Es sind ganze sieben Wochen vergangen seit der letzten Reimstunde. Das bedeutet sieben Mal so viel neue Musik entdeckt und sieben Mal so viele Geschichten vom Festival-Sommer zum erzählen als normalerweise. Das alles in nur zwei Stunden. Da ich (Odine) heute alleine im Studio war spare ich meinen Festival-Talk für die nächste Woche mit Anja auf und habe heute in der Sendung den Raum der Musik gelassen. Wir deepdiven in die neuen Alben von Theodora und Jim Legxacy, die Hächu EP von Anru und die im Sommerloch untergangenen Swissrap Single-Releases. Zur ganzen Sendung:
Freaky Nasty Gyal aka Boss Lady aka Theodora
Theodora ist eine der interessantesten Künstler*innen im Französisch-Rap Universum. Auf ihrem neuen Album MEGA BBL mischt sie Afro-Sound mit Trap und ihrer ganz persönlichen Eigenart. Eine Stimme die so klar ist, dass man auf Autotune tippt. Mit nur 21 Jahren hat sie Kollaborationen mit renommierten Modemarken, wie Louis Vuitton und Converse und etablierte Features auf dem Album. Bb trickz und Marseille-Rapper Jul, sowie auch ihr Bruder Jeez Suave finden sich als Feature aufgelistet auf MEGA BBL. Inhaltlich beschäftig sie sich mit mentaler Gesundheit, Sexualität, toxischen Beziehungen und ihrer Femininität.
Quantität = Qualität
Ihr Sound bietet wenig Pause fürs Ohr und die Visuals noch weniger für die Augen. Theodora's Musik bewerte ich als maximalistisch. Ihre Outfits sind oft sehr farbig, detailreich und sehr unterschiedlich von Bühne zu Bühne und Visualizer zu Video. Die verschiedenen Klänge und Stimmen überschneiden sich schon beinahe je nach Song und die Schnitte sind schnell gesetzt. Wie zum Beispiel im Video zu KONGOLESE SOUS BBL:
We're listening to Jim Legxacy right now so shut the fuck up
...Ist das Outro zum zweiten Song stick auf dem Album black british music (2025) von Jim Legxacy. Ein Konzeptalbum vom Feinsten. Die facettenreiche Gesangs-Stimme von Jim Legxacy kombiniert mit einer harten tiefen rohen Stimme die Intros und Outros erzählt. Wie zum Beispiel das Intro zum Song father:
"Black British music. We've been makin' asses shake since the Windrush"
Kontext liefert uns Jim Legxacy im ersten Song auf dem Album den er "context" nannte. Darauf erzählt er von diversen Schicksalsschlägen aus seiner engen Familie. Er spricht vom Tod seiner Schwester und von zwei Schlaganfällen, die seine Mutter erlitten hat. Er erwähnt die Psychose seines Bruders, den Verlust seines Vaters und davon, dass er auf der Strasse gelebt hat. Bis er dann sein erstes Mixtape rausbrachte und den sehr erfolgreichen Song Sprinter von Dave und Central Cee mitproduzierte. Das muss der Wendepunkt sein, war sein Gedanke, doch solange er sich nicht mit den Emotionen seiner Vergangenheit auseinandersetzt sollen sich diese auch nicht bessern. Egal wie gross der Erfolg. Er hat sich jetzt also mit dem Album black british music (2025) vollgas in diese "Scheisse" die ihm widerfahren ist hineingestürzt und packt alle seine musikalischen Skills aus für dieses Meisterwerk.