Sprechstunde

All Of Me - ein Teilversuch

In «All of me» begegnen wir drei Personen. Wenn wir sie beschreiben wollen, können wir z. B. sagen, dass sie alle drei Künstlerinnen sind, die unterschiedliche Bühnen nutzen, um sich mitzuteilen. Für «All of me» treten sie zum ersten Mal gemeinsam auf die Bühne. Eine von ihnen hat täglich und für alle einsehbar Monatsbinden im Rucksack dabei, eine von ihnen halbiert ihre Spülschwämme vor der Benutzung, eine von ihnen trägt ausschließlich Kleidung, die sie geschenkt bekommen hat. Das könnte über sie gesagt werden. Oder auch: Eine von ihnen muss komplizierte Prozesse durchlaufen, um auf eine Bühne treten zu können. Eine von ihnen fühlt, kaum verlässt sie das Haus, Blicke, die ihren Körper abscannen. Eine von ihnen erinnert sich jetzt gerade an Angst- und Schamgefühle. Gemeinsam begehren sie auf. Sie teilen Perspektiven, Formate und Szenarien, in denen sie sich selbst und gegenseitig in Blicken, Bildern und Sprache nach eigenen Regeln inszenieren. Die beiden Performerinnen Meret und Nina waren bei uns im Interview.

Wir waren in der Probe dabei und bekamen einen Einblick in ihre Arbeit. Anfangs sitzt man in einem komplett dunkeln Raum. Die Künstlerinnen beginnen von Erfahrungen zu erzählen. Oftmals sind es Wertungen und Beschreibungen die sie im Alltag erlebten - oftmals negativ. Was das Stück genau bedeutet erklärt Nina, dass sie als ein "wir" auf der Bühne stehen, welches gleichzeitig aber auch nicht existiert. Sie gehen sehr transparent mit ihren Unsicherheiten und Verletzlichkeiten um und zeigen sich dementsprechend. 


Als zuschauende Person bekommt man in der Dunkelheit immer mehr eine Idee wie die Personen, welche von ihren Erlebnissen erzählen, aussehen könnten. Als dann das Licht angeht, verstecken sie sich hinter dem Vorhang. Meret beschreibt, dass es Interessant sei mit ihrer Präsenz spielen zu können. Sie versuchen mit Erwartungen zu spielen und Herauszufinden, wie man mit dieser umgehen kann. Das Licht geht zwar an, aber das muss nicht bedeuten, dass man dadurch automatisch sichtbar ist. 


Was besonders auffällt in der Beschreibung des Theaterstückes, ist der Begriff Nacktheit. Nina erzählt, dass die Nacktheit eine Verletzlichkeit und ein Schamgefühl darstellen kann, aus welchem man auch enorme Kraft schöpfen kann. Meret fragt sich, warum man Schamgefühl erlebt und wie man das umkehren kann. Was ist das Gegenteil von Schamgefühl? Die Inspiration von der Nacktheit kam von der dritten Performerin "Smiley".


In den anfangs erwähnten Beschreibungen in der Dunkelheit, erzählten die Künstlerinnen von ihren Erlebnissen. Oftmals negativ und im Alltag geschehen. Meret geht besonders auf die Äusserlichkeiten ein, da sie mit einer Behinderung lebt und davon geprägt ist, wie verschieden Personen auf sie reagieren. Durch "All Of Me" nutzt sie diese Performance als ein Mittel um dies zu verarbeiten. Nina hingegen spricht sehr oft von Gegensätzen. Entweder wird sie als stark oder schwach beschrieben. Nina meint, dass es eine andauernde Entwicklung seines selbst ist und man stark, sowie auch schwach sein kann. Es gehört beides zum Mensch sein und formt einen immer weiter. Im Podcast sind die Interviews ausführlich hörbar, 




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