Voralpenexpress heisst sie, die Ausstellung im Akku, der Kunstplattform in Emmenbrücke. Und genau wie der bronzefarbene Zug bringt sie die zwei Städte näher zusammen. St.Gallen und Luzern haben auf den ersten Blick viel gemeinsam: Loserstädte im Vergleich zu Bern, Basel, Zürich, sehr hübsch, verhalten. In St.Gallen wirkt Klösterlichkeit und HSG, in Luzern der Zentralschweizer Geist und Postkartenkitsch. Trotz dieser Ähnlichkeiten besteht keine grosse Verbindung zwischen den Städten. Ausser jener des Voralpenexpresses.
Entstanden ist die Ausstellung als Kollaboration vom Zeughaus Teufen und der Kunstplattform Akku. St.Galler Kunstschaffende wurden eingeladen, weitere Kunstschaffende einzuladen, bei der Ausstellung mitzuwirken. Dieses Spiel wurde gespielt, bis ein Name zum zweiten Mal genannt wurde, was bei der zehnten Person geschah. Die Arbeiten der ausgewählten Personen wurden anschliessend von David Glanzmann und Andreas Hertach begutachtet und kuratiert.
Der Ausstellungscharakter: vor-alpin, expressiv. Viele zarte, zeichenhafte Arbeiten, die einladen einzutauchen: so wie der Ausblick aus dem Fenster des Voralpenexpresses.
So gibt es die feinen Lichtspiele von Asi Föcker, die mit den Spiegelungen von Glühbirnendrähten, sogenannten Filamenten, gearbeitet hat. Im Eintauchen liegt auch etwas körperhaftes: das trifft auch auf die Arbeit von Katalin Deér zu. Eine Bildersammlung schafft skizzenhafte Bezüge zur Zuschauenden. Bezüge über Körper, über das Vasenhafte, über Fingerfiguren. Ergänzt wird die Bildersammlung von Glasskulpturen, die die Grenze vom Zwei- ins Dreidimensionale verschwimmen lassen.
Das Filigrane, Zartbesaitete ist die eine Seite vom Kunstschaffen. Auf der anderen Seite steht das Wilde. Wild wie das kleinste Skigebiet, das gerade in St.Gallen entsteht. 20 Meter Schwarze Piste. "Es ist so hirnrissig. Es ist so gewaltig gut.", erzählt Anita Zimmermann, die beim Projekt mitarbeitet. Sie versteht, dass Kunst Raum braucht und gefüttert werden muss. So wurde die Kunstfigur Leila Bock zum Leben erweckt: eine Kuratorin, die Ausstellungsraum findet und zur Verfügung stellt, die sich gegen Missstände der Kunstschaffenden wehrt, die gegen von SVP gestrichener Gelder kämpft und vor allem: für ein Zusammenkommen in der Kunst. Verkörpert wird Leila Bock von Anita Zimmermann: "ich würde alles für sie tun."
Im Akku in Emmenbrücke ist Leila Bock aber nicht mit dabei. Nur Anita Zimmermanns Hund Butterblume streicht zwischen den Kunstwerken umher. Anita hat zeichnerische Arbeiten mitgebracht, die ebenfalls in das körperhafte Bild der Ausstellung Voralpenexpress passen. Es ist also beides wichtig und berührend: die zarte und die wilde Seite der Kunst.
mit Bildmaterial von: www.unterwegs.sob.ch