Wie ein kleines "e" zur grossen Inspiration wird
Ein vernarrter Graffitifreak, ein traditioneller Hip-Hop Liebhaber macht ein Wimmelbuch. Sowas findet man nur im Herzen der Zentralschweiz, und zwar beim Obwaldner Künstler MALIBUEB. Bei einem gemeinsamen Znacht erzählt er von sich, seinem kreativen Prozess und dem Wimmelbuch.
Seine Einrichtung zuhause ist vor allem geprägt durch ein riesiges Regal mit gebastelten Dingen aus Holz oder Knete, unzähligen Stiften und irgendwelchem Ramsch neben vielen Platten und einem Plattenspieler, auf dem gerade Old-School Hip-Hop läuft. Er zeigt mir laufende Projekte und Skizzen für ein weiteres Buch. Nach dem Abendessen quatschen wir über zwei Stunden - über Gott, die Welt, seine Kunst, sein Alltag und alles rundherum.
"Das esch sone Vulkan, wo us mim Chopf usesprudlet"
MALIBUEB sprüht vor Charisma. Woher der Drive kommt, ein weisses Blatt füllen zu können, konnte er im ersten Moment schwer beantworten. Was sich aus dem Gespräch herauskristallisierte: Dieser Mensch platzt fast aus allen Löchern mit Energie. Wenn er mal im Flow ist, dann kommen ihm so viele Ideen, dass er gar nicht nachkommt mit dem Stift - so hat er sein Notizbuch neben seinem Blatt, um aufkommende Ideen, die er malen will, aufzuschreiben.
Es sei ein Fluch und ein Segen - Wenn er eine Idee hat oder ein Projekt beginnt, dann hat er direkt den Drang das umzusetzen und fertigzustellen. Er arbeitet dann so viele Stunden daran, bis er es hat. Das ist aber nicht nur eine tolle Eigenschaft: Projekte oder Zeichnungen sind schon fast zu schnell fertig. MALIBUEB ist ein Mensch, der sich selbst gerne unterhält und beschäftigt. Sein Alltag ist das pure Gegenteil von einem verkaterten Sonntag, wie er im Interview betont. Wenn ihm etwas schwerfällt, dann ist es das Nichtstun. Trotzdem schätzt er es, wenn er mal nichts macht - das ist die Zeit, in der er sich, sein Leben und sein Verhalten reflektiert.
Rebellieren bis ins Kinderzimmer
Ein Wimmelbuch ist unbestritten ein Buch für Kinder UND Erwachsene. Besonders wenn es von einem kleinen Rebellen aus der Street Art Bubble kommt. MALIBUEB provoziert gerne und nimmt kein Blatt vor den Mund. Das Wimmelbuch eignet sich super, um rücksichtslos kleine versteckte Provokationen reinzupacken. Ob ein Joint, Sex oder sonstige kleine unchristliche Features: Er hielt sich nicht zurück, nur weil es ein Wimmelbuch ist, was wahrscheinlich in verschiedenen Kinderzimmern steht.
Sexszene in einer Installation der Ausstellung: Pappe und Knete - that's all you need (Bild: Anja Bieri)
"Es wird de scho die eint oder ander Muetter oder Vater s Büechli chaufe und de mitem Chind genau ahluege und sich a Chopf länge und dänke: "uuuh, was hani da is Chinderzimmer bracht?"
-MALIBUEB
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