13.06.2022
von
Jonas Albrecht
Kämpfe müssen ausgetragen werden, sonst verhärten sie sich zur wüsten Dauerbelastung im Status Quo. Ohne die Ausführung des Kampfes, keine Beendigung desselben. Doch ab wann verschmilzt der Elan zu Müdigkeit? Gibt es dann wieder ein zurück? Hoffentlich. Dieses Kräftespiel modelliert Francesca Butarrelli eindrücklich und einfühlsam auf ihrem neusten Album Battle Fatigue. Die Masse ist mal zart, mal zäh, mit ihrer Stimme formt sie die Schatten ihrerselbst und leitet durch kurvige Katakomben der eigenen Ängste. Battle Fatigue ist ausserdem eine Art Fortsetzung (und Widerstand?) ihres ersten Albums Conditions. Nach der Ausdauer das Austragen:
"Das Album ist eine Reflexion über das Thema Liebe und Schmerz und betrachtet die Liebe als ein Spiel mit bestimmten Regeln und einem Kampf, der ausgetragen werden muss. Dieses Bild wird in eine existenzielle Frage umgeschrieben - eine universelle Reflexion über Themen wie Widerstand, Disziplin, Moral, Mut und Unverwüstlichkeit, was auch immer der eigene Kampf sein mag."
In Burattellis Musik wie auch Performance weben sich ihre Wurzeln der katholischen Kultur weiter: Der Schmerz erscheint erhaben, solange seine Befreiung die Notwendigkeit ist. Dieser "Archetyp des Leidens", wie sie es nennt, formt die Musik mit und entlädt sich in kunstvoll hochdramatisierten Gesten und dem Spiel mit Scham. Tod ist das erste Synonym für Befreiung und so bindet sich Francesca Burattelli auf den Altar der Demut und wirft sich dort den eigenen Dämonen zum Frass vor.
Battle Fatigue von Francesca Burattelli erschien am 10. Juni 2022 via das dänische Label ANYINES.