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Von Kino zu Konzerten - Die Kunst der Tontechnik

Tontechnik – ein Bereich, der selten die Aufmerksamkeit bekommt,  obwohl sie in fast allen Bereichen der Unterhaltung und Medienwelt ganz wichtige Rolle spielt. Von Konzertsälen über Kinos bis hin zu Podcasts sorgt Tontechnik dafür, dass jede Note, jeder Dialog und jeder Effekt perfekt klingt. 

Doch was genau steckt dahinter? Im folgenden Audio ist der ganze Beitrag hörbar:

Hinter jedem perfekten Konzert steckt ein komplexes System, das weit über „einfach lauter drehen“ hinausgeht. Der erste Baustein ist das sogenannte Public Address System, kurz PA, das Mikrofone, Mischpulte, Verstärker und Lautsprecher umfasst. Doch die richtige Ausstattung allein reicht nicht. Es geht um die präzise Abstimmung auf die Umgebung.

Mikrofone spielen dabei eine Hauptrolle. Bei grossen Events kommen oft Funkmikrofone zum Einsatz, die Künstler kabellos und flexibel machen. Hier beginnt der Zauber: Das Mikrofon fängt die Stimme ein, doch bevor der Klang die Lautsprecher erreicht, durchläuft er ein Mischpult. Dieses bearbeitet das Signal und passt es so an, dass es den Wünschen des Artist entspricht und ausgewogen klingt – quasi wie ein Beauty-Filter, nur für die Ohren. Raumakustik ist ein weiterer wichtiger Faktor. Ein leerer Raum hat andere akustische Eigenschaften als ein gefüllter. Bei Festivals wird es noch komplexer: Windgeräusche und Hall können die Klangqualität erheblich beeinflussen. Hier helfen Technologien wie Delay Lines. Diese sorgen dafür, dass der Sound überall zeitgleich ankommt, auch in den hintersten Reihen.

Kino-Sound: Wenn der Ton Geschichten erzählt

Während im Konzertsaal der Klang vor allem präsent und laut sein muss, wird er im Kino zu einem Stilmittel. Surround Sound hat die Art und Weise revolutioniert, wie wir Filme erleben. Hier wird der Klang nicht nur frontal, sondern auch von den Seiten und hinter uns wiedergegeben. Der nächste Weiterentwicklung davon ist Dolby Atmos: Der Sound wird dreidimensional, mit Höhenebenen, die uns vollständig in die Szene eintauchen lassen.

Stell dir vor, ein Helikopter kreist über deinem Kopf, fliegt durch den Raum und landet direkt neben dir. Diese präzise Platzierung der Töne wird durch eine aufwendige Programmierung erreicht. Jeder Klang wird einem Lautsprecher oder einer Gruppe von Lautsprechern zugewiesen, die ihn perfekt synchron abspielen. Es ist wie ein unsichtbares Orchester, das den Raum dirigiert.

Ein interessanter Trick wird besonders in Horrorfilmen genutzt: Niedrige Frequenzen um die 80 Hz, die man eher spürt als hört. Diese erzeugen ein Gefühl von Unbehagen, das perfekt ist, um die Spannung vor einem Jumpscare zu steigern. Auch Dialoge profitieren von der Technik: Stimmen werden so gemischt, dass sie jederzeit klar verständlich bleiben, unabhängig davon, wie viel Action drumherum passiert.

Tricks der Tontechnik

Tontechnik hat viele unsichtbare Gadgets. Ein Beispiel sind sogenannte „In Ears“ - kleine Kopfhörer, die Künstler afuf der Bühne tragen. Diese geben nicht nur den Sound wieder, sondern enthalten auch "Cues" – Anweisungen wie „Einsatz in 3… 2… 1…“. Ohne diese Helfer wäre es fast unmöglich, bei grossen Auftritten immer synchron und im richtigen Timing zu bleiben.

Ein weiteres Beispiel ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz in modernen Mischpulten. Diese können den Klang automatisch analysieren und anpassen, um einen optimalen Output zu erzielen. In grossen Produktionen kommen oft vorprogrammierte Szenenwechsel zum Einsatz. Das Mischpult „weiss“, wann es welche Einstellungen anwenden muss, um nahtlose Übergänge zu schaffen.

Was bringt die Zukunft?

Die Tontechnik entwickelt sich stetig weiter. Technologien wie Dolby Atmos, die einst nur in High-End-Kinos zu finden waren, werden allmählich auch für den Heimgebrauch erschwingliche im Form von Lautsprecher-Sets. Tragbare Geräte wie Kopfhörer oder sogar Smartphones könnten bald 3D-Audio unterstützen.

Ein weiterer Trend ist der Einsatz von KI. Sie könnte Tontechniker*innen dabei helfen, noch effizienter zu arbeiten, indem sie Aufgaben wie die Anpassung von Mikrofonen oder die Optimierung von Klängen übernimmt. Gleichzeitig wächst das Interesse an immersiven Klangerlebnissen in Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen. Es ist spannend zu sehen, wie diese Entwicklungen die Art, wie wir Klang wahrnehmen, verändern werden.

Tontechnik ist also viel mehr als nur „Knöpfe drücken“ oder "lauter und leiser" drehen. Sie ist Skill, Wissenschaft und ein bisschen Magie – und ohne sie wäre unser Leben um einige beeindruckende Erlebnisse ärmer.


[Bilder generiert mit Lexica.art]

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