Klassiker der Woche

The Mars Volta - Deloused in the Comatorium

14.04.2025
von Ennio De Caro

It's time to get geeky - Deloused in the Comatorium ist ein irres Album, geprägt von morbiden Hintergrund Stories, manischem Songwriting und einer explosiven Energie.

Deloused in the Comatorium wurde am 24. Juni 2003 via Universal Records veröffentlicht.

Die Köche hinter The Mars Volta sind Gitarrist Omar Rodríguez-López und Sänger Cedric Bixler-Zavala. Die beiden Jungs wuchsen in der El Paso Punk und Hardcore Szene auf und waren bis 2001 mit der Post Hardcore Band At The Drive-In unterwegs. That story is a whole other can of worms, die ziemlich explosiv endete. Kurz darauf spielten sie Shows mit einem Dub Projekt, welches in The Mars Volta resultierte.

Triggerwarnung wegen Suizid und Überdosis - Die Lore ist ziemlich verrückt.

Omar Rodríguez-López vs. Rick Rubin

Deloused in the Comatorium ist ein Beweis, dass man manchmal Musik kochen lassen muss – Es gibt ungefähr zweieinhalb Versionen dieses Albums. Omar Rodríguez-López' Jagd nach seiner Vision begann im Sommer 2001. Etwas Neues musste her. Er war leid vom getakteten Post Hardcore von At The Drive-In, doch zu abgedreht um sich mit Dub zufriedenzugeben. Es soll ein Impro basierter Wahnsinn zwischen Prog Rock, Latin & Salsa, Jazz und Psychadelia/Noise werden. Er holte die Latin Bass studierende Eva Gardner, den Soundmanipulator und Texter Jeremy Ward, den Keyboarder Ikey Owens, und den Drummer Blake Flemming ins Boot. Omar baute sich ein kleines Proberaum Studio zusammen, womit die Samen zur Entstehung von Deloused in the Comatorium gesetzt wurden. Zusammen mit Alex Newport als Producer nahmen sie in dieser Zeit sporadisch Demos auf. Zwei Songs der ersten Recording Session, Cicatriz ESP und Roulette Dares (The Haunt Of), wurden irgendwann mal auf einem alten Forum geleaked. Die Tracks klangen weniger überdreht und minimalistischer. Es war zu erkennen, dass die Band gerade noch auf einer Reise ist.

Roulette Dares (The Haunt Of) und Cicatriz ESP in ihrer Urfassung

Aus verschiedensten Gründen, die nie definitiv aufgeklärt wurden, wurde der Drummer Blake Flemming schnell aus der Band geschmissen. Sein Ersatz sollte Jon Theodore, der einem modernen John Bonham am nächsten kommt, sein. Anfangs 2002 kamen sie mit der Tremulant EP raus und begannen, eine Art Kultstatus zu erlangen. Zusammen mit den Tracks die sie bereits mit Blake Flemming geschrieben hatten, war es an der Zeit am Debut Album zu arbeiten. Die Recordings gelungen aber eher weniger gut und der Albumprozess wurde frühzeitig beendet, da Omar Rodríguez-López und Cedric Bixler-Zavala nicht zufrieden mit dem Sound und der Performance des Gesamtwerks waren. Unter dem Namen Landscape Tantrums wurden diese Sessions 2021 veröffentlicht. Es beinhaltet fast die ganze Tracklist von Deloused in the Comatorium.

Zu der Zeit musste Eva Gardner aus familiären Gründen die Band verlassen. Durch Chili Peppers Gitarrist John Frusciante (welcher selber auf Cicatriz ESP zu hören ist), konnte die Band den legendären Flea davon überzeugen, Eva's Bassfertigkeiten auf dem Album zu ersetzen. Frusciante vermittelte sie ebenfalls zum gottesgleichen Produzenten Rick Rubin. Falls das Recording-Lineup nicht schon crazy genug wäre, konnten sie die legendäre Haunted Mansion im Lauren Canyon als Aufnahmestudio klar machen. Dort nahmen unteranderem RHCP, System of a Down, Linkin Park oder Slipknot einige ihrer ikonischsten Alben auf. Ich möchte hier gerne auf ihren kürzlich erschienenen Dokufilm If This Ever Gets Weird hinweisen, der heftiges Footage dieser Recording Sessions beinhaltet.

Rick Rubin konnte die Band nicht immer happy machen und wurde von Omar Rodríguez-López für seinen laid back Approach kritisiert. Ebenfalls sollte er sich zu sehr auf die Vocals fokussiert haben. Omar nahm das Zepter schlussendlich selbst in die Hand und produzierte alle Alben, die nach Deloused rausgekommen sind.

Omar Rodríguez-López und John Frusciante, wie sie den finalen Take von Cicatriz ESP aufnehmen

Ihr Album stand kurz vor Veröffentlichung, sie spielten eine sehr positiv aufgenommene Show am Coachella Festival, tourten mit RHCP und konnten noch Media Attention mit dem Namen, den sie sich mit At The Drive-In machten, mitnehmen. Die Veröffentlichung von Deloused in the Comatorium sollte jedoch nicht ohne derbe Rückschläge passieren. Der Soundmanipulator, Texter, und enger Teil der Bandfamilie Jeremy Ward verstarb am 25. Mai 2003 an einer Überdosis.


The kiosk in my temporal lobe is shaped like Rosalyn Carter

Nicht nur Omar's (komplett irre) Kompositionen überzeugen. Ein wichtiger Teil der Platte ist das abstrakte und bildliche Storytelling. Jeremy Ward und Cedric Bixler Zavala arbeiteten hier oft zusammen und konzipierten eine eigene Sprache für das Album. Ausserdem veröffentlichten sie zum Album ein Buch, welches die etwas greifbarere der beiden Erzählungen ist. Die Idee der Story stammt von der wahren Geschichte von Julio Venegas - ein Mentor der Hauptbandmitglieder, der nach injizieren von Rattengift ins Koma fiel. Deloused in the Comatorium behandelt chronologisch seinen Fall ins Koma und stürzt sich hinein in die Welt Julio's unterbewussten Träume. Es gibt eigene Charaktere und Orte in denen wirre, morbide Dinge passieren. Mit dem Albumcloser Take The Veil Cerpin Taxt endet die Geschichte mit dem tragischen Suizid von Julio Venegas, den er kurz nachdem er vom Koma aufgewacht ist, begangen hat.

Die ganze Story kann ich mir beim besten Willen nicht zusammen spinnen. Falls dich das Album wirklich jucken sollte, kannst du dir gerne die 156-seitige Analyse der Texte (therealmusician.com) geben.

"Trackmarked amoeba lands craft Cartwheel of scratches Dress the tapeworm as pet Tenticles smirk, please Flinched the cocooned meat Infra-recon forgets"


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