AUX

Shinobu Naka im AUX: Wie eine Opersängerin zur Musikjournalistin wurde

Kritisch, klar, klassisch: Shinobu Naka über Musik zwischen zwei Welten

Wenn Shinobu Naka über Musik spricht, klingt es ein wenig so, als würde man durch ein unendlich langes Notenbuch blättern – eines, das viele Geschichten und Lyrics kennt. Und genau dieses Wissen nahm die japanische Musikjournalistin mit ins AUX und erzählte zwei Stunden lang über ihre Erfahrungen, Erinnerungen und Empfindungen.

Ursprünglich stand Shinobu selbst auf der Bühne, als ausgebildete Sopranistin. Sie studierte Gesang in Japan und erinnert sich noch heute genau an ihr erstes Solo mit dem Titel Yuki hitotsu wo tomonishite. Doch als ihr "grösstes Glück", ihre Tochter, zur Welt kam, veränderte sich nicht nur ihre Familienkonstellation, sondern auch ihre Stimmlage: „Nach der Geburt konnte ich die hohen Lagen nicht mehr singen“, erzählt Shinobu. 

"Musikjournalist*innen halten eine Dolmetscherrolle inne"

Es folgte eine Neuorientierung. Statt Arien zu singen schrieb Shinobu fortan Musikkritiken. "Als Musikjournalistin versuche ich fortan die gesungen und gespielten Emotionen auf der Bühne in Wörter zu übersetzen", so Shinobu. Heute lebt sie in der Schweiz und arbeitet als Korrespondentin für Ongaku no tomo, eines der bedeutendsten klassischen Musikmagazine Japans.

Das bedeutet: Shinobu sitzt fast täglich im Konzertsaal – in Zürich, Luzern, manchmal sogar in München. Ihre Aufgabe? Jeden Monat 15 Seiten des Musikmagazins konzipieren und erarbeiten. Ihre Haltung dabei? Hinhören, einordnen, aber nicht verurteilen. "Eine Musikkritik ist kein Freifahrtschein für Respektlosigkeit", so Shinobu Naka.

Im AUX-Talk bringt Shinobu insbesondere Musik mit, die sie im Laufe ihres Lebens geprägt hat. Dazu zählen das Kinderlied Grandfather’s Clock, das zum festen Repertoire vieler japanischer Schulen gehört, sowie Schuberts Marche Militaire, das auf der ersten Vinylplatte zu finden war, die sie sich selbst gekauft hat.

Milva: Das grosse Vorbild

Doch eine ganz besondere Rolle nimmt die italienische Sängerin Milva ein. "Milva war und ist mein grösstes musikalisches Vorbild", sagt Shinobu. Viele Milva-Songs sind deshalb Teil der AUX-Sendung. Wie viele Milva-Songs im AUX-Talk dabei waren und was Édith Piaf damit zu tun hat, hörst du hier: 

Zwischen den Musikstücken spricht Shinobu zudem über die aktuelle Lage von Kulturjournalismus, über eine Welt im politischen und wirtschaftlichen Umbruch und darüber, wie wichtig es ihr ist, dass die klassische Musikszene wieder "zugänglicher und nahbarer" wird. Auch inwiefern das umsetzbar ist, analysiert die erfahrene Musikjournalistin.

Dieses AUX-Gespräch musste nicht laut sein, um nachzuhallen – ganz wie einige der klassischen Stücke, die Shinobu mitgebracht hat: Denn: "Sie entfalten ihre Wirkung erst, wenn man wirklich zuhört".


Playlist:

„Grandfather's Clock“ (大きな古時計) - Henry Clay Work 

"Yuki hitotsu wo tomonishite“ (勇気一つを友にして)

Marche Militaire - Franz Schubert

Sound of Music - Julie Andrews

"Cruz no Shima" (十字架の島 )

Tango Italiano - Milva

Im wunderschönen Monat Mai - Fritz Wunderlich

Dio, Come ti amo - Gigliola Cinquetti

Hard to Say I'm Sorry - Chicago

Vissi d'arte - Maria Callas

Nuovo Cinema Paradiso - Ennio Morricone

Hymne à l'amour - Édith Piaf

Buenos Aires (Sommer) - Astor Piazzolla

O, soave fanciulla - Charles Castronovo, Sonya Yonceva

Als ich dich in meinem Leib trug - Hanns Eisler/Bertolt Brecht

Allerseelen - Richard Strauss

Madame Butterfly (1° Akt Duett) "Vogliante mi bene" - Puccini

Oblivion...J'oublie - Astor Piazzolla & Milva

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