Sphaíra

Von Eisbären, Spinnen und Fleetwood Mac

Die Künstlerinnen Anachnid und Elisapie leben heute beide in Montréal, haben ihre Wurzeln aber in indigenen Gebieten von Québec, was eine zentrale Rolle in ihren künstlerischen Praxen darstellt.

Launen der Natur

Freak of Nature ist der Titel der neusten Single von Anachnid. Die kanadische Künstlerin, welche von den indigenen Stämmen der Oji-Cree und Mi’kmaq abstammt, macht Sound, der einen als Zuhörer*in auf eine mystische Reise in nordische Landschaften mitnimmt. Im Westen von Québec, bei der Stammesgruppe Atikamekw aufgewachsen, trägt die Musikerin viel kulturelles und politisches Erbe in sich, welches sie in ihrer Musik teilt.

Der Name Anachnid leitet sich vom Wort Arachnid, also Spinnentier, ab. Diesen Namen wählte die Künstlerin, weil die Spinne ihr Geisttier ist. Die Acht Beine des Tieres stehen symbolisch für die Vielfalt an Persönlichkeiten, in welche Anachnids künstlerischer Charakter schlümpft: Mal tritt sie als giftiger Geist, dann als junge verliebte Frau und ein anderes Mal als führsorgliche Grossmutter auf.

Fuck you, Windigo

Die indigene Identität spielt in Anachnids Kunst immer eine Rolle, wenn auch in Freak of Nature vielleicht auf eine subtilere Art und Weise als in früheren Werken. So handelt der Trap-Track Windigo aus dem Album Dreamwaver sehr explizit von indigenem Empowerment gegenüber den Kolonialmächten. Anachnid eignet sich die abwertende Bezeichnung von Psycho, welche oft für indigene Glaubensansätze und kulturellen Praktiken verwendet wurde, wieder an:

"I’m a psycho lalala
Hear me caw
In the winter of Canada
Polar bears, walking slow
you can never have my soul
So fuck you, Windigo"


Windigo bezeichnet in der Oji-Cree Kultur einen rachesüchtigen Geist, der in Menschen eindringt und sie zu Kannibalen macht. Metaphorisch steht Windigo für Egoismus, Geiz und Ungerechtigkeit. In Anachnids Track kann man Windigo als Metapher für die Kolonialmächte, welche die Kultur und Existenz indigener Stämme ausrotten wollen, verstanden werden.

"Wolfpack, to the max, we don’t pay tax

this is our land, this is our brand, this is my clan

They try to wipe us out but Bitch, hear me shout"


Kulturelle Wiederaneignung

Auch Elisapie teilt durch ihre Musik Geschichten ihrer indigenen Identität als Inuk (Einzahl von Inuit). Ihr neustes Album trägt den Titel Inuktitut, welches ein Überbegriff für die verschiedenen Sprachdialekte der Inuit ist. Alle Songs dieses Albums sind Covers von bekannten Pop und Rock & Roll Klassikern aus den 1960er bis 90er Jahren. Durch das Neuinterpretieren von Bangers wie «I want to break free» von Queen oder «Dreams» von Fleetwood Mac, begeht Elisapie einen Prozess der kulturellen Wiederaneignung. Das Übersetzen auf Inuktitut ist einserseits ein Geschenk für die eigene Gemeinschaft in Nunavik und andererseits eine weitreichende Einladung, sich mit der Inuit Kultur und Sprache zu befassen.



Neben ihrem musikalischen Schaffen ist Elisapie auch journalistisch und aktivistisch tätig. Ihr Dokumentarfilm If the Weather Permits erzählt davon, wie die gesamte kulturelle Identität der Inuit sich langsam aufzulösen scheint, da die älteren Generationen langsam stirbt und die junge Generation immer mehr von südlichen Kulturen geprägt ist. Der Film kann hier geschaut werden.


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Playlist:

Anachnid – Freak of Nature  

War 

Warrior Woman 

III 

CHORA

Elisapie - Inuktitut 

Isumagijunnaitaungituq (The Unforgiven) 

Sinnatuumait (Dreams) 

Taimangalimaaq (Time After Time) 

Qimatsilunga (I Want to Break Free) 

Qaisimalaurittuq (Wish You Were Here) feat. The Westerlies 

Californiamut (Going to California)  

Uummati Attanarsimat (Heart of Glass) 

Inuuniaravit (Born to Be Alive) 

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