Stooszyt

Luzerner Theater bespielt neue Räume

24.05.2016

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Heute Vormittag hat der neue Intendant des Luzerner Theaters, der Opernregisseur Benedikt von Peter, gemeinsam mit den Künstlerischen Leiterinnen Regula Schröter (Schauspiel), Kathleen McNurney (Tanz) und dem Verwaltungsdirektor Adrian Balmer das Programm der kommenden Spielzeit 16/17 vorgestellt. Die Präsentation des LT – so das neue Kürzel des Luzerner Theaters – fand in der Pilothalle der Viscosistadt auf dem ehemaligen Werksgelände der Viscosuisse in Emmenbrücke statt. Hier wird auch die Opernproduktion «Rigoletto» stattfinden, bevor das Gebäude Anfang kommenden Jahres abgerissen wird.

NEUE RÄUME Neue Räume, das Verlassen von angestammten Räumen, Räume verändern und neue schaffen, das ist das Leitmotiv der ersten Saison unter Benedikt von Peter, der sich auch als gefragter Opernregisseur durch sein «Raumtheater» einen Namen gemacht hat. Luzern plant Grosses, es geht um die Entwicklung einer neuen Theaterstruktur, die Wirklichkeit werden kann. So soll die erste Spielzeit unter der Intendanz von von Peter auch ein Vorgriff auf diese Entwicklung sein und stelle sich bewusst einem Nachdenken über die Funktion und Wirkungsweise eines neuen Stadt- und Regionaltheaters - so das Luzerner Theater heute in ihrer Medienmitteilung. Vernetztes Arbeiten und Kooperationen mit den Kulturpartnern vor Ort prägen den Spielplan ebenso wie partizipative Projekte, die auch prominent auf der grossen Bühne gezeigt werden.

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DIE BOX Dem LT ist es wichtig, seinen Zuschauerinnen und Zuschauern direkt zu begegnen und den Austausch zu suchen. Auch hierfür wurde der neue Spielort errichtet, die «Box» (3FACH berichtete), die zwischen Jesuitenkirche und Theater platziert ist. In dem 200-Quadratmeter grossen, wandelbaren Spielort werden nicht nur experimentelle Theaterformen, sondern auch Werke des klassischen Repertoires zu sehen sein. Insgesamt soll dieser neue Raum nicht nur Veranstaltungsort, sondern vor allem ein Ort der Begegnung sein, ein kleiner Marktplatz der Ideen, des Denkens und Fühlens und der Kunst. Während eines knapp fünfwöchigen Auftakts erprobt das Theater mit der «Open Box» diese Bewegung. Der Raum öffnet sich für Besucher mit einer Reihe von Veranstaltungen und Formaten oder auch der Einladung, auf einen Kaffee vorbei zu schauen.

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DER AUFTAKT Zum Auftakt zeigt sich die Bühne des Grossen Hauses ebenfalls gewandelt: Ein shakespearesches Globes soll den Zuschauerraum demokratisieren. Eröffnet wird am 9. September 2016 mit Luigi Nonos Tragödie des Hörens, «Prometeo», einer  Kooperation mit Lucerne Festival. Mit Benedikt von Peters szenischer Einrichtung des Werkes soll eine Art Nullpunkt gesetzt werden: Nicht die blosse Illustration von Handlung, sondern das Hören, das gemeinsame Zuhören steht im Mittelpunkt. Das Werk, das sonst nur an grossen Festivals gezeigt wird, findet hier am LT mit elf Vorstellungen ins Repertoiretheater. 14 Tage wird das Globe ein aussergewöhnlicher Schauplatz für die erste Uraufführung des Tanzes in dieser Spielzeit sein: «Tanz 22: Up/Beat» (Uraufführung 23. Sept), choreographiert von Georg Reischl, der den Luzernern bereits durch vier Produktionen bestens bekannt ist. Sein Name steht für Kontinuität in der Sparte Tanz, die weiterhin von Kathleen McNurney geleitet wird. Dazwischen liegt die erste Premiere im Schauspiel, das sich die Erkundung zeitgenössischer Formen des Geschichtenerzählens zur Aufgabe macht. Die künstlerische Leiterin der Sparte, Regula Schröter, setzt mit der antiken Trilogie «Ödipus Stadt» in der Bearbeitung von John von Düffel (Premiere 16. Sept) auf ihre Schauspielerinnen und Schauspieler: Das gesamte Ensemble stellt sich mit dieser Produktion unter der Regie von Anja Behrens in der Box vor. Von der Antike aus spannt sich der Bogen über Klassik, über die Moderne hin zu zeitgenössischen Texten bis hin zu Recherche, Stadtprojekt und Visual Poem.

«WHITE OUT – Begegnungen  am Ende der Welt» (Uraufführung 15. März) von Alexander Giesche ist ein Ausflug in die Grenzbereiche zur Bildenden Kunst. Unter Regie von Felix Rothenhäusler trifft ein Schauspieler auf das LSO und Max Frischs Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän» auf Mahlers unvollendete 10. Sinfonie – eine spartenübergreifende Kooperation. Auf insgesamt 27 Premieren an sechs Spielorten darf sich das Publikum aus Stadt und Kanton Luzern freuen. Zehn Opern, fünf Choreographien und zwölf Schauspiele. Die Stücke sind festivalhafter disponiert und manche verschwinden schneller vom Spielplan, andere ziehen sich durch die Spielzeit: ein Mix aus Ensuite-Betrieb mit wenigen Vorstellungsterminen in einem begrenzten Zeitfenster und dem gewohnten Repertoirebetrieb.

ZEIT-RÄUME Das Luzerner Theater will sein Publikum durch das Theaterjahr geleiten, in dem es die Spielzeit in sechs «Räume» unterteilt hat, die Themen und Situationen setzen. «Globe», «Viscosi» definieren Raumsituationen. Um Weihnachten ist das LT ganz «Zuhause» im Theater an der Reuss und spielt vermehrt Familienproduktionen. Im Zeitraum «Utopia» herrscht Partizipation, und nicht-professionelle Darsteller stürmen die Bühnen. «Bühne Kirche» definiert den Zeitraum, in dem die «Hure Traviata» ihren einsamen Liebesmonolog im Theater singt und in der Jesuitenkirche der Heiligen, Maria, in einer choreographierten Liturgie kollektiv gehuldigt wird. Im Sommer geht es nach «Draussen», unter anderem in Luzerner Gemüsegärten, und die Box öffnet wieder ihre Türen.

BETEILIGUNG Den Raum «Utopia» besetzen fünf Produktionen, die massgeblich von Luzerner Laiendar- stellerinnen und -darstellern geprägt werden. Da ist das Musiktheaterprojekt «No Future Forever», das von rund 30 Jugendlichen aus Luzern gemeinsam mit Regisseur Marco Štorman und seinem Team entwickelt wird. Am 30. März besetzen sie das Theater über die gesamte Fasnacht 2017. Menschen über sechzig, die noch nie professionell getanzt haben, arbeiten in «Loot at Me» (Uraufführung 18. Feb) zusammen mit der ehemaligen Tänzerin Sandra Marín Garcia, die für Konzept und Choreographie zuständig ist. In «Mütter» (Premiere 23. März) erzählen Luzerner Frauen aus aller Welt ihre Geschichten. Dabei kochen sie und laden anschliessend zu Tisch. Ein Projekt von Alize Zandwijk. Und auch das Publikum wird bei «Marienvesper» zum teilnehmenden Kollektiv.

FAMILIENSTÜCKE Besonderes Augenmerk legt das LT auf Theaterstücke und -formen für alle von 3 bis 103 Jahren. In der Box: «Hänsel und Gretel (Premiere 26. Okt) für Kinder ab sechs Jahre. Im Theater spannt sich nach der Premiere des Familienstücks «Robin Hood» (Premiere 15. Nov) der musikalische Bogen von «Ein Konzert für Tiere» unter der musikalischen Leitung von Rolando Garza Rodríguez, eingerichtet von Lennart Hantke bis zu «No Future Forever». Nicht zu vergessen das Figurentheater, das in der Industriestrasse weiterspielt und von November bis April Saison hat. Hier dürfen unsere kleinsten Besucher mit ihrer Begleitung viel Spass erleben. Flankiert wird der Spielplan von der Abteilung «Schule & Theater», die in verschiedenen Formaten sowohl Familien als auch Kindergärten und Schulen den Zugang zum Theater erleichtert.

ENSEMBLE Zum offiziellen Probenstart am 2. August 2016 erwartet das Theater sein 36-köpfiges Ensemble mit vielen neuen Gesichtern in Schauspiel und Oper und im Tanz.

Was der neue Intendant Domenik von Peter zu Raum, Programm und Zukunftsaussichten zu sagen hat - das bekommst du hier zu hören:

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