Stooszyt

Der ewige Kampf um Fangewalt

Fussball verbindet und Fussball entzweit. Fans jubeln für ihren Verein, hoffen darauf die Gegner*innen zu besiegen. In diesem Eifer gibt es Fans, denen es mehr um einen Kampf, als den Sport zu gehen scheint. Auch rund um den FCL gibt es gewaltbereite Gruppen. Ein Zwischenfall vor wenigen Wochen führte sogar sogar dazu, dass die Fankurve für ein Heimspiel geschlossen wurde. Überraschend war das nicht. Wirksam auch nicht.

Eigentlich war Fangewalt im letzten Jahr kein grosses Thema in Luzern. Noch im Mai 2023 sah es anders aus. Matchtage in Luzern bedeuteten gesperrte Strassen, verwüstete Busse, Grossaufmärsche und Schlägereien, Polizeipräsenz mit Gummigeschossen und Tränengas. Die VBL weigerte sich, weiterhin Sonderbusse für Fans bereitzustellen, die Mitte stellt eine Volksinitiative gegen Fangewalt auf. Viele Luzerner*innen stören sich daran, regelmässig die Stadt für sogenannte «Hochrisikospiele» herhalten zu müssen. Seitdem ist es ruhiger geworden. Über die Gründe dafür, sind sich die beteiligten uneinig.

Mittverantwortlich für die Antwort auf Fangewalt ist Ylfete Fanaj. Im Mai 2023 wird sie in den Regierungsrat gewählt. Als Sicherheitsdirektorin vertritt sie seitdem zusammen mit Polizeikommandant Adi Achermann Luzern an der Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen (KKJPD). Nach einer von Fangewalt durchzogenen Saison griff diese Konferenz durch. Sie führte 2024 das Kaskadenmodell von Sanktionen auf Fangewalt ein. Für die laufende Saison gibt es Regelungen auf nationaler Ebene, wie mit Fangewalt umzugehen ist. Je weiter Fangewalt eskalier, so härter die Strafen nach Kaskadenmodell. Glücklich damit ist nur die KKJPD.

Eine Fünfte Stufe, die als höchste Stufe eine Forfait-Niederlage vorsah, wurde entfernt.

Fans, Fanvereine, Fussballklubs und die Swiss Football League kritisieren das Modell scharf. Denn Dieses Modell hat vor allem ein Werkzeug: die Kollektivstrafe. Auf drei der Vier Stufen werden Massnahmen beschrieben, die sich gegen die Gesamtheit der Fans wenden, nicht gegen explizit gewalttätige. Zwar sind Kollektivstrafen in der Schweiz verboten, für den Fussball gilt das scheinbar aber nicht. Die KKJPD, ein Verein des Staat- und Polizeiapparates, setzen sich durch.

Als also FCL-Fans vor wenigen Wochen zwei Sicherheitsbeamte in Bern angriffen, einen davon spitalreif schlugen, wurde ein Ultimatum gestellt. Wenn sich die Schuldigen nicht meldeten, oder Hinweise zu ihrer Identifikation geliefert würden, würde es Konsequenzen geben. Es blieb still, das Kaskadenmodell trat in Kraft. Die Schliessung der FCL-Fankurve hatte nur minimal Wirkung: Fans, die bereits ein Ticket hatten, durften auf anderen Plätzen im Stadium zuschauen. Die, die noch keines hatten konnten am Ticketstand eines kaufen. Lediglich der Onlineverkauf wurde eingestellt. Dass die Fankurve geschlossen wurde, sorgte schweizweit für Aufsehen.

Der FCL selbst tat nach den Angriffen in Bern, was sie nach Fangewalt häufig machen: Gewalt verurteilen, den Behörden Mithilfe versprechen und sonst nicht sehr viel. Von aussen scheint es, als ob der FCL nicht sehr interessiert daran wäre, mit dem Staat zusammen zu arbeiten. Dabei kommen sich Kanton, Fans und Klub durchaus entgegen.

Der Luzerner Weg

In Luzern verlassen sich FCL und die Regierung aber nicht nur auf das Kaskadenmodell. Im Interview mit der Luzerner Zeitung spricht Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj von einem «Luzerner Weg». Im Gegensatz zur nationalen Ebene, ist der Dialog im Kanton diplomatischer. Spiele werden zusammen besprochen, zweimal im Jahr treffen sich Vertreter*innen aller Seiten an einem runden Tisch.

Von diesem Gefäss zogen sich Fans allerdings zurück. Als Reaktion auf die Einführung des Kaskadenmodells verzichteten sie auf die Teilnahme am runden Tisch, nur wenige Wochen nachdem dieser eingeführt wurde. Im Interview mit der Luzerner Zeitung betont Ylfete Fanaj trotzdem die Wichtigkeit ihres Ansatzes.

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