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Frauen in der IT: Warum die Branche noch viel Potenzial für mehr Diversität hat

06.12.2024

Moderation & Redaktion: Flavio Waser

Moderation: Said Aroua


Die Informatikbranche ist noch immer eine Männerdomäne – und das, obwohl Frauen von Beginn an eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Technologie gespielt haben. Warum sind sie in der IT heute immer noch unterrepräsentiert, und was muss sich ändern, damit sich das endlich ändert? 

Frauen und die frühe Informatikgeschichte 

Frauen waren bereits in den Anfängen der Informatik aktiv. In den 1940er und 1950er Jahren waren es vor allem Frauen, die das Programmieren übernahmen und wichtige technologische Meilensteine setzten. Zu dieser Zeit waren viele Programmiererstellen noch nicht als „richtige“ Berufe anerkannt, was vor allem Frauen die Möglichkeit gab, diese Rolle zu übernehmen.  

Ein Beispiel dafür ist Grace Hopper, die in den 1950er Jahren die Programmiersprache COBOL entwickelte, eine der ersten Sprachen, die es ermöglichte, Computersysteme benutzerfreundlicher und effizienter zu gestalten. COBOL wird übrigens auch heute noch in vielen großen Unternehmenssystemen eingesetzt. Ebenso ein bedeutendes Beispiel ist Katherine Johnson, eine Mathematikerin, die mit ihren Berechnungen für die NASA entscheidend dazu beitrug, dass die Apollo-Missionen erfolgreich waren. 

Diese Frauen, und viele andere, prägten die Entwicklung der Computertechnik, doch ihre Leistungen wurden oft nicht in dem Maße gewürdigt, wie es heutzutage der Fall wäre. Stattdessen rückten im Laufe der Zeit mehr und mehr Männer in den Vordergrund der Geschichte, während Frauen zunehmend in den Hintergrund traten. 

Frauen im Schatten der Technik 

Der Wendepunkt für die Beteiligung von Frauen in der IT kam mit dem Zweiten Weltkrieg, als viele Männer an die Front mussten und Frauen in zuvor männlich dominierte Industrien eintraten. Während des Krieges waren es vor allem Frauen, die für die militärischen und wissenschaftlichen Projekte verantwortlich waren, die zum Teil noch mit den ersten Computern gearbeitet haben. Nach dem Krieg war jedoch eine deutliche Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen zu beobachten. Frauen wurden zunehmend in Berufe gedrängt, die mit Büroarbeit und Verwaltung zu tun hatten, während die Technologiebranche weiter von Männern dominiert wurde. 

Der aktuelle Stand: Frauen in der IT heute 

Obwohl Frauen in der IT nach wie vor unterrepräsentiert sind, gibt es mittlerweile viele beeindruckende weibliche Führungskräfte und Technologinnen, die zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, in dieser Branche erfolgreich zu sein. Frauen wie Melanie Perkins, die Gründerin der Designplattform **Canva**, oder **Jade Raymond**, eine der Mitgründerinnen von Ubisoft und Schöpferin des berühmten Spiels „Assassin’s Creed“, sind heute prominente Beispiele, wie Frauen in der IT und Technologiebranche Pionierarbeit leisten. 

Dennoch zeigt eine aktuelle Studie, dass der Frauenanteil in der Informatikbranche oft noch bei unter 30 % liegt. Das bedeutet, dass die Mehrheit der Technologieunternehmen nach wie vor von Männern geführt wird – was eine große Chance für mehr Diversität und Innovation verwehrt. Mehr Frauen in der Branche würden nicht nur die Unternehmenskultur bereichern, sondern auch zu kreativeren und vielfältigeren Lösungsansätzen führen, die letztlich der gesamten Gesellschaft zugutekommen würden. 

Was muss sich ändern? 

Es gibt verschiedene Ansätze, um den Frauenanteil in der IT zu erhöhen. Ein wichtiger Schritt ist, dass in Schulen und Universitäten gezielt Programme und Angebote entwickelt werden, die Mädchen und Frauen für technische Berufe begeistern. Initiativen, die Mädchen frühzeitig für das Programmieren und die Informatik interessieren, sind entscheidend, um ihnen zu zeigen, dass auch sie in dieser Branche erfolgreich sein können.  

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Flexibilität von Arbeitsmodellen. Gerade für Frauen, die Familie und Beruf miteinander vereinbaren müssen, sind flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Optionen ein entscheidender Faktor, um den Zugang zu technischen Berufen zu erleichtern.  

Nicht zu vergessen ist die Bedeutung von Lohngleichheit und gleichen Karrierechancen. Auch heute noch gibt es in vielen IT-Unternehmen eine signifikante Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, trotz der gleichen Qualifikationen und Leistungen. Um Frauen langfristig in der Branche zu halten und ihnen faire Chancen zu bieten, muss die Gleichbehandlung von Männern und Frauen eine Selbstverständlichkeit werden. 

Fazit: Es gibt noch viel zu tun 

Die IT-Branche hat noch viel Potenzial, sich inklusiver zu entwickeln. Frauen haben von Anfang an einen wichtigen Beitrag zur Technologiegeschichte geleistet und könnten auch heute noch eine zentrale Rolle dabei spielen, neue innovative Lösungen zu entwickeln. Damit mehr Frauen in die Branche kommen, braucht es jedoch strukturelle Veränderungen in der Ausbildung, in den Arbeitsmodellen und in der Unternehmenskultur.  

Letztlich würde eine größere Diversität in der IT nicht nur den Unternehmen helfen, bessere Ergebnisse zu erzielen, sondern auch der Gesellschaft insgesamt zugutekommen. Mehr Frauen in der Technologiebranche würden eine breitere Perspektive in die Entwicklung von Software, Systemen und Lösungen bringen und so dazu beitragen, eine inklusivere und gerechtere digitale Zukunft zu gestalten. 

Es ist an der Zeit, die Frauen von gestern zu feiern, aber auch die Frauen von morgen zu fördern. 

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