Pamir

«Ich schreie Leute an und sie schreien zurück»

Falls du regelmässig das Radio 3FACH hörst, besteht eine grosse Wahrscheinlichkeit, dass du auch schon über die Schweizer Band Zeal & Ardor gestolpert bist. Falls du sie noch nicht kennst, kannst du seit dem 16. März in den Schweizer Kino die Dokumentation "Play With the Devil: Becoming Zeal & Ardor" schauen.

Wir durften die beiden Regisseure Olivier Joliat und Matthias Willi, sowie Manuel Gangeux für ein Interview treffen.

Als Jux gestartet, erlangte Bandgründer Manuel Gagneux 2017 grosse mediale Aufmerksamkeit. Da Zeal & Ardor eine One-Man-Band war, musste er sich auf die Suche nach Bandmitgliedern machen. Hier setzt die Dokumentation ein. Die Kameras folgen der zusammengewürfelten Band sowohl auf Konzerte als auch ins Studio, wo Manuel Gagneux immer noch alles selbst schreibt und aufnimmt. 

"Die meisten habe ich einfach irgendwo in einer Bar angesprochen und gefragt, ob sie in meiner Band sein wollen"

Aus dem angehäuften Filmmaterial enstand ein etwas über einstündiger Film, der die Band, jedoch auch Manuels Werdegang zeigt. 

Du kannst dir vorstellen, dass über diese sechs Jahre sich die Inhalte und das Filmmaterial angehäuft hat – schlussendlich war das Ganze 16 Terabyte gross! Für eine Doku musste hier viel aussortiert werden, was Manuel aber hauptsächlich den Regisseuren Olivier Joliat und Matthias Willi überlassen habe – einen kurzen Austausch habe es jeweils nur bei kurzen Kaffee-Treffen gegeben.

Was schlussendlich im Film landete, entschied die Crew auch erst im Verlauf der Kreation der Dokumentation – einzelne Sachen waren jedoch bereits von Anfang an klar; zum Beispiel gibt es im ganzen Film keine Erzählstimme, was bei Dokumentationen ja meist der Fall ist. Wie Olivier Joliat hier sagt, haben sie diese Entscheidung gefällt, damit alle Aussagen direkt von den Personen vor der Kamera kommen – sie erklären was passiert und ihnen wird nichts vorweggenommen.

Aber nicht nur Schnitt und Kamera waren unter den Regisseuren ein Thema, sondern auch der Fakt, dass die Dokumentation einen grossen politischen Aspekt hat – seit dem zweiten Zeal & Ardor Album «Stranger Fruit» machte Manuel Gagneux bewusst politische Musik, was er am Anfang seiner Karriere vermieden hat. Damals fühlte er sich in dieser – damals ungewollten – Rolle als politische Figur fast schon als Aushängeschild. In der Black Metal Szene, welche in der grossen Mehrheit von weissen Personen besetzt ist, sahen vor allem Fans in den USA Manuel als eine grosse Inspiration.

Spätestens als Zeal & Ardor mit ihrem zweiten Album auf eine US-Tour gingen, sah Manuel, wie wichtig es für viele Personen ist, dass auch Schwarze Personen in der Black Metal Szene einen Platz haben.

«Dann wurde es mir auch bewusst, dass es auch für mich ein Gewicht hat»

Für Manuel waren hier insbesondere die Ansichten von aussenstehenden Personen wichtig – als er auf der US-Tour mit Leuten redete, habe es in ihm ein «AHA-Moment» gegeben, in welchem er merkte, welch eine grosse Rolle der politische Aspekt seiner Musik hat. Das sei für ihn eine einzigartige Sichtweise, da er selbst in Europa lebt und nur spärlich mit der Community in den USA in Berührung kommt.

«Ich kann mit dem Fernglas den brennenden Abfallhaufen anschauen»

Die ganze Tour sei für Manuel also ein Wendepunkt gewesen – trotzdem würde er noch immer gleich vorgehen, wenn es ums Musikschaffen geht; es sei einfach eine andere Motivation dahinter.



Seit letztem Donnerstag läuft die Dokumentation «PLAY WITH THE DEVIL – Becoming Zeal & Ardor» in diversen Schweizer Kinos.


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