Sprechstunde

"Sweat": Ein Blick hinter die Kulissen einer Influencerin

Sylwia Zajac ist jung, schön, erfolgreich - und einsam. Während sie in der Öffentlichkeit von 600'000 Follower*innen angehimmelt wird, fehlen ihr tiefe private Beziehungen. Die Hauptfigur des Influencer*innen-Dramas "Sweat" wird vom Regisseur Magnus von Horn einfühlsam porträtiert. Der Spielfilm läuft nun - verspätet - auch in der Schweiz an.

"Sweat" begleitet Sylwia über drei schwierige Tage hinweg. Nachdem der Film schrill und aufregend beginnt, tun sich schnell Abgründe auf. Der Influencer*innen-Alltag ist geprägt von Kontrasten: Zunächst gibt es Freudentränen von Fans, deren Leben durch Sylwia verändert wurde. Aber dann auch Begegnungen mit masturbierenden Stalkern auf dem Parkplatz. Sylwia beutet sich und ihren Körper selbst aus, um ihren Follower*innen ein Vorbild zu sein. Sie sollen "die beste Version ihrer selbst werden" wie Sylwia sagt; sie will sie motivieren "ein gesundes Leben zu führen." Auch wenn dies bei einem Teil der Fans funktionieren mag, so sehen andere ihren perfekt gestählten Körper als Sexobjekt an. In diesem Kosmos des Sehen und Gesehen-Werdens, findet Sylwia nicht die Intimität, die sie sucht.

Work-Life-Balance?

Influencer*in ist ein spezieller Beruf. Die Verschmelzung von privater und öffentlicher Person wird auf die Spitze getrieben. Eine Bindung zu den Kund*innen entsteht durch das Teilen des eigenen (inszenierten) Alltags mit fremden Menschen. Doch das Inlfuencer*in-Sein ist auch Ausdruck eines grösseren Problems in der Arbeitswelt: Persönliche Emotionen und Schwächen haben keinen Platz. Der Leistungsdruck wird auch auf den Alltag übertragen, indem sich die Menschen weiter selbst optimieren sollen. Im Job spielen alle Menschen eine Rolle, beim Influencer-Beruf wird dies bloss sichtbar gemacht. Und wenn dann die Fassade bröckelt, sehen hunderttausende dabei zu. Es ist natürlich nichts Neues: Influencer*innen sind auch "nur" Menschen. Auf unaufdringliche Art und Weise zeigt dies dieser Film.

"Sweat" ist also nicht nur ein Film über Social Media, sondern auch über die Rolle von Arbeit im Leben einer Person. Das ist gut so. Denn Spielfilme und Dokus, welche die Auswirkungen von Social Media kritisieren, gibt es schon in Hülle und Fülle. Wie sich "Sweat" auch ästhetisch von diesen klischierten Betrachtungen von Social Media unterscheiden, gibt es im Podcast zu hören:

"Sweat" von Magnus von Horn (Polnisch, deutsche und französische Untertitel) läuft ab Freitag, 14. Mai 2021, im Stattkino Luzern. Der Film läuft an jedem zweiten Tag um 18.30 Uhr.

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