Die Abstimmung über den Sonderkredit von 13,8 Millionen Franken für den Neubau des Luzerner Theaters steht kurz bevor. Es gibt Stimmen, die den Neubau als zeitgemäss empfinden und einen Ort der Begegnung schaffen wollen. Gegenstimmen finden das Vorhaben zu teuer und zu überrissen. Wir hören den Stimmen junger Theatermachenden und -schauenden zu.
"Theater ist ein Tool, das jungen Menschen beibringen kann, sich selbst auszudrücken.", findet Zacharias, Mitwirkender des Young Ensemble Südpols. Es lade dazu ein, gemeinsam zu lachen und Emotionen zu durchleben, ergänzt seine Theaterkollegin, Noelle. Auch Aline würde Theater als einen Türöffner für mehr Empathie beschreiben.
Im Theater entsteht also ein wichtiger Space, auch für junge Personen. Doch wie wird der physische Space, in dem das Theater stattfindet, gestaltet? Darum geht es im weitesten Sinne in der Abstimmung, die am Sonntag stattfindet. Es wird entschieden, ob ein Sonderkredit von 13,8 Millionen Franken für den Theaterneubau benötigt wird, angenommen wird. Der Entwurf eines Zürcher Architekturbüros beinhaltet eine grosse, eine mittlere und eine kleine Bühne. Aber auch mehr als das: eine Bar, eine Terrasse, eine Lounge und ein Restaurant sollen zum Verweilen und Austauschen einladen.
Für die Mitwirkenden des Young Ensembles Südpol ist klar, dass auch die Theaterbesuchenden gut im Theater aufgehoben sein sollen. Grosszügige Aufenthaltsorte sind also willkommen. Aber reichen dafür schön ausgebaute Gastrobereiche?
In diesem Zusammenhang kommt das Thema Prunk auf, mit welchem Theater oft assoziiert wird. Sich schick machen, ins Theater stöckeln, in historischen Sälen Vorstellungen geniessen - eine Vorstellung, die noch verbreitet ist, sich aber langsam wandelt. Noelle, Aline und Zacharias begrüssen diesen Wandel. Sie sind sich einig: auch wenn der Prunk des Theaters einen Abend feierlicher lassen werden kann, stellt er gleichzeitig eine Barriere dar. Denn es gibt Personen, die sich von der glamourösen Fassade des Theaters abgeschreckt fühlen und deshalb vom Theaterschauen ausgeschlossen sind.
Eine weitere Barriere sehen die jungen Theaterschaffenden bei den Ticketpreisen. Zwar sind sie auch mal bereit, tiefer in die Taschen zu greifen, aber eine Schmerzensgrenze gibt es schon. Willkommen sind Preissysteme, die den Zahlenden einen Spielraum lassen. Je nach finanzieller Situation kann ein Preis bestimmt werden, was den Theaterbesuch für mehr Menschen möglich macht.
Egal wie die Abstimmung also ausgeht: die Förderung von Theater hört nicht bei einem Gebäude auf. Dessen Belebung soll gepflegt werden - sowohl an die Theaterschaffenden als auch an die Theaterbesuchenden soll gedacht werden. Damit ein Theater für alle entsteht.
Noelle, Aline und Zacharias vom Young Ensemble Südpol wünschen sich, dass Theater überrascht und zugänglich wird. "Ein Theater, dass sogar Menschen schauen, die gar nicht checken, dass sie es unbedingt sehen wollen.", schliesst Aline, "Utopisches Theater packt dort an, wo noch nicht angepackt wird, lässt nicht los."