Sphaíra

zeitlose Winde aus der Sahara

Die emotionale Tiefe in Tinariwens Musik scheint zwar universell zu sein, doch um sie wirklich zu verstehen, muss man ihre Wurzeln und Herkunft kennen. In ihrer Musik wird die Geschichte, Kultur und das Erbe der Tuareg auf bemerkenswerterweise eingefangen. Ihre Melodien sind tief verwurzelt in den Erfahrungen des nomadischen Volkes, das seit Jahrhunderten in der Sahara- und Sahelzone lebt und mit den Folgen des Kolonialismus, politischer Unterdrückung und des Verlustes ihrer Heimat konfrontiert ist. Ihre Musik zeichnet sich durch eine Kombination des traditionellen Sounds der Tuareg mit Elementen der westlichen Rock- und Popmusik aus. Genreübergreifend erzählt Tinariwens Musik von Freiheit, Widerstand, Sehnsucht und der Verbundenheit mit der Wüste. 

Die Ursprünge von Tinariwen lassen sich auf die 1980er Jahre in Algerien zurückverfolgen, als Ibrahim Ag Alhabib, Touhami Ag Alhassane, Abdallah Ag Housseyni, Mohammed Ag Itlalund und Kheddou zunächst bei Hochzeiten, Taufen und anderen Festen spielten. Doch die historischen und sozialen Umstände, die das Leben der Tuareg bestimmten, prägten auch ihre Musik. Die Sahelzone litt in den Jahren 1968–1974 sowie 1980–1985 unter schweren Dürren, die die Lebensgrundlage der nomadischen Völker in den Sahelstaaten zerstörten. Viele flohen in Flüchtlingslager oder städtische Gebiete im Süden, um dort nach neuen Lebensmöglichkeiten zu suchen. Ein erheblicher Teil der Tuareg wanderte beispielsweise nach Libyen aus, wo sie oft in militärisch geprägten Flüchtlingslagern untergebracht wurden. Diese Lager boten nicht nur Schutz, sondern auch eine militärische Ausbildung, die die Grundlage für späteren Widerstand legte. So verbrachte auch Tinariwen mehrere Jahre in einem libyschen Militärlager, wo sie eine militärische Ausbildung erhielten und dem revolutionären Diskurs ausgesetzt waren. 

Amoss Idraw wurde am 15. November 2024 via Wedge veröffentlicht. 

Tinariwen war aktiv an den Kämpfen gegen die Unterdrückung ihres Volkes beteiligt, bevor sie sich ganz ihrer Musik widmeten. In dieser Zeit der Entwurzelung und des Widerstands suchten die Mitglieder von Tinariwen in ihrer Musik einen Ausdruck für die kollektive Sehnsucht nach Freiheit und Heimat. Diese Erlebnisse und das politische Engagement der Band spiegeln sich bis heute in ihren Liedern wider.  

So enthält auch ihr neustes Album Idrache (Traces of The Past) viele verborgene Schätze aus der Sahara. Musik, die grob und zugleich intim ist und dir das Gefühl gibt, selbst in der Sahara zu sein. Bei einigen Tracks handelt es sich um Demos, die weiter produziert wurden, während vier völlig neu sind und einen weiteren Einblick in den Desert Blues bieten.  

Der Desert Blues verbindet auf einzigartige Weise die musikalischen Traditionen der Tuareg mit den charakteristischen Elementen des westlichen Gitarrenrocks und des Blues. Im Kontext der Tuareg geht Musik aber weit über ihre ästhetische und unterhaltsame Dimension hinaus. Sie dient als Medium des Widerstands, drückt kollektive Identität und tiefe soziale Verbindungen aus. Bis heute nutzen die Tuareg Musik als ein zentrales Ausdrucksmittel ihres politischen Widerstands und ihrer kollektiven Identitätsbildung.  

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Die besten Tracks findest du in dieser Playlist:

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Playlist: 

Tinariwen – Idrache (Traces Of The Past) 

Soixante Trois 

Assuf Ag Assuf 

Amoss Idjraw 

Adounia Nissan 

Amidinin War Hi Toyed 

Imidiwan Ma Tennam 

Tenere Maloulat 

Tenhert 

Adounia Ti Chidjret 

Tenere Dafeo Nikchan 

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