Trojaner

"Ich versuche etwas zu machen, was sich nicht echt anfühlt"

In ihrer neusten EP "This M Body-ed" bewegt sich die Berner Künstlerin _pron0ia_ in einer Zwischenwelt - irgendwo zwischen dem Bekannten und dem Unbekannten erforscht sie musikalisch die digitalen Welten. Dabei arbeitet sie insbesondere mit Sounds, die eigentlich gar nicht existieren sollten.

Im Interview spricht _pron0ia_ über ihre neue EP und wie diese Klangkonstellationen entstehen konnten:

Einer der präsentesten Aspekte der EP sind die Stimmen, welche Ti Kuhn - die Person hinter _pron0ia_ - mithilfe von künstlicher Intelligenz erzeugte. Der spannendste Part sei es hier, aus sinnlosen Daten genau diese Stimmen zu erschaffen, die aber tatsächlich aber auch nichts aussagen.

Dabei spiele sie auch gerne mit dem menschlichen Drang, aus allem irgendeinen Sinn zu machen. Ich höre Stimmen - die müssen ja irgendetwas bedeuten?

Allgemein beschäftigt sich Ti in diesem musikalischen Projekt auch gerne mit verschiedensten Zukunftsvorstellungen:

"Wenn die digitalen Stimmen ohne Körper über die Zukunft singen könnten, nach welcher Zukunft würden sie sich sehnen?"


Eine Antwort auf diese Frage habe sie in der Produktion der EP aber nicht gänzlich gefunden; das sei aber irgendwie auch der Sinn. Im Vordergrund stehe für sie immer auch die eigene Vertiefung in ein Thema - sie befasse sich immer auf irgendeine Art mit Technologie und Zukunftsvorstellungen, wie diese zusammenkommen und wie die Schnittmenge davon aussieht.

Viele musikalische Inspiration entnimmt _pron0ia_ auch aus dem Glitch - sie erzeugt Sounds aus Fehlern von Systemen, bringt sinnloses Rohmaterial in einen musikalischen Kontext und versucht so, eine thematische Verbindung aufzubringen.

Diese Thematik dreht sich in "This M Body-ed" unter anderem auch um K.I. - immerhin arbeitet Ti auch mit künstlich erzeugten Stimmen, die es eigentlich nicht geben sollte. Dabei sieht sie die künstliche Intelligenz aber nicht als ein Nonplusultra.

Die Macht über die Technologie liegt noch immer bei uns. Wir können damit machen was wir wollen - wir kontrollieren die Technologie, nicht umgekehrt:

"Ich möchte Leuten zeigen: Das System ist nicht mal ein bisschen so smart, wie es versucht zu sein"


Dabei gäbe es für sie auch gar nicht einen grossen Unterschied zwischen dem Analogen und Digitalen, auch wenn eine Menge ihrer Inspiration sicherlich aus dem digitalen Rahmen kommt. Das Menschliche - wie beispielsweise die Stimmen - seien für uns extrem nahbar.

Einen zusätzlich natürlichen Touch brachte _pron0ia_ bisher immer auch mit ihrer E-Gitarre in die eigene Musik, insbesondere auch auf ihrer letzten EP "RITUAL" (2023). Von der E-Gitarre hören wir aber nun auf "This M Body-ed" fast gar nichts mehr. Dafür hat Ti die digitalen Stimmen ins Zentrum gestellt.

Momentan überlege sie sich daher auch stark, wie sie diese neue Entwicklung in einen Live-Kontext setzen kann - immerhin stand die E-Gitarre bei ihren vergangenen Live-Shows ebenfalls stark im Fokus. Ihre Überlegungen kann _pron0ia_ auch schon bald auf Probe stellen - sie spielt beispielsweise am 17. August am Les Digitales Festival in Luzern.



Falls du die ganze Sendung über "This M Body-ed" hören willst - samt Musik -, dann kannst du das hier machen:

Playlist:

_pron0ia_ - Restructuring

_pron0ia_ - Poetry in General

_pron0ia_ - Life in Code

_pron0ia_ - Are Words Meanings?

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