Jazz ist ohne Zweifel eine Kunstform, die der afroamerikanischen Kultur entsprang. Musik, die geprägt ist durch das Leid der Sklaverei in den Vereinigten Staaten. Noch heute sind systematischer Rassismus in Amerika und Diskussionen über Hautfarbe in der Jazzszene allgegenwärtig. Die heutige Ausgabe des Samschtig-Jatz widmen wir ganz der Black Lives Matter-Bewegung und stellen dir vier Künstler*innen of Colour vor, die verdammt grooven!
Shabaka & The Ancestors
Ein Album, das diesen April erschienen ist und einen ganz klaren politischen Standpunkt einnimmt, ist: «We Are Sent Here By History» der Band Shabaka & The Ancestors. Auf ihrem Album mischen sie gekonnt traditionelle Nguni-Musik aus Südafrika mit Jazz, Spirituals, zentralafrikanischen Songstrukturen und karibischem Calypso. Shabaka Hutchings sagt zu ihrem neuen Album selber:
“We Are Sent Here by History " ist eine Meditation über die Tatsache unseres bevorstehenden Aussterbens als Spezies. Es ist ein Nachdenken über die Trümmer, über das Verbrennen, eine Infragestellung der Schritte, die in Vorbereitung auf unseren Übergang individuell und gesellschaftlich unternommen werden müssen, wenn das Ende als alles andere als eine tragische Niederlage angesehen werden soll. Für die durch Jahrhunderte des westlichen Expansionismus, des kapitalistischen Denkens und der strukturellen Hegemonie der weißen Vorherrschaft verlorenen Leben und zerschlagenen Kulturen, ist die Endzeit seit langem als Gegenwart eingeläutet worden, während diese Welt als Verkörperung des lebendigen Fegefeuers erlebt wird".
Esperanza Spalding & Fred Hersch
Eine weitere Künstlerin, die gewöhnlicherweise die Basssaiten zupft, konzentriert sich für ihr letztes Album nur auf ihre Stimme! Und wie sie singt! Esperanza Spalding hat im Jahr 2018 im Duo mit Fred Hersch am Piano ein Set im Village Vanguard in New York gespielt und aufgenommen. Ein Set, in dem politische Statements, klangliche Verspieltheit und virtuose Vokallinien verschmelzen. Diesen Monat ist das Album mit fünf Standards auf Bandcamp erschienen. Dort ist es für läppische 17 US-Dollars erhältlich. Der ganze Erlös geht an Jazz-Künstler*innen, die unter der Corona-Pandemie leiden.
Zum Album "Live At The Village Vanguard" gehts hier.
Joshua Redman Quartett
Der afroamerikanische Jazz-Saxofonist Joshua Redman gehört zu den ganz Grossen. Er hat in Berkley studiert und gewann kurz nach seinem Abschluss bereits die Thelonius Monk International Jazz Saxophone Competition. Er spielte bereits mit Charlie Haden, Elvin Jones und Roy Hargrove. Mit seinem Quartett war Joshua Redman zwischen 1998 und 2001 konstant unterwegs. Ihr Album "Come What May" ist die erste gemeinsame Veröffentlichung seit 20 Jahren.
Kendrick Scott Oracle
Auch der afroamerikanische Jazz-Schlagzeuger Kendrick Scott Oracle propagiert auf seinem neusten Album für mehr zwischenmenschliche Akzeptanz. Es trägt den Titel « A Wall Becomes A Bridge». Für diese Produktion des Labels Blue Note Records hat sich Scott Oracle neben seiner Besetzung aus Gitarre, Bass, Sax und Piano noch den Turntable-Artist Jahi Sundance ins Boot geholt. Zusammen mischen sie Modern Jazz und Club Sounds. Unbedingt ein Hören wert!