Die grosse Menschenschau - ein Titel, der zuerst einmal provoziert. Um Provokation geht es ein Stück weit, und im nächsten Schritt um Konfrontation. Denn die grosse Menschenschau stellt das Denken und Handeln von Menschen aus, von Menschen, die oft archetypische Arschlöcher sind. Das Format interessiert sich für Personen, die in den Hintergründen von Chefetagen fungieren, die uns unmerklich beeinflussen, die Macht schamlos ausnutzen. Arschlöcher, Menschen, von denen wir uns oft distanzieren, führt uns die grosse Menschenschau nah vors Auge.
Neblig, intensiv, düster: das ist die Stimmung in allen möglichen Hinterkammern des Neubads, in denen die grosse Menschenschau stattfindet. Im Kontrast dazu gibt es den altbekannten Neubadpool, der mit tröstender Musik gefüllt ist. Den Veranstaltenden der grossen Menschenschau ist es wichtig, neben der Konfrontation auch eine Abdämpfung zu ermöglichen. So wird ermöglicht, dass die intensiven Begegnungen mit den Menschenschaufiguren verdaut und darüber ausgetauscht und reflektiert werden kann. Unterstützt wird dieser Reflektionsprozess von Referaten und Filmen, die im Neubad laufen.
Wir müssen die Monologe, in denen Selbstverständlichkeiten und verschobene Emotionalitäten vorherrschen, zuerst einmal aushalten. Wir sind in einem nächsten Schritt vielleicht überrascht, dass wir doch Ansichten mit den Arschlöchern teilen. Wir geraten in einen Konflikt. Sind wir denn auch alles Arschlöcher? Niemand will das Arschloch sein. Aber wäre es vielleicht besser, diesen menschlichen Arschlochaspekt, den wir vielleicht alle haben, zu akzeptieren, statt ihn so heftig abzuweisen?
Die grosse Menschenschau nimmt Arschlöcher ernst und beleuchtet auch die Folgen, die das Arschlochsein hat. Es wird aufgezeigt, dass Arschlochsein vielleicht gar nicht so weit weg von empathischem Menschsein entfernt liegt. Worauf es ankommt, ist das Bewusstsein und die Reflektion dieser Dynamiken. So wird innerhalb der grossen Menschenschau auch ein Format aufbereitet, dass einerseits diese heftige Konfrontation mit den Menschenschau-Figuren bietet, zugleich aber auch Raum gibt, darüber nachzudenken und auszutauschen.
Wir waren mit den Theaterschaffenden Damián Dlaboha und Christoph Fellmann im Gespräch, die auch die Menschenschaufigur Tim Spicer in einen Podcast, gehostet von Klaus Schwab für uns mitgebracht haben.