"Die Miene ist also ein Riesenteil des Lebens der Kumpel. Was jetzt, wenn die Miene zugeht?" Unser Filmtipp des Monats geht um die Doku "Wir waren Kumpel" von den Filmmachern Jonas Matalczek und Johannes David Koch
Es geht um das Jahr 2018, als die flächendeckende Steinkohleförderung in Deutschland endete und die Stimmen der Klimaprotestbewegung Fridays for Future lauter wurden.
Durch den Dokumentarfilm "Wir waren Kumpel" werden die ehemaligen Bergleute begleitet, während sie sich mit den Herausforderungen des Lebens nach der Mine auseinandersetzen. Der Begriff "Kumpel" hat im Bergbau eine tiefere Bedeutung, die über blosse Kollegen hinausgeht, denn er symbolisiert die enge Verbundenheit und Abhängigkeit unter den Bergarbeitern, die sich aufeinander verlassen müssen, um sicher durch die Arbeit zu kommen. Wie uns der Regisseur Johannes David Koch erzählt.
Die Schliessung von Kohlenminen hat nicht nur die wirtschaftlichen Realitäten der Region verändert, sondern auch die Identität der Bergleute in Frage gestellt. Viele von ihnen waren über Generationen hinweg Bergarbeiter, oft ohne sich je Gedanken über alternative Lebensweisen gemacht zu haben. Die Mine war nicht nur ihr Arbeitsplatz, sondern auch ein Ort, der ihre Lebensgeschichte und -identität prägte. Doch plötzlich sehen sie sich vor der Herausforderung, sich neu zu definieren und ihren Platz in der Welt zu finden.
Der Film beleuchtet die unterschiedlichen Reaktionen der ehemaligen Bergleute auf diese Veränderungen. Einige finden schnell neue Beschäftigungen und passen sich gut an, während andere mit der Umstellung kämpfen und sich verloren fühlen. Die Geschichte von Thomas, der sein ganzes Leben in der Mine verbracht hat und nun ohne Job und soziales Netzwerk dasteht, verdeutlicht die Schwierigkeiten vieler Bergleute, sich an ein Leben ausserhalb des Bergwerks anzupassen.
Darüber hinaus behandelt der Film auch Themen wie Geschlechteridentität und den Umgang mit gesellschaftlichen Vorurteilen. Martina, eine der Protagonisten, spricht offen darüber, wie es war, sich als Transfrau in einer von männlichen Normen geprägten Umgebung zu outen. Ihre Geschichte zeigt, dass die Bergleute nicht nur mit den Veränderungen in der Arbeitswelt, sondern auch mit den gesellschaftlichen Erwartungen und Vorurteilen konfrontiert werden.
Der Kontext der Klimabewegung und die Diskussion über den Klimawandel spielen ebenfalls eine Rolle im Film. Die Bergleute müssen nicht nur mit den persönlichen Veränderungen in ihrem Leben umgehen, sondern auch mit der Erkenntnis, dass ihr früherer Beruf Teil eines grösseren Umweltproblems war. Trotzdem wird betont, dass die Schliessung der Kohlen Miene in erster Linie aus finanziellen Gründen erfolgte und nicht primär durch Umweltbewegungen motiviert war.
Insgesamt bietet "Wir waren Kumpel" eine einfühlsame und nachdenkliche Betrachtung über Identität, Sinn und Veränderung. Der Film ermöglicht Einblicke in eine Welt, die vielen von uns fremd ist, und regt zum Nachdenken über unsere eigenen Lebensfragen und Krisen an.
Hier hast du den Link zur Webseite vom Stattkino, wo du den Trailer zur Doku findest.