10.02.2025
von
Ennio De Caro
Wir schreiben den 26. Januar 2001. Die El Paso based Post Hardcore Band At The Drive-In spielen das australische Festival Big Day Out. Nach drei, völlig von Rage konsumierten Songs muss das Konzert abgebrochen werden. Es ist klar: Diese Band wird nicht mehr lange existieren können. Aber was nun?
Légende du Scorpion à Quatre Queues wurde am 19. November 2001 via Modern City Records veröffentlicht.
Ende der 90er gründeten Omar Rodríguez-López und Cedric Bixler-Zalava die Band Sphinktators, die schnell danach in De Facto Cadre Dub unbenannt wurde. Als Ausgleich zur feuergeladenen Welt von At The Drive-In vergriffen sich die zwei Punks zum ersten Mal an Dub und Reggae. Omar wechselte von der Gitarre zum Bass, Cedric vom Gesangsmikrofon zum Drumset. Dazu holten sie Jeremy Ward ins Boot, der für Soundmanipulation und wage Instrumentation zuständig war. Sie spielten ein paar wenige House Partys in El Paso und Aftershow Partys nach At The Drive-In Konzerten. Prompt kürzten sie den Namen zu De Facto und veröffentlichten 1999 ihre erste, streng limitierte Schallplatte How Do You Dub? You Fight for Dub. You Plug Dub In. Nach ihrem ersten Release traf Omar auf den Keyboarder Ikey Owens, der, als er an einer Party mit De Facto abhing, in der Mitte eines ihres Konzertes der Band beitrat. Das Potential der Band schlummerte jedoch noch etwas vor sich hin, und es brauchte noch einige Schicksalsschläge bis De Facto ein greifbares Projekt wurde.
Mitte Dezember 2000 spielten At The Drive-In die letzte Show einer einjährigen Tour. Omar und Cedric, schrecklich ermüdet vom bisherigen Jahr, brauchten dringend eine Abwechslung von der aggressiven und dysfunktionalen Welt in At The Drive-In. Sie trommelten also die anderen Beiden zusammen und spielten um Neujahr 2001 rum die ersten richtigen Konzerte mit De Facto. Das erste davon war im legendären Smells, Los Angeles, welches aufgenommen und ein paar Jahre später veröffentlicht wurde. Irgendwie beeindruckend, wenn man bedenkt, dass sie nur ein paar Wochen Vorbereitungszeit hatten.
Nach sechseinhalb Jahren non-stop Touring, versterbenden Freunde im Bandumkreis und fünf jungen Seelen die sich für ihre Kunst in den Wahnsinn katapultierten, implodierten At The Drive-In am 21. Februar 2001 nach einer Show in die Niederlande. Omar und Cedric hatten jedoch andere Pläne als heimzufliegen und sich zu regenerieren. Jeremy und Ikey flogen runter nach Europa und spielten eine frisch von Omar organisierte Tour mit De Facto. Genau das ist die Regeneration, die die Jungs brauchten!
Völlig durchnässt von der eigenen Kunst spielten sie viele Konzerte, darunter zwei ganz intime Dub Shows in der Schweiz. Hoxadrine, Vesica Pisces und Cordova sind Ausschnitte dieser Tour, die sie im Anschluss auf Légende du Scorpion à Quatre Queues veröffentlichten. Als sie zurück in der USA landeten, nahmen sie den Rest des Albums auf. Von allen De Facto Veröffentlichungen wurde es das vielschichtigste und durchdachteste Album der Band. Einige der Songs, so wie 120E7 oder Vesica Pisces, waren schon auf früheren Veröffentlichungen der Band, wurden aber für dieses Album neu aufgenommen.
Légende du Scorpion à Quatre Queues war der letzte Release dieser Band und wurde in einem ganz aufregenden Moment dieser Geschichte veröffentlicht. Nach den Aufnahmen nahm Omar seine Bandkollegen zur Seite und gründete seine neue Band The Mars Volta. Noch als De Facto spielten sie im Oktober 2001 die ersten Shows mit den neuen Songs.
Jeremy Michael Ward verstarb am 25. Mai 2003 an einer Heroinüberdosis, so auch Isaiah "Ikey" Owens, welcher am 14. Oktober 2014 an einem Herzinfarkt verstarb. De Facto haben letzten Sommer ihr erstes und einziges Konzert seit 2003 am SXSW Festival in Texas gespielt.
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