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Cringe aber Sexy

Körperlichkeit und Sinnlichkeit sind die grossen Themen in Milena Patagônias Texten. Ein Wagnis in der Mundartmusik. Denn Schweizerdeutsch ist nicht die typische Sprache für Sexyness. Dieser ungewohnte Umgang mit dem Dialekt könne auch gewisse "Cringe"-Gefühle auslösen, wie Milena Patagônia in den letzten Jahren immer mal wieder erfahren hat. Bei englischsprachigem R&B ist das selten so - aus diesem Sound entwickelt Milena Patagônia seit etwa 2017 ihren eigenen Stil.

Der Soundentwurf der Bernerin orientiert sich an futuristischen R&B-Acts wie FKA twigs oder Sevdaliza. Besonders rauszuhören ist dies auf der "MP EP". Wobei sich ihre neusten Songs nicht mehr so stark an diese Vorbilder anlehnen (siehe Video unten). Die Musik schreibt und produziert Milena Patagônia selbst. "Ich schaffe es aber nie, die Songs so klingen zu lassen, wie ich es mir vorstelle", sagt die Künstlerin. Dies betrachtet sie jedoch nicht als Defizit: "So verleihe ich bekannten Sounds meinen persönlichen Twist." Damit hat sich Milena Patagônia ihre eigene Nische im Schweizer Musikzirkus geschaffen. Irgendwo zwischen trendigem Trap, rohem R&B und Mundart-Pop.

Wessen Musik wird in der Primarschule gesungen?

Milena Patagônias musikalisches Universum erstreckt sich jedoch weit über die eigenen Genre-Grenzen. Unter den 22 mitgebrachten Songs finden sich auch deutsche Chansons, brasilianischer Bossa Nova, und ein epischer Choral von Bach. Viele dieser Stücke wurden jedoch aus ähnlichen Gründen ausgewählt. Aufgrund persönlicher Erinnerungen, die mit der Musik verbunden sind, oder wegen der persönlichen Faszination für die Künstlerinnen. Die Playlist enthält Stücke verschiedener Musikerinnen, die in ihren jeweiligen Szenen eine starke Vorbildfunktion erfüllten - zu ihren Zeiten und bis heute. Sei es Filmstar und Sängerin Marlene Dietrich, Bossa-Nova-Queen Nara Leão, oder auch Mundart-Künstlerin Steff La Cheffe. Über sie sagt Milena Patagônia: "Lieder von Patent Ochsner und Mani Matter habe ich in der Unterstufe zu singen gelernt, aber von weiblichen Mundart-Acts habe ich nie gehört. Bis Steff la Cheffe mit 'Annabelle' auftrat."

Dass Milena Patagônias Mundart-R&B einst von Primarschulchören eingesungen werden wird, bezweifelt die Künstlerin selbst. Aber sie hofft auf eine neue Ära, in der junge Schweizer Künstlerinnen ihren gebührenden Platz in der Mundart-Musik einnehmen.

Wie Milena Patagônia bei einer Residenz in Langenthal beschloss, von da an Mundarttexte zu schreiben, und welche Rolle serbokroatisch, die Sprache ihrer Eltern, in ihrem Leben spielt, ist im Podcast zu hören:

Playlist

Himbeergschtrüpp – Steff la Cheffe

Kicks – FKA Twigs

Girl With One Eye – Florence + The Machine

I'm Not Dancing – Tirzah

Solo (Reprise) – Frank Ocean 

I Want You – David Lynch

Esotro – Lucrecia Dalt

I Want You – Tom Waits

Fruit – Abra

Froot – Marina and the Diamonds

You Don't Know Me – Caetano Veloso 

Telekphonen – Karina Buhr 

Čuvam Noć Od Budnih – Leb i sol

New Song – Warpaint

#CAKE – Shabazz Palaces 

Ich weiss nicht, zu wem ich gehöre – Marlene Dietrich

Primitive live from London – Róisín Murphy

Maria Moita – Nara Leão

House of Cards – Radiohead

That Other Girl – Sevdaliza

Preservation – Eartheater

Ich will den Kreuzstab gerne tragen, BMV 56: Chorale. Komm, o Tod, du Schlafes Bruder – Johann Sebastian Bach

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