Am Samstag, dem 31. August fand die vierte Pride Zentralschweiz statt. Reden und Demo wurden ergänzt durch eine Art Festival, mit Konzerten, Foodständen und Rahmenprogramm. Für queere Luzerner*innen ein wichtiger Anlass, um auch in Luzern für Akzeptanz einzustehen. Doch nach der Pride wurde Kritik aus verschiedenen Ecken laut. Für viele war nicht mehr klar, wie viel Pride hat die Pride noch?
Im Podcast sprechen wir über die Kritik an der Pride und wie wir zur Pride stehen. Denn Menschen, Vereine und Menschengruppe von der Pride auszuschliessen ist gegen den Geist der Pride. Aber die Pride Zentralschweiz scheint mehr an Auftritt zu achten als auf unterdrückte Queers.
Es begann schon vor der eigentlichen Pride. Viele, vor allem Linke und Menschen aus der alternativen Kultur-Bubble standen der Pride kritisch gegenüber. Sie wäre zu apolitisch, würde sich grossen Unternehmen anbiedern. Die Präsenz der Schweizer Armee mit einem Infostand sorgte für gehobene Augenbrauen. Viele, vor allem BIPOC Menschen argumentierten, dass Präsenz von Uniformierten Soldat*innen die Pride nicht zu einem sicheren Ort machen würden. Auch entstand der Eindruck die Pride sei bloss für weisse, bequem lebende Menschen. Die Pride Zentralschweiz schien eins vergessen zu haben:
Pride is a riot
Neben dem offiziellen Wagen am Demo-Teil der Pride bildete sich auch noch ein "Radikaler Block". Queers, die an der Pride teilhaben wollten, sich aber nicht mit dem apolitischen Umzug identifizieren können liefen mit einem eigenen Wagen am hinteren Ende des Umzugs.
(Post der Organisator*innen des Radikalen Block)
Sie waren, wie alle anderen Teile der Demo, friedlich und gut gelaunt. Ein Blatt mit Parolen wurde verteilt, manche davon explizit gegen Polizei und faschistische Strukturen und Akteure gerichtet (wie etwa die Junge Tat, und ihre klägliche "Störaktion"). Richtig gesungen wurde nicht, regelmässig schritten Organisator*innen ein, um Parolen zu verbieten. Es wurde argumentiert, dass Parolen gegen die Polizei unangebracht wären, da die Polizei der Pride Schutz verleihen würde. Eine explizit polizeifeindliche Parole wurde geschrien, kurz nachdem die Polizei zwei Banner der Jungen Tat entfernt hatte. Das berichten Augenzeug*innen (auch wir waren an der Pride, als Teil des radikalen Blocks).
Früher am Tag hatten Organisator*innen auch eine Rede von Aktivist*in Angie Addo vorzeitig unterbrochen, weil auf Polizeigewalt und die Bewegung justice4nzoy aufmerksam gemacht wurde. Das Pride-OK entschuldigte sich später bei Angie Addo, auch öffentlich.
Ein weiter Vorfall, der für Kritik sorgte, ereignete sich an der Afterparty. In den Tagen nach der Pride trat eine BIPOC-Person an die Öffentlichkeit, um über die Diskriminierung zu berichten, die durch die Security im Bourbaki ausgeübt wurde.
An der Pride Zentralschweiz ist keine Rede von Intersektionalität. Dass die Pride ein Safe-Space sein sollte, wird gerne betont. In der Praxis ist diese Safe-Space aber nicht für alle zugänglich.
Schweigen und Statements
Die Pride hält sich bedeckt, zieht ihre Statements gegenüber Zentralplus und der Luzerner Zeitung zurück. Mittlerweile hat der Insta-Account sich in eine Pause verabschiedet. Auf ein Statement der Juso, das Transparenz und eine Antwort auf, die viele Kritik fordert, bleibt die Pride Zentralschweiz auch still.
Bei aller Kritik darf nie der Wert einer Pride Zentralschweiz vergessen werden. Auch nicht das Recht aller LGBTQAI+ Menschen sich einer Pride anzuschliessen, ob diese Person Uniform trägt oder nicht. Denn Strukturen sollen auch reformfähig sein. But always remember: Pride is a riot!
UPDATE: Mittlerweile hat die Pride ein Statement auf Instagram gepostet. (Keine Entschuldigung, besonders viel wird auch nicht gesagt...)
Hier die ganze Sendung - samt Musik - zum Nachhören:
Hier findest du ganz viel queere Musik:
Playlist:
jojo ann – KEEP:3
Rat Circuit – Optimal Conclusion
Can of Bliss – CRINGECORE
nyancrimew – garden of disdain ("trance of disdain")
Folie – squeaky squawk
New Sylveon – trefy
lil t4t – afghanistan
lil t4t – sacred
lil t4t – 3x
lil t4t – i've hit rock bottom so many times this year
lil t4t – #topcodedswag