15.11.2024
von
Aline Baeriswyl
Chromästhesie bezeichnet ein Phänomen, bei dem Menschen eine Farbempfindung verspüren, sobald sie ein Geräusch wahrnehmen oder etwas Bestimmtes riechen oder sehen. Diesem Konzept widmet sich das Compilation-Album Chromesthesia: The Colour of Sound Vol. 1. Gleichzeitig thematisiert das Album die audiopolitics der Diaspora und verfolgt Klanglandschaften, die durch Vertreibung und generationsübergreifenden Austausch entstanden sind.
Jahrhunderte des Widerstands und der Bewegung sollen in der Compilation abgebildet werden. Globale Genres wie Dancehall, Baile Funk und Dembow bis Jazz definieren die Musik unserer Zeit, und archivieren über ein Jahrtausend afrikanischer und afro-stämmiger Musik: Afrobeat, Dancehall, Baile Funk, Cumbia, Reggaeton und Shatta sind entstanden aus dem generationenübergreifenden Zusammenspiel zentral- und westafrikanischer Rhythmen, die von versklavten Völkern in den Mangrovenwäldern der Karibik und Südamerikas zur Kommunikation untereinander verwendet wurden, bevor spätere Migrationsbewegungen, sowohl erzwungene als auch freiwillige, diese Klänge über die Küsten des mexikanischen Golfs zurück nach Nordamerika brachten. Durch generationenübergreifende Interaktionen zwischen afro-islamischen Musikritualen in Nord- und Ostafrika sind die Genres Mahragan und Arabic Trap-Bow entstanden, während Hip-Hop, Drill, Punk und Noise in den kolonialen Metropolen der Welt ihren Ursprung finden.
Indem Chromesthesia die Interaktion zwischen lang anhaltenden afrikanischen Migrationsmustern und neueren Migrationsbewegungen nachstellt, konzentriert es sich auf akustische und sensorische Riten und stellt die herrschenden Machtgefüge in Frage. Schliesslich wäre die Popmusik des 21. Jahrhunderts ohne gemeinsame globale Erfahrungen von Migration und Vertreibung rassifizierter Gruppen aufgrund von Krieg, Klimawandel, wirtschaftlichem Zusammenbruch und geschlechtsspezifischer Gewalt, praktisch unmöglich. Wer kontrolliert also diese Klänge? Wie überschneidet sich Musik mit Menschenrechten? Was bedeutet Zugehörigkeit in unserer globalisierten Klanglandschaft?
Eternidad wurde am 8. November 2024 veröffentlicht.
Auf dem Track Eternidad kommen Nick Léons dystopisches Club-Sampling und die Latin-Urban-Einflüsse der venezolanischen Producerin und Sängerin Baby Cocada zusammen und treffen auf einen adrenalisierten Soundscape des dominikanischen Producers und Komponisten Kelman Duran. Fesselnde Rhythmen und pulsierende Klänge verweben sich mit bildhaftem Storytelling in den Lyrics des Songs:
"Ahora que estamos aquí
Quién sabe si no habrán más
Sé que me quieres a mi
Luna llena y transformá’
Tienes cara endemoniá" -
''Jetzt, da wir hier sind,
wer weiss, ob es nicht mehr geben wird
Ich weiss, du liebst mich
Vollmond und Verwandlung
Du hast ein teuflisches Gesicht."
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