Queertopia

Masculine Women, Feminine Men!

Diese Woche wollten wir uns nicht nur in die Welt von New Releases begeben, sondern reisten zurück in die Zeit - zu Künstler*innen, die die queere Musikwelt geprägt haben!

Lady Gaga's "Born This Way", Madonna's "Vogue" oder Queen's "Don't Stop Me Now" - Lieder, die du bestimmt schon mal an der Pride auf die Ohren bekommen hast und von denen du die Texte vielleicht sogar in und auswendig kannst. Diese und viele andere Ohrwürmer haben sich als unverkennbare queer anthems durchgesetzt, doch die Anfänge queerer Musik geht fast 100 Jahre zurück.

Merrit Brunies & His Friar's Inn Orchestra - Masculine Women, Feminine Men

 Womöglich das allererste queere Lied überhaupt ist Masculine Women, Feminine Men von Merrit Brunies & His Friar's Inn Orchestra. Dabei wird darüber gesungen, dass sich Frauen von Männern kaum mehr unterscheiden liess: 

"Masculine women! feminine men!
Which is the rooster? Which is the hen?
It’s hard to tell ’em apart today.
...
Girls were girls and boys were boys when I was a tot.
Now we don’t know who is who or even what’s what.
Knickers and trousers baggy and wide.
Nobody knows who’s walking inside.
Those masculine women and feminine men."


Der Fokus in diesem Song liegt dabei auf den Ausdruck: Frauen und Männer würden bereits in den 20ern rebellieren und sich nicht in stereotypische Geschlechterrollen einquetschen. Die binären Gechlechter auseinanderzuhalten war wohl nicht mehr so einfach (zwinker):

You go in to give your girl a kiss in the hall,
But instead, you find you’re kissing her brother Paul.



Ma Rainey – Prove It On Me Blues

Zwar war Masculine Women, Feminine Men der erste Song, in dem Queerness vorkam, dennoch war Ma Rainey die erste queere Person, die über Queerness sang. Die afroamerikanische Blues-Sängerin, die "Mutter des Blues", war bisexuell und sang in Prove It On Me Blues offen über ihre Anziehung zu Frauen. 1912 traf sie sich zum ersten Mal mit Bessie Smith, die ebenfalls bisexuell war und eine Zeit lang Ma Rainey's Mentorin war. Als Ma Rainey nach einem Flirt mit einer Tänzerin verhaftet wurde, bürgte Bessie Smith für sie und erwirkte somit ihre Entlassung. Two Queers against Haters!


Lucille Bogan - B.D. Woman's Blues

Auch Lucille Bogan, die auch unter dem Pseudonym Bessie Jackson Musik aufnahm, ging in die Musikgeschichte ein und war neben Ma Rainey und Bessie Smith eine der "Grossen Drei des Blues". Viele ihrer Lieder, inklusive B.D. Woman's Blues, galten als sexuell explizit. B.D. in B.D. Woman's Blues bezog sich damals auf "bull dykes" oder "bull dagger" - beides Slangausdrücke, die von lesbischen Frauen verwendet wurde.

"Comin' a time, B.D. women ain't gonna need no men."


In dieser Zeile schien sie den Wunsch widerzuspiegeln, in einer Zeit zu leben, in der lesbische und bisexuelle Frauen keinen gesellschaftlichen Druck verspüren, einen Mann heiraten zu müssen. Diese Haltung ist schockierend fortschrittlich in der Musik der 1930er Jahre.

B.D. Woman's Blues galt als "dirty blues", einer Untergattung des Blues, die sich mit Tabuthemen wie Sex und Drogen beschäftigt. Die Musik von Lucille Bogan ist ein Juwel progressiver, anzüglicher Musik in einer Zeit, in der die Populärkultur sexuell sehr verklemmt war.


Frankie Goes To Hollywood - Relax

Die Debut-Single Relax der englischen Synth-Pop Band Frankie Goes To Hollywood war eines der umstrittensten und gleichzeitig kommerziell erfolgreichsten Singles der 80er Jahre. Mit sexuellen Texten und einem Musikvideo mit viel Leder sorgte dieses Lied für mehrere Skandale, wurde trotzdem zu einem wichtigen Meilenstein der Musikgeschichte.

Der Song wurde vom grossen BBC Sender verboten, da die Band Rechte von schwulen Männern und Sexualität zum Fokusthema ihrer Musik machten. Doch das Verbot hielt nicht lange an: Relax gewann an Popularität und blieb 48 Wochen in den Top 75! Daraufhin wurde das Verbot aufgehoben.

Mehr supercoole superqueere Musik gibt es hier für dich:


Playlist:

Merrit Brunies & His Friar's Inn Orchestra - Masculine Women, Feminine Men

Lucille Bogan - B.D. Woman's Blues

Ma Rainey – Prove It On Me Blues

David Bowie – Rebel, Rebel

Frankie Goes To Hollywood - Relax

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