03.10.2022
von
Jonas Albrecht
Wenn es eine Band gibt, die tatsächlich auf ihre Instrumente blutet, dann wohl Omni Selassi. Mirko Schwab, Rea Dubach und Lukas The Hooligan Rutzen sind gar nicht erst mit Pflaster in die Sache eingestiegen. Wer die berüchtigste Band der Schweiz schon live erleben durfte, weiss um den ekstatischen Sog, der da zwischen Trommeln und Eingeweiden hochkocht. Abertausende Mal getestet, abgeschwitzt, hochgewürgt und wiedergekaut: die Musik ist da um gespielt zu werden, zusammen mit der Zelebrierung des Scheiterns. Nach vier Jahren quasi non-stop on the road haben sie es nun doch noch versucht, das Energiebiest auf eine Platte einzusperren.
Und es kam gut.
«Nothing on the album is how we wanted it to be»
– Omni Selassi
Alles richtig gemacht also. Ob das Weisheit oder pures Glück war ist schlussendlich auch egal, denn Dance or Dye vermag es, die halluzinogene Kraft der Band wiederzugeben, ohne je zum überprätentiösen Abklatsch zu mutieren. Vieles ist spürbar: die unzähligen Versuche, die schiere Verzweiflung, die gewollte Unsicherheit, die nackte Lust. Roh und lebendig kratzen sich transzendente Stücke wie XVT (Onîhanîghâ) oder D1111NGER durch deinen Gehörgang, um schliesslich vom Wiegenlied A Child In Its Water abgekühlt und versorgt zu werden. Es dürften ruhig mehr Menschen auf ihre Instrumente bluten.
Dance or Dye erschien am 30. September 2022 via A Tree In A Field Records.