Sphaíra

Iberischer Indie

Portugal ist das grosse schwebende Material in der galicischen Musik. Und vice versa. Zwei Kulturen, die sich so nahe sind, und doch so weit voneinander entfernt leben. Wie ist das möglich?

Historische Reise in die Vergangenheit

Galicien (Achtung! nicht zu verwechseln mit Galizien) ist eine autonome Gemeinschaft im Nordwesten Spaniens. Der Name führt auf die Gallaeker zurück - eine Gruppe keltisch beeinflusster Völker, die im Altertum in dieser Region siedelten. Portugal hingegen ist ein unabhängiger Staat. Das war aber nicht immer so.

Bevor es offiziell Galicien und Portugal gab, hat dieser Teil von Europa Iberische Halbinsel geheissen. Im Mittelalter wurde Portugal unabhängig, Galicien allerdings wurde ins Königreich Kastilien integriert (zum heutigen Kastilien zählen die autonomen Gemeinschaften Madrid und den grössten Teil von Kastilien und León). Die Entwicklung trug dazu bei, dass Galicien um einiges stärker vom heutigen Spanien beeinflusst wurde, und Portugal dementsprechend früh schon eine eigene Identität erhalten hat.

Geht man zu den Wurzeln Galiciens und Portugals zurück, wird deutlich, dass die beiden Regionen (die früher eine Region bildeten) auch heute noch viele Gemeinsamkeiten aufweisen.  Auch in der Sprache: aus dem Galicisch-Portugiesisch (galego-português) hat sich sowohl das heutige Galicisch wie auch das Portugiesisch entwickelt.

Mocho Gris eröffnet einen ethischen und klangvollen Diskurs

Handgefertigte Elektronik in Kombination mit akustischen Elementen - Mocho Gris ist die Vereinigung der künstlerischen Identitäten des portugiesischen Sängers João Neves und des galicischen Perkussionisten Lucas de Centi. Der Klang, der aus dieser Fusion entsteht, zeichnet sich durch die Vermischung von galicischen und portugiesischen Traditionen aus, die laut dem Jazzpianisten Brad Mehldau die Popmusik charakterisieren:

“simplicity of melody, an economy of material and a short form, but also a strong emotional effect on the listener that hopefully lingers and swells in your consciousness after you’ve heard it.”
— Mehldau, B. (1998).
Songs.

Galicien's Musik hat mehr keltische Einflüsse und teilt Elemente mit den Regionen Irland, Schottland und der Bretagne. Unter anderem ist der galicische Dudelsack das ikonische Instrument in Galicien:

Portugal hingegen ist besonders für den Fado bekannt - Musik aus dem Herzen, das direkt in andere Herzen fliesst. Das Schicksal sowie die Emotionen die mit dem Schicksal einhergehen, prägen den Fado (lat.: "Schicksal") so stark. Die junge Künstlerin Ana Lua Caiano ist ein gutes Beispiel für den Fado:

Aus lyrischer Sicht versucht das Duo, den Geist einiger der wichtigsten musikalischen Strömungen der iberischen Halbinsel, wie Flamenco oder Fado, einzufangen und diese in die Gegenwart zu holen. Die Texte von Mocho Gris handeln über die heutige Welt und den Sorgen der postmodernen Gesellschaft. In ihrem Debutalbum 2 nimmt das Duo Zutaten aus dem Mainstream-Pop und vermischt es mit ihrer Ausbildung zu Jazz- und Experimentalmusiker. Daraus entsteht ein ethischer und klangvoller Diskurs, den sie selbst als Iberischen Indie bezeichnen.

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Die besten Tracks findest du in dieser Playlist:

Playlist:

Mocho Gris - 2
Intro
Adeus que te vais embore - I. ADEUS
Adeus que me vou embora - I. ADEUS
Os Bravos - II. RAIA
Camiño do alén - II. RAIA
Trailers - III. NÓS
Arde Roma - III. NÓS
Espinho - IV. FERIDA
Grito - IV. FERIDA
Outro (Los últimos)

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