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Nicht mehr jung sein - Die Perspektive der Gewerkschaften

Irgendwann sind wir nicht mehr jung. Und dann? AHV, PK, dritte Säule und weiss der Gugger was werden uns plötzlich tragen müssen. Darüber wie unsere AHV aussehen wird, wird schon sehr bald abgestimmt. Hier findest du den Blickwinkel der Schweizer Gewerkschaften. Und auch die Basics unserer Altersvorsorge kannst du in diesem Blog auf simple weise repetieren.

Die Perspektive der Gewerkschaften

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) ist starker Verfechter der 13. AHV über welche das Stimmvolk am 3. März abstimmen darf. Die Idee: Anstatt 12 Monatsrenten sollen in der AHV 13 Monatsrenten ausbezahlt werden. Sprich: Mehr Geld im Alter.

-> Was zum fick war das nochmal mit den Säulen und der AHV? Ganz unten im Blog findest du ein 1x1 für Dummies.

Gabriela Medici ist Zentralsekretärin des SGB. Wir haben mit ihr geredet, um die Perspektive des SGB auf die Schweizer Altersvorsorge zu verstehen. Primär steht die Sorge um das Schwinden der Renten im Vordergrund. Inflation, Krankenkassenprämien und - laut Medici - ein schlechter Mischindex führen dazu, dass die Rente für immer weniger Dinge reicht. Ein Ausbau der Altersvorsorge soll dies beheben. Doch wieso in der ersten Säule (AHV) und nicht in der zweiten Säule (BVG) oder gar dritten Säule (3a, 3b)?

Hier kommt die Knacknuss der politischen Präferenzen. Je nach Einstellung zur Gesellschaft sind die Parteien von dieser oder jener Säule mehr überzeugt (für Mehr Infos lies unser AHV-Dummy-1x1 unten). Für den SGB ist klar: Die erste Säule (AHV) ist die beste. Gabriela Medici argumentiert, dass die AHV zum einen sehr effizient ist im Vergleich zu den unzähligen Pensionskassen (2. Säule) welche Unmengen an Verwaltungskosten und Profitlogik erzeugen. Zudem wird in der AHV umverteilt: Neun von zehn Menschen erhalten durch ihre AHV-Rente mehr Geld zurück als sie während ihrer Arbeitstätigkeit einbezahlt haben. In der AHV fliesst Geld von oben nach unten. Und in der AHV wird auch Care-Arbeit berücksichtigt: Wenn du nicht arbeitest, um deine Kinder grosszuziehen erhältst du trotzdem eine AHV.

Angesprochen auf die viel diskutierten finanziellen Engpässe der AHV und die Mehrausgaben welche durch eine 13.AHV-Rente entstehen bleibt Gabriela Medici gelassen. Natürlich gibt es finanzielle Probleme. Doch diese seien bei weitem nicht so dramatisch wie sie von Banken wie der UBS oder Wirtschaftsverbänden dargestellt werden. Die Ausgaben für die 13.AHV-Rente könnten simpel mit der Erhöhung der AHV-Beiträge um 0,4 Lohnprozente wieder eingenommen werden. Konkret würde das für eine Person mit mittlerem Einkommen bedeuten: ca. 20 Franken mehr im Monat einzahlen und dafür 180-200 Franken mehr Rente pro Monat erhalten. Ein Deal der sich immer noch sehr klar lohne.

Mehr von Gabriela Medici über Panikmache bei Grossbanken, die Ineffizienz der von liberalen bevorzugten zweiten Säule und die grundsätzlichen Fragen welche wir uns als Gesellschaft in der Altersvorsorge stellen müssten erfährst du im Podcast unten.

Einsteiger*innenkurs für Dummies/Kapazitätsarme/Neulandbetreter*innen oder doch auch interessierte:

Die (im Optimalfall tragenden) Säulen unseres Alters.

Die erste Säule: Die AHV

Von dem wenigen Geld das du heute verdienst geht ein Teil direkt (noch heute) an dein Grosi. So kann sie sich das Nötigste zum Leben kaufen - oder wenigstens die Zigis beim Volg, um ihre woken Enkelkinder auszuhalten. Man nennt es auch das Umlageverfahren (weil direkt umgelagert wird, oder so).

Vorallem linke Parteien und Organisationen kämpfen für einen Ausbau der AHV. Weil umso mehr du verdienst, desto mehr zahlst du ein. Im Alter gibt es aber einen Deckel: Christoph Blocher bekommt nicht mehr AHV ausbezahlt als eine gutverdienende Firmenchefin, welche nicht gerade Milliardärin ist. Das übrige Geld, das Christoph einbezahlt hat, kommt also der AHV zugute und es profitieren Menschen davon, welche deutlich weniger haben als er. Mit anderen Worten: In der AHV wird umverteilt. Weitere Vorteile der AHV: Im Gegensatz zur zweiten Säule (PK) spekulieren nicht irgendwelche Vorsorgeunternehmen mit dem Geld und machen profit daraus. Das Geld geht direkt an dein Grosi.

(Sidenote: Zur ersten Säule gehört nicht nur die AHV, sondern auch weitere (sozial-) Leistungen wie zum Beispiel EO oder IV)

Die zweite Säule: Die BVG aka deine PK (Pensionskasse) 

Von dem wenigen Geld, das du verdienst, musst du einen Teil zur Seite legen. Zudem legt auch deine Arbeitgeberin einen Teil für dein Alter zur Seite (und zahlt dir dafür eventuell einfach nicht einen besonders guten Lohn, um diese Kosten zu kompensieren). Das Geld soll aber natürlich nicht einfach auf einem Konto rumgammeln, bis du deine 65 Jährchen erreicht hast und dich nach Thailand absetzt, um dich zu fragen, was du die letzten 40 Jahren überhaupt gemacht hast. Nein, es soll reinvestiert werden. Dafür ist deine Pensionskasse da. Ein Unternehmen das verpflichtet ist, dein Geld gewinnbringend anzulegen. Mehr ist mehr.

Besonders liberale und bürgerliche Parteien sind Fan von der zweiten Säule. Jede Person ist für sich selbst verantwortlich. Umso mehr du arbeitest (zumindest für Lohn), desto mehr erhältst du am Schluss. Auch fällt das Problem der unterschiedlich grossen Generationen dadurch weg: Bei der AHV müssen zurzeit wenige Junge Menschen viele alte Menschen durchbringen. Wenn jede Person für sich selbst spart, ist das nicht der Fall. Zudem kann das Kapital vermehrt werden, in dem es über Jahre hinweg angelegt wird.

Die dritte Säule: 

Die dritte Säule ist ein Sammelbegriff für alles Geld, das du irgendwann irgendwie ganz privat fürs Alter gespart hast: Seien es lila Bündel unter deiner Matratze oder deine 3a Finanz-App.

Fan davon sind alle die der Überzeugung sind, dass du gefälligst selbst vermögend werden solltest.

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