Stooszyt

"Jeder Fall ist ein Fall zu viel"

Über die Zahl 708 bist du in den letzten Tagen vielleicht auch schon gestolpert - so viele Fälle von rassistischer Diskriminierung wurden letztes Jahr in der Schweiz gemeldet. So steht es im Rassismusbericht 2022 von dem Beratungsnetz für Rassismusopfer.

Wie sich die Wahrnehmung von Rassismus in den letzten Jahren verändert hat, erfährst du im Podcast:

Gina Vega, Leiterin der Fachstelle für Diskriminierung und Rassismus, sieht das wachsende Bewusstsein gegenüber Rassismus als möglichen Grund für die höheren Zahlen. Rassismus sei in der Schweiz in den letzten Jahren zu einem grösseren Thema geworden, über welches auch immer mehr gesprochen und diskutiert wird.

Wie der Rassismusbericht zeigt, spielt vor allem der strukturelle Rassismus eine Rolle - beispielsweise, wenn eine Person wegen des eigenen Nachnamens nicht an ein Vorstellungsgespräch eingeladen wird.

Für das Beratungsnetz ist aber auch das Empowerment der Betroffenen wichtig, wie Gina Vega betont. Menschen, die ihre Erlebnisse mit Rassismus melden, finden in solchen Anlaufstellen eine neue Kraft.

"Rassismus anzusprechen ist nicht immer einfach"

Nicht nur Betroffene melden sich aber bei der Anlaufstelle, sondern auch Beschuldigte - also Personen, welche selbst rassistisch gehandelt haben und nun bei dem Beratungsnetz um Rat bitten. Hier ginge es Laut Gina Vega vor allem darum, das eigene Verhalten zu verstehen und das weitere Vorgehen zu erarbeiten. Es ist aber ziemlich selten, dass sich diese Personen bei ihnen melden - nur fünf der 708 Fällen sind Beschuldigte.

Was aber oft vorkommt, sind Fälle von Rassismus in Betrieben - in Schulen oder im Arbeitswesen. Aus diesen Lebensbereichen kamen die meisten Meldungen, weshalb es vor allem hier Änderungen braucht - insbesondere, weil Betroffene oft zögern, solche Diskriminierungen zu melden aus Angst, den Job zu verlieren.

 Oberkategorie Lebensbereich via humanrights.ch 

Nebst Lebensbereichen zeigt der Rassismusbericht 2022 auch auf, welche Nationalitäten die betroffenen Personen haben, die sich bei ihrer Anlaufstelle meldeten. Was hier heraussticht, ist, dass der grösste Teil hier den Schweizer Pass haben und auch ihre Nationalität die Schweiz ist.

"Der Schweizer Pass schützt nicht vor Rassismus"

Der Rassismusbericht zeigt nicht nur, dass die Schweiz ein grösseres Bewusstsein gegenüber dem Rassismus hat, sondern auch, dass rassistische Diskriminierungen noch immer verbreitet sind. Mit den Konsequenzen, welche für ein solches Verhalten momentan gelten, ist das Beratungsnetz für Rassismusopfer auf jeden Fall nicht zufrieden.



Vorschaubild: @blackstammtisch auf Instagram

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