Black Friday – ein Begriff, der für viele mit Shopping-Rausch und unschlagbaren Rabatten verbunden ist. Doch hinter den verlockenden Angeboten steckt weit mehr als ein einfacher Ausverkaufstag. Woher kommt der Black Friday eigentlich, und warum ist er inzwischen weltweit ein Phänomen? Und vor allem: Lohnt es sich wirklich, oder zahlen wir am Ende vielleicht einen anderen Preis?
Von der Tradition zum globalen Shopping-Wahnsinn
Der Black Friday hat seine Wurzeln in den USA und ist am Freitag nach Thanksgiving. Ursprünglich war es der Startschuss für den Weihnachtsverkauf. Ein Tag, an dem Händler mit grossen Rabatten Kunden in die Läden lockten. Der Name „Black Friday“ stammt angeblich von der Buchhaltung: „Schwarz“ steht für Gewinne, während „Rot“ Verluste darstellt. Händler nutzten den Tag, um ihre Bilanz wieder ins Schwarze zu bringen. Doch es gibt auch eine andere Erklärung: Die chaotischen Zustände in den Innenstädten der USA nach Thanksgiving mit verstopften Strassen und überfüllten Geschäften führten auch zu diesem Namen. Heute ist der Black Friday kein amerikanisches Ereignis mehr. Länder wie Brasilien, Grossbritannien, Japan und auch die Schweiz haben ihn übernommen. In der Schweiz kennen laut Studien 97 % der Bevölkerung den Black Friday, doch nur etwa 16 % nutzen ihn aktiv zum Einkaufen. Besonders beliebt sind Elektronik, Kleidung und Kosmetik. Trottz der Popularität gibt es auch skeptische Stimmen: Viele sehen den Tag als Symbol für unnötigen Konsum und fragen sich, ob wir all die „Deals“ wirklich brauchen.
Schnäppchen oder Konsumfalle?
Die Tricks der Händler sind clever aber nicht unbekannt – und jedes Jahr kommen neue hinzu. Begrenzte Stückzahlen, Countdowns auf Webseiten und Catch Phrases wie „Nur heute!“ lösen bei uns das Gefühl aus, sofort zuschlagen zu müssen. Diese sogenannte „Fear of Missing Out“ (FOMO) sorgt dafür, dass wir oft impulsiv kaufen, ohne wirklich nachzudenken. Hier kommt ein grosser "Oh... wirklich?"-Moment: Viele Preise sind nur relativ reduziert. Oft werden Produkte Wochen vor dem Black Friday strategisch verteuert, um dann als „Rabatt“ wieder im Bereich des ursprünglichen Preis zu fallen. Das bedeutet: Ein vermeintliches Schnäppchen von 30% ist vielleicht nur ein Rabatt 5% in Wirklichkeit.
Auch Online-Händler nutzen smarte Technologien, um uns zu beeinflussen. Plattformen wie Amazon analysieren unsere Klicks, Suchanfragen und sogar die Zeit, die wir mit der Maus über einem Produkt verbringen. Diese Daten werden genutzt, um uns Produkte anzuzeigen. Das oft zu Preisen, die dynamisch angepasst werden. Gleichzeitig spielt Psychologie eine grosse Rolle: Die Kombination aus Countdown-Timern und „Letzte Chance“-Hinweisen schafft zusätzlichen Druck. So wird der Black Friday für viele zur Konsumfalle.
Die Schattenseiten des Shopping-Marathons
Black Friday hat auch eine dunklere Seite, und die betrifft nicht nur unser Portemonnaie. Der Anstieg von Expresslieferungen während dieser Tage erhöht den CO₂-Ausstoss spürbar. Besonders der zusätzliche Verpackungsmüll und die Logistik der Lieferketten belasten die Umwelt. Während wir uns über günstige Preise freuen, zahlen Natur, Klima und gestresste Mitarbeiter*innen den Preis. Studien zeigen, dass der Online-Shopping-Boom in Kombination mit Expresszustellungen bis zu 50 % mehr CO₂-Emissionen verursachen kann.
Doch nicht nur die Umwelt leidet. Auch kleinere Händler stehen durch die Rabattschlachten der grossen Ketten unter Druck. Viele können es sich nicht leisten, ihre Produkte zu diesen tiefen Preisen anzubieten, und verlieren dadurch Kundschaft. Gleichzeitig werden Mitarbeiter*innen in Logistikzentren und Geschäften oft mit zusätzlichen Arbeitsbelastungen konfrontiert. Black Friday zeigt hier seine Schattenseiten, die weit über das individuelle Shopping hinausgehen.
Wird es den Blackfriday in 10 Jahren noch geben?
Die Frage bleibt: Muss es immer grösser, schneller und günstiger sein? Während einige Konsument*innen den Black Friday als Chance sehen, wächst auch das Bewusstsein für nachhaltigere Alternativen. Plattformen wie „Fair Friday“ setzen beispielsweise auf Produkte, die nicht nur preislich attraktiv, sondern auch umweltfreundlich und fair produziert sind. Diese Bewegungen stehen allerdings noch am Anfang und sind oft nicht so sichtbar wie die grossen Werbekampagnen der Online-Player. Auch die Technologie könnte eine Schlüsselrolle in der Zukunft des Black Friday spielen. Künstliche Intelligenz wird voraussichtlich noch stärker genutzt, um Rabatte individueller und transparenter zu gestalten. Gleichzeitig könnten nachhaltigere Lieferketten und neue Geschäftsmodelle dazu beitragen, die Umweltbelastung zu reduzieren. Denkbar ist auch, dass sich der Fokus von Massenkonsum hin zu bewusstem Einkaufen verschiebt – zumindest bei einem Teil der Verbraucher*innen.
Den Black Friday mit Hirn nutzen
Black Friday ist zweifellos eine Gelegenheit, gute Deals zu machen – aber nur, wenn man vorbereitet ist und die Tricks der Händler kennt. Es lohnt sich, Preise vorher zu vergleichen und Angebote kritisch zu hinterfragen. Wer bewusst einkauft und Impulskäufe vermeidet, kann den Tag sinnvoll nutzen. Gleichzeitig ist es wichtig, auch an die Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft zu denken.
Ob man auf der Jagd nach einem neuen Toaster ist oder einfach nur ein Schnäppchen machen will: Rational überlegen, informieren und dann kaufen. Und isch bewusst sein: Vielleicht ist es am Ende besser, den Kauf auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, denn vieles braucht man oft nicht so dringend wie man das zunächst annimmt.