Klassiker der Woche

James Ferraro - Cold

14.10.2024
von Aline Baeriswyl

Kalte Luft, in der einzelne Atemzüge sichtbar werden und die Erkenntnis aufschimmert, dass hedonistisches Verhalten eine aufrichtige Liebesnacht nicht ersetzen kann.

James Ferraro bringt mit dem Mixtape Cold die Trennung von einfacher Banalität und verschwommener Tiefsinnigkeit durcheinander. Das Album stellt eine Art menschliches Drama in einer nihilistischen Welt dar, mit Tracks, die zwischen grellem Licht und zehrender Dunkelheit schwanken.  In seiner Essenz wird das Album geleitet von einer zetrümmerten elektronischen Klangwelt, quietschenden Klängen, die an sein Album Sushi erinnern, und seltsamen Samples, die mit epischen Streich-Arrangements kontrastieren. Dabei stellt besonders der Gesang von James Ferraro einen durchgehenden roten Faden des Mixtapes dar. Die düsteren autotuned Vocals bestimmen den Ton eines alternativen R'n'B's, welcher in diesem Mixtape besonders präsent ist. 


Gargoyles ist am 26. März 2013 via Hippos In Tanks erschienen.

Coda (Let me Burn) und Outro nehmen als Instrumentals mit Streichinstrumenten den Ruhepol des Mixtapes ein. Gleichzeitig ist Gargoyles eine minimale Piano-Ballade, die als vulnerabler Song besonders mit Tracks wie Blood Flow einen starken Gegensatz bildet. In Blood Flow sind frühe Einflüsse von Drill zu spüren, mit nuscheligen Vocals und schwirrender Perkussion. 

Blood Flow wurde am 6. März 2013 via Hippos in Tanks veröffentlicht.

Während die Musik von James Ferraro teilweise zunächst als seltsam erscheinen mag, entfaltet sich das Hör-Erlebnis mit jedem Schritt weiter in seiner Diskografie als vielschichtiger und faszinierender. Einerseits durch seine musikalische Vielfalt, die von Hypnagogischem Pop und Ambient bis zu Arrangements von zeitgenössischer klassischer Musik reicht. Andererseits durch die faszinierenden Konzepte und Scheinrealitäten, die hinter seiner Musik stecken und ganze Geschichten offenbaren.

Mit dem Gedanken, dass es unmöglich ist, einem homogenisierten Planeten zu entkommen, thematisiert James Ferraro in seiner Musik oft die unvermeidliche Entwicklung der Konsumgesellschaft. Er kreiert dabei intertextuelle Werke, die bereits existierende Genres zwischen Hochachtung und Satire erscheinen lassen und spiegelt damit dieses beinahe unbeschreibbare Phänomen wider.

Das 2011 erschienene Album Far Side Virtual befasst sich noch expliziter als Cold mit Hyperrealitäten und Wegwerfgesellschaften.  Als Ursprungsidee sollten die 16 Stücke des Albums als Set herunterladbarer Klingeltöne veröffentlicht werden und das Album offenbart damit den stark konzeptionellen Charakter von James Ferraro's Werk.

James Ferraro kollaboriert nicht selten auch mit anderen Künstler*innen. So hat er beispielsweise mehrere Songs des im April erschienenen Albums COLD VISIONS von Bladee produziert. Die Episode zum Album findest du hier <3.

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