Mittlerweile haben künstliche Intelligenzen die Kraft, jegliche Stile von Kunst zu lernen und innert Sekunden nachzuahmen - oftmals auf Kosten der eigentlichen Künstler*innen. Gegen diese Problematik will das Projekt "Glaze" der Universität Chicago vorgehen.
Shawn Shan, Leiter des Glaze Projekts, spricht über die Hintergründe des Projekts und wo es hinführen soll:
(You can find the whole interview with Shawn Shan in English at the bottom of this page!)
Das Projekt Glaze kämpft gegen künstliche Intelligenz, die deine Kunst nachahmen kann. Wenn du dein Bild durch Glaze laufen lässt, dann überschreibt das Programm gewisse Informationen/Pixel hinter deinem Bild. Somit versteht die K.I. nicht mehr, wie das Bild ursprünglich aussieht - plötzlich denkt die K.I., dass deine originale Zeichnung im Stil von Van Gogh ist!
Hier kommt eine der grössten Schwächen von künstlicher Intelligenz ins Spiel: Künstliche Intelligenz sieht nicht das, was wir Menschen sehen.
"Glaze maximizes this gap between how machines see things, and how humans see things"
Durch Glaze sieht deine Kunst auch minim anders aus, weil das Programm wenige Pixel verändert. Es variiert aber, wie fest Glaze dein Bild beeinflusst - je mehr du es mit Glaze veränderst, desto besser ist es gegen K.I. geschützt. Komplett unsichtbar ist Glaze also (noch) nicht - Shawn Shan und das ganze Glaze Team arbeiten aber stets daran, dass Glaze immer weniger erkennbar ist.
Vergleich eines Werks von Künstlerin Jingna Zhang, vor und nach Glaze (via Glaze - What is Glaze)
"There is no simple way to eliminate [Glaze]"
...denn künstliche Intelligenzen brauchen Programme wie Glaze - ohne sie würden K.I.-Modelle nie lernen, wie sie damit umgehen und dazulernen können. Gleichzeitig ist Glaze verheerend für K.I.-Modelle, weil letztere dadurch keine Kunst mehr nachahmen können.
Trotzdem kann künstliche Intelligenz insbesondere etwas: Neues lernen. Deshalb ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass sie in Zukunft Programme wie Glaze zu verstehen beginnt. Momentan ist der Stand ein Hin und Her - mal lernt K.I. dazu, dann wird Glaze wieder besser...
Du kannst es womöglich bereits zwischen den Zeilen rauslesen - Glaze sei nur eine temporäre Lösung zu einem wachsenden Problem, erklärt Shawn Shan.
"We don't see Glaze as a permanent solution. We see it as a stopping gap to protect artists"
Schlussendlich brauche es nicht nur Programme wie Glaze, sondern offizielle Regulationen, die gegen diese Problematik vorgehen. So reden Gesetzgebende in der EU bereits darüber, auch bei künstlicher Intelligenz mehr auf das Urheberrecht der originalen Artists zu achten.
Bis wir aber auf diesem Level sind, gibt es noch Programme wie Glaze, welches übrigens stetig am wachsen ist! Das Glaze Projekt existiert offiziell seit März 2023 und ergattert immer mehr Aufmerksamkeit.
Tatsächlich ist aber diese Aufmerksamkeit nicht immer positiv - in letzter Zeit musste das Glaze Team immer wieder mit Angriffen auf das Programm kämpfen. Das käme insbesondere davon, dass Glaze eine Bedrohung für K.I.-Modelle ist, welche vom Nachahmen von Kunst profitieren, betont Shawn Shan.
"It's mainly people online who are pretty tech-savvy"
Shawn Shan sieht aber auch hier einen positiven Twist - durch solche Attacken können sie sich weiterbilden, mehr Leute anstellen und sich mit anderen Organisationen zusammentun, um Glaze sicherer zu gestalten.
Nebst solchen Attacken erlebt Glaze aber eine positive Auswirkung, insbesondere in der online Kunst-Community. Sie arbeiten mit Künstler*innen zusammen, aber sind neuerdings auch in Kontakt mit Gesetzgebenden und Aktivist*innen. Auch hier ist das Ziel zu verändern, wie das Thema "Copyright" bei künstlicher Intelligenz behandelt wird.
If you'd like to listen to the full interview with Shawn Shan in English, you can do that right here:
