Wie Michel und Elay mit Worten bewegen
Wenn zwei Menschen nicht nur privat ein Paar sind, sondern sich auch gemeinsam vor ein Mikrofon setzen, entsteht etwas Besonderes. Michel und Elay machen genau das in ihrem Podcast "Seid ihr Brüder". In dem Podcast sprechen sie über Beziehungen, queeres Leben, gesellschaftliche Normen und persönliche Erfahrungen. Und das mit einer Offenheit, die gleichzeitig unterhält und bewegt.
Wie alles begann und warum der Name Programm ist
Michel und Elay sind seit mehreren Jahren ein Paar und seit einiger Zeit auch Podcast-Hosts. "Seid ihr Brüder" entstand aus dem Wunsch, ein gemeinsames Projekt zu starten, das unabhängig von ihren individuellen Jobs im Medien funktioniert. Was zunächst wie ein Neujahrsvorsatz begann, wurde zu einer festen Plattform, auf der sie über Themen sprechen, die ihnen am Herzen liegen: Beziehung, Männlichkeit, queere Identität und gesellschaftliche Entwicklungen.
Der Name des Podcasts stammt dabei direkt aus ihrem Alltag. Immer wieder wurde ihnen in der Öffentlichkeit die Frage gestellt, ob sie Brüder seien – eine Mischung aus Neugier, Irritation und heteronormativer Verwirrung. Der Titel ist heute eine humorvolle, aber auch kritische Referenz auf diese Erfahrungen.
Repräsentation, Reaktionen und Realitäten
Sichtbarkeit ist ein zentraler Bestandteil ihres Schaffens. Als offen queeres Paar sehen Michel und Elay ihre Plattform auch als Chance, anderen queeren Menschen Mut zu machen, besonders jungen Menschen, die sich selbst noch finden. Sie erzählen von Fan-Nachrichten, in denen ihnen berichtet wird, dass ihr Podcast den entscheidenden Anstoss für ein Coming-out gegeben habe. Solche Rückmeldungen bestätigen ihnen, wie wichtig ihre Arbeit ist.
Doch die Sichtbarkeit bringt auch Herausforderungen mit sich. Diskriminierung gehört für sie zum Alltag, online wie offline. Während sie mit Hate-Kommentaren im Netz meist gelassen umgehen, sind persönliche Anfeindungen auf der Strasse belastend. Trotzdem lassen sie sich nicht unterkriegen. Ihre Antwort auf Hass: Weitermachen, laut bleiben, Räume schaffen.
Podcast live erleben & Erfahrungen auf der Bühne
Ein besonderes Highlight war für Michel und Elay ihr Auftritt beim Podcast Clash im Zürcher Club Exil. Gemeinsam mit den "Züri Buebe" standen sie vor Live-Publikum auf der Bühne. Trotz Nervosität, war es ein positives Erlebnis. Die Spiele, darunter PowerPoint-Karaoke und Cocktails mixen, sorgten für ausgelassene Stimmung. Die direkte Begegnung mit ihren Hörer:innen war ein einzigartiges Erlebnis und motiviert sie, zukünftig noch stärker in Richtung Live-Formate zu denken.
Bild von Instagram @seidihrbrueder
Pläne, Ideen und queere Partys
Die Zukunft des Podcasts ist offen, aber voller Ideen. Michel und Elay möchten neue Formate ausprobieren, vielleicht sogar eine eigene Eventreihe starten: eine Party für queere Menschen und "Allies" in der Schweiz. Der Gedanke, queere Safe Spaces zu schaffen, steht dabei im Zentrum. Auch weitere Live-Shows sind in Planung, wenn auch noch nicht konkret. Wichtig ist ihnen, dass das Format zu ihnen passt und nicht zur reinen Show wird.
Gleichzeitig wünschen sie sich, mit anderen Podcasts zu kollaborieren. Kontakte bestehen bereits unter anderem zu der «Thronfolge» und anderen Formaten der Schweizer Podcast-Szene. Wichtig ist ihnen dabei, dass gemeinsame Projekte nicht nur «freundschaftlich nett», sondern inhaltlich spannend und relevant sind.
Bild von Instagram: @seidihrbrueder
Playlisten, Podcasts und private Grenzen
Anlässlich des Pride Month kuratierten die beiden eine Playlist mit vielen queeren Artists. Auch privat teilen sie den gleichen Musikgeschmack, inklusive Spotify-Account. Der Podcast ist für beide mehr als ein Projekt: Er ist ein Ort, an dem sie sich authentisch zeigen können, so, wie sie auch im Alltag miteinander sprechen. Die Grenze zwischen Beziehung und Podcast verschwimmt dabei bewusst. Eine künstliche Trennung sei für sie weder nötig noch sinnvoll. Trotz dieser Offenheit gibt es persönliche Themen, die sie bewusst ausklammern. Besonders dann, wenn noch andere Menschen betroffen sind oder wenn sie selbst noch nicht bereit sind, etwas öffentlich zu teilen. Auch grosse, komplexe Themen bereiten sie gezielt vor, manchmal mit Notizen, manchmal mit einem Moment aus dem Alltag, den sie spontan festhalten und später im Podcast thematisieren.
Michèl's & Elay's Playlist:
Addison Rae - New York
Lady Gaga, Charli XCX, A.G. Cook - 911
KATSEYE - Gnarly
Orville Peck - Dead of the Night
Lorde - What Was That
Addison Rae - Headphones On
Crowded House - Don't Dream It's Over
Lady Gaga - Shadow Of A Man
Lady Gaga - Abracadabra
Ethel Cain - Crush
Chappell Roan - Pink Pony Club
Charli XCX, Lorde - Girl, so confusing
Beyoncé - ALIEN SUPERSTAR
Chappell Roan - Naked In Manhattan
Lana del Rey - West Coast
RuPaul - Supermodel (feat. Skeltal Ki)
Lunik - The Most Beautiful Song
Robyn - Call Your Girlfriend
Queen, David Bowie - Under Pressure
Bronski Beat - Smalltown Boy
Lorde - Mood Ring
Bree Runway, Baby Tate - DAMN DANIEL
Pink Pantheress - Illegal
Lana Del Rey - Love
JADE - Angel Of My Dreams