Queertopia

Ein Wiederfinden in der Zerbrechlichkeit: maelli mit "ching us glas"

Mit ihrem Debutalbum "ching us glas" liefert das Berner Duo maelli eine Reise durch ihre Gefühlswelten. Hinter maelli stecken Maëlle und Elli, die in diesem Album über Kindheit, Jugend und Erwachsensein reflektieren - alles aus der Perspektive eines Kindes, das aus Glas gemacht ist.

Im Interview sprechen Maëlle und Elli über ihr Debutalbum, die Geschichten dahinter und was Spaghetti mit self-care zutun haben:

maelli würden "ching us glas" sicherlich als Konzeptalbum beschreiben - es gibt eine grobe Geschichte, die es erzählt. So beginnt das Album eher brutaler und tiefgründig, rutscht dann im Verlauf aber auch in eine freundlichere Stimmung rein und endet mit dem Song "if love was a flower" schlussendlich mit einer groben Melancholie - ein Song, der ursprünglich ein Gedicht war.

Das Ziel war es, das Leben eines Kindes aus Glas festzuhalten; wie es ist, in einer Welt wie unserer aufzuwachsen, welche Etappen durchgemacht werden, wie aufwühlend diese Zeit auch sein kann. Am Anfang ist es schwierig und hart, so aufzuwachsen, doch je länger du als Kind aus Glas in dieser Welt unterwegs bist, desto mehr kannst du damit umgehen - oder dich damit abfinden:

"Es ist okay, dass es scheisse ist"

- Elli von maelli


In der Produktion des Albums sei aber kaum eine Erschöpfung aufgekommen, auch wenn Maëlle und Elli sich auch stark mit den eigenen Problemen und Erfahrungen auseinandergesetzt haben. Maëlle beschreibt insbesondere das Schreiben der Songs als eine Art von gratis Therapie, die sich auch befreiend angefühlt hat.

Viele der Songs auf "ching us glas" seien daher auch in jenen Momenten entstanden, während welchen maelli sich auch direkt mit diesen Gefühlen auseinandergesetzt haben. Dabei geht es ab und an auch mal um Themen, die die Beiden einfach schlichtweg nerven, was sie beispielsweise im Song "Er cha ja nüt drfür" zeigen. Darin regen sie sich über all diese Cis-Typen auf, die auf feministisch tun, auch wenn sie es gar nicht sind. Aber er isch e Feminischt, er het ja schwarze Nagellack...


Auf "ching us glas" mixt maelli auch nicht nur verschiedenste Themen, sondern auch Sprachen. Hochdeutsch, Schweizerdeutsch und Englisch hörst du auf dem Album, womit maelli unter anderem auch mehr Leute erreichen will. Immerhin sei die Berner Mundart-Rap Szene schon eine eher kleine Bubble.

Doch der Sprachmix sei auch dazu da, die eigenen Gefühle klarer und differenzierter rüberzubringen:

"Wir können durch verschiedene Sprachen auch verschiedene Gefühle transportieren"

- Maëlle von maelli


So habe Maëlle beispielsweise eine grössere Distanz zu den eigenen Texten, wenn sie auf Englisch geschrieben sind. 

Im Grossen und Ganzen ist "ching us glas" für maelli auf jeden Fall auch eine Form von self-care, auch wenn sie sich tatsächlich noch nie zu grosse Gedanken über das Thema gemacht haben. Elli erinnert sich im Interview an die Produktion des Albums, als sie beispielsweise an Weihnachten alleine zuhause war und an den Songs arbeitete - das sei für sie Rückblickend definitiv eine Form von self-care gewesen.

Maëlle und Elli sagen aber beide auch, dass sie froh sind, dass das Album nun draussen ist und sie das Projekt abhacken können - auch die Produktion des Albums war immer wieder geprägt von persönlichen Struggles. Pläne hat maelli aber definitiv noch weitere: Sie hatten beispielsweise die Idee, eine Challenge zu machen, in der sie jeden Monat einen Song rausgeben. Uns kann auf jeden Fall noch mehr Musik erwarten - in nicht allzu ferner Zukunft!



Hier kannst du die ganze Sendung hören - samt Musik:

Playlist:

maelli - Irä wäut ohni lächle (Intro)

maelli - broken glass

maelli - Er cha ja nüt drfür

maelli - Troumwäut

maelli - Alle Meine Geister

maelli - ching us glas

maelli - Au di minute woni gschnufet und nid gläbt ha

maelli - Nacht 2

maelli - Sandsteimuure

maelli - if love was a flower

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