Harmonien und wurde mit so einer Leichtigkeit gespielt, dass es dem Albumtitel alle Ehre macht. Es ist ein sehr bewegendes Album, mit sehr spannenden und intuitiven Kompositionen, was die Hörerschaft über die Ganze Spiellänge mitzieht.
Colin Stetson - When we were that what wept for the sea
Colin Stetson ist einer der ausserordentlichsten Saxophonisten unserer Zeit, wenn nicht sogar überhaupt. Seine Spielweise, welche vorallem aus Arpeggios über das ganze Register besteht, ist sehr einzigartig, abgesehen von wenigen Nachahmern (siehe Bendik Giske). Sein neustes Album geht rund um die Thematik des Ozeans, was neben dem schönen Artwork auch musikalisch sehr treffend umgesetzt wurde. So kann man sich zum Beispiel der Track "Fireflies", welcher sehr hektisch und wirr gespielt wurde, die Glühwürmchen sehr gut vorstellen, welche in der Luft umherschwirren.
Als Komponist konnte der Kanadier aber schon viele Erfahrungen sammeln. Er produzierte diverse Soundtracks zu Filmen wie Hereditary, oder Color Out of Space.
Gerald Cleaver - In the Wilderness
Der US-amerikanische Schlagzeuger Gerald Cleaver hat eine breite Palette an musikalischen Werken und Kollaborationen, bei welchen er mitgewirkt hat. Sein künstlerisches Intresse reicht von traditionellem Jazz bis zur frei improvisierten Musik. Sein im April erschienenes Album "In the Wilderness" tendiert eher in letztere Richtung. Zusammen mit dem Bassisten Brandon Lopez wurden Aufnahmen gefertigt, welche vom Produzenten Hprizm dekonstruiert und neu zusammengesetzt wurden. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Release, bei dem viel ausprobiert wird und jeder Track wieder ganz neu klingt. So enthält der eine eher hiphoppige Groove-Fragmente und der andere erzeugt eine ungewöhnliche Atmosphäre mit Synthesizern und Stimm-Samples.
Alexander Flood - Oscillate
Der vierte Künstler auf unserer Liste ist Alexander Flood, ein Schlagzeuger aus Australien. In seinem neuen Output werden akustische Instrumente wie Flöte, Schlagzeug oder Perkussion mit einem treibenden House-Beat unterlegt. Der Song "Deja Vu" besteht aus vielen verschiedenen Abschnitten und ist unter anderem aufgrund des Flötensolos der jazzigste Tune auf dem Album. Falls du Synthesizer Arpeggios und Clap-Stacks magst, solltest du dir den Track unbedingt anhören:
Playlist
Ashley Henry – My Voice
Ashley Henry – Breeze
Marie Kruttli – Exploration
Marie Kruttli – Flow of Irrational Thoughts
Colin Stetson – The Lighthouse I
Colin Stetson – When we were that what wept for the sea
Colin Stetson – Passage
Colin Stetson – Long before the sky would open
Colin Stetson – Fireflies
Gerald Cleaver – Mainsource A
Gerald Cleaver – Hopoff
Gerald Cleaver – Hallucinate
Gerald Cleaver – Glp 3
Eli Keszler – Barcelona Part I
Eli Keszler – Barcelona Part II
Eli Keszler – Barcelona Part III
Wolfgang Muthspiel – Where The River Goes*
Nduduzo Makathini – Ithemba
Alexander Flood – Deja Vu
Carla Bley - Lawns
*Samschtig Jatz Schatz