Sprechstunde

Die Tanzbranche ist finanziell Unsicher

Als Tänzer:in zu leben, bringt einige Herausforderungen mit sich. Auch diese Branche hat ihre Schattenseiten. Wir sprachen mit Wittha Tonja. Er ist hauptberuflicher Tänzer aus Basel und absolvierte eine 3-jährige Ausbildung im Tanzwerk zum Bühnentänzer. Auch Viktoria (Name geändert, Stimme anonymisiert) ist nebenberuflich Tänzerin. Sie erlebt die Industrie teils gleich und teils anders als Wittha.

Einkommen eines Tänzers

Wittha erzählt, dass sein Einkommen hauptsächlich vom Produzieren für Shows kommt. Er wird für Auftritte gebucht und verdient so sein Geld. Das monatliche Einkommen variiert jedoch stark. Je nachdem wie viele Auftritte, Workshops oder Classes anstehen, so unterschiedlich ist auch sein monatlicher Gehalt. Dieser variiert von CHF 800 bis zu 4'500 Franken. Das Booking betreibt er selbst. Es gäbe in der Schweiz auch keine Agentur, die das übernimmt. Viktoria hingegen nimmt viel an Camps teil, bei denen sie alles selbst finanziert. An Camps lernt sie viele internationale Tänzer*innen und Choreografen*innen kennen, von denen sie vieles für die Karriere lernen kann- jedoch alles aus eigener Tasche. Sie sieht diese Ausgaben als Investitionen. Genau so sieht es auch Wittha Tonja. Es gibt viele Jobs, die schlecht oder gar nicht bezahlt sind. Viele sehen jedoch einen kleinen Job als Chance zum Erfahrung sammeln. Dies sei jedoch ein Risiko, da kleine Jobs oft ohne Verträge abgeschlossen werden und nicht versichert sind. Aufträge, die Wittha annimmt, sind normalerweise versichert, inklusive AHV-Rente und Pensionskasse. 

Gagen 

Tiefe Gagen seien normal in der Branche – sollten sie jedoch nicht. Viktoria sagt, dass sie das Gefühl hat, dass die Gagen immer tiefer sinken hingegen zum Aufwand den sie betreibt. Die Vorbereitungen und Trainings für eine Show dauern schnell mal drei Monate. Für den ganzen Aufwand wird einem dann eine Gage von CHF 150.- bezahlt, was viel zu wenig ist. Tänzer: innen, die trotzdem eine solche Gage akzeptieren, schaden der Branche. Der Wert von Tänzer:innen auf dem gesamten Markt wird somit auch immer weniger. 

Unsichere Arbeitsbedingungen

Aber wie kann man sich vor unsicheren Arbeitsbedingungen und schlechten Gagen schützen? Wittha Tonja meint, dass viel mit Verträgen gearbeitet werden sollte, um sich abzusichern. Auch informieren sie sich oft untereinander und schlecht bezahlte Jobs sollten nur angenommen werden, wenn es wirklich eine Investition in sich selbst ist und die Erfahrung wert ist. Auch er erlebte bereits, dass ihm gar nichts gezahlt wurde aufgrund einer Absage des Events. Er investierte jedoch trotzdem schon viel Zeit ins Training. 


Die Tanzbranche als finanziell unsicher

Viktoria ist der Meinung, dass die Tanzbranche eine finanzielle Unsicherheit mit sich bringt. Es gibt zu wenige Jobs in der Schweiz, der Markt ist gesättigt und die Nachfrage klein. Viele Tänzer:innen haben deswegen noch einen Job. Auch Tanzkurse unterrichten, gehört zu einer Tätigkeit als Tänzer:in. Wittha betont, dass es einige Schattenseiten als Hauptberufliche:r Tänzer:in gibt, besonders finanziell. Jeder Monat kann anders bezahlt werden. Auch bei Krankheitsfällen ist man nicht versichert. Wenn man nicht erscheint oder nicht abliefert, wird man auch nicht bezahlt. Mental sei es ebenfalls eine Herausforderung, da viel Zeit und Energie ins Tanzen investiert wird. Somit hat man weniger Zeit für Freunde und Familie. Alles zu koordinieren sei nicht einfach. Viktoria sagt, dass es für sie besonders schwierig ist, die Balance zwischen Job und Tanzen zu finden. Sie arbeitet im Marketing und liebt beide Jobs. Trotzdem möchte sie auch gerne mehr Zeit ins Tanzen investieren.  Nur fehlen ihr die Jobangebote und Möglichkeiten. 



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