Ein kleiner See in Ontario fragt: "Mensch, Mensch, Mensch, warum verwandelst du dich so sehr und gleichzeitig so wenig?" Der See hat ein anderes Zeitgefühl als der Mensch. Er durchlebte schon Generationen von Menschen. Und doch mischt sich der Mensch immer und immer mehr in das Geschehen der Natur ein.
Anthropogene Landschaften vom Kollektiv A/L/P/W erforscht dieses Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Ein Verhältnis, das sich auf unterschiedlichen Skalen bewegt, das mal ineinander verwurzelt, mal auseinanderdriftend ist.
Antworten auf grosse Klimafragen liefert das Stück bewusst nicht. Mehr gehe es darum, das Publikum nicht auf einer intelektuellen, sondern auf einer emotionalen Ebene auf das Thema zu sensibilisieren, erklärt Soundkünstler und Projektleiter Benjamin Pogonatos. Die im Stück enthaltenen Medien Video, Sound, Performance und besonders Tanz, würden hoffentlich der Shift einer eher verkopften Thematik in eine Körperlichkeit und Emotionalität bewirken.
Anthropogene Landschaften ist ein Stück, das sich beinahe ein bisschen verselbstständigt hat. So erklärt Clara Gil, Dramaturgin des Stücks, dass sich die finale Form ergeben hat, einfach, weil sie die Thematik am besten zu fassen vermag. Diese finale Form ist sicherlich spannend. Das Publikum soll nämlich nicht zuschauen - sondern beobachten.
Beobachten fühlt sich laut Benjamin Pogonatos aktiver an als Zusehen. Das Kollektiv A/L/P/W hilft dem Publikum, in diese aktivere Rolle der Beobachter*in zu schlüpfen. Beispielsweise befindet sich auf der Bühne ein Baugerüst, in welches Sicherheitsnetze gehängt wurden. Beobachter*innen können vor der Aufführung entscheiden, ob sie sich in die gewöhnlichen Zuschauer*innenreihen begeben, oder vom Netz aus in das Stück eintauchen wollen. Somit wandert das Zufällige, ein Aspekt, der oftmals in der Natur anzutreffen ist, zum Publikum. Die Beobachtungsgabe und das Mitdenken und -fühlen beeinflusst das Stück mit.
Du kannst das Stück im Rahmen des EYES ON Festival, das im Südpol stattfindet, beobachten.